Doom with a spin

In München sind die Italiener*innen von Messa zwar nach ihren Auftritten auf dem Dark Easter 2022 (Review hier) und 2023 mit Crowbar (Review hier) keine Unbekannten mehr, mit dem großen „Ausverkauft“-Schild am Feierwerk hätte ich dann allerdings doch nicht gerechnet. Natürlich ist das völlig verdient, aber ich bin froh, dass ich früh da bin und mir daher einen guten Platz vorn an der Bühne sichern kann. Erst wenige Tage vor dem Konzert haben Messa ihr viertes Album The spin veröffentlicht, das ebenso wie die Vorgänger hervorragende Rezensionen eingeheimst hat. Doom Metal als grobe Richtlinie, angereichert mit Elementen des Jazz, Blues, Seventies Rock und noch so diversen Sachen – das ist eine ziemlich einzigartige und sehr faszinierende Mischung, die live noch einmal eine ganz eigene Magie entfaltet.
DSC_4304-Verbessert-RRZuerst einmal stehen aber die recht jungen Ingolstädter von Hazeshuttle auf dem Plan, die den Abend eröffnen. Mir sagt das Trio bisher nichts, laut Ankündigung spielen die drei instrumentalen Stoner Rock mit einen hohen Anteil Fuzz und Psychedelic. Allein der Bühnenaufbau verspricht schon ein ungewöhnliches Hörerlebnis, das beeindruckend ausgestattete Schlagzeug ist prominent mittig vorn am Bühnenrand platziert, links und rechts davon diverse eindrucksvoll bestückte Pedalboards mit noch eindrucksvollerer Verkabelung. Was haben die Jungs nur vor? Viel, wie sich dann in der nächsten Dreiviertelstunde etwa herausstellt, denn das Trio meint es vom ersten Ton an ernst. Hochkonzentriert und selbst ganz in die Musik versunken erschaffen Spotty an den Drums, Seb an der Gitarre und Raphi am Bass eruptive, hypnotische Klangwelten, die auch mal zart wabern können. Nach „Alpha Centauri“ wird aus dem Publikum energisch „mehr Cowbell“ gefordert, und prompt klopft Drummer Spotty grinsend auf das an seinem Drumkit befestigte Objekt. „Noch mehr!“, ertönt es gleich darauf, und alle müssen lachen. Das Trio hat sich seit der Gründung 2018 bereits einen sehr guten Ruf in der regionalen Stoner- und Psychedelicszene erspielt, und das völlig zu recht. Musik wie aus einem Guß, vielschichtig und mit vielen spannenden Details (siehe die Cowbell, aber auch diverse andere Geräte), mit Wucht und genau richtig viel Dissonanz. Beim letzten Song wird die Vorliebe des Trios für noisige Soundtüfteleien noch mal sehr deutlich, ein furioser Abschluss des Auftritts. Chapeau!

DSC_4462-Verbessert-RRBald darauf geht es dann auch schon weiter mit Messa, die Bühne wird von einem simplen Backdrop mit dem Ouroboros-Cover von The spin geschmückt, mehr Deko ist nicht nötig. Der Abend steht auch musikalisch ganz im Zeichen von The spin, das die Band kurzerhand komplett am Stück spielt. Das ist so mutig wie genial, denn dieses Album sollte man – wie so viele andere ja auch – am Stück hören und die Songs auf sich wirken lassen. Besonders gespannt bin ich, wie die neu hinzugekommenen Elemente von 80ies-Goth-Rock und Ähnlichem live wirken, nur allzu gern würde ich mich Albertos Gitarrenexzessen hingeben, Marcos ruhiger Präsenz am Bass, Roccos punktgenauem Schlagzeugspiel und vor allem natürlich – Saras Stimme. Doch das wird mir – ich stehe ganz vorn an der Bühne – leider durch den an diesem Platz anfangs wirklich katastrophalen Sound, in dem Saras Stimme in weiten Teilen einfach mal überhaupt nicht zu hören ist, vermiest, was mich wirklich, wirklich ärgert. Weiter hinten in der Kranhalle scheint es etwas besser ausgesteuert zu sein, wie ich nach dem Konzert erfahre, immerhin. Trotzdem: Gerade bei dieser Band wäre ein glasklarer Sound schon echt schön. Ich versuche, mich trotzdem auf Songs wie die Vorabsingle „Fire on the roof“ oder später „Leah“ vom zweiten Album Feast for water zu konzentrieren und diese zu genießen. Heute werden Messa auch gelegentlich durch einen Gast (dessen Namen ich leider nicht herausgefunden habe) am Keyboard und der Trompete (zum Beispiel bei „The dress“) unterstützt. Sara bedankt sich immer wieder für den großen Publikumszuspruch und den jubelnden Beifall, vor allem aber die Aufmerksamkeit, die wir der Musik zuteilwerden lassen. Kunststück, bei derart eigenständiger Musik, die einen mit jedem Song mehr verzaubert und mitreißt. Nach „Rubedo“ und der Zugabe „Hour of the wolf“ vom Debütalbum Belfry ist der Abend endgültig zu Ende, Messa entlassen uns wieder in die Realität. Mille grazie!!

Messa haben wieder einmal gezeigt, wie besonders ihr sich stets weiterentwickelnder Sound ist und wie großartig diese Melange auf der Bühne funktioniert, auch wenn auf selbiger gar nicht so viel passiert, da die Musiker*innen relativ fest auf ihren Plätzen bleiben. Doch darum geht es auch gar nicht, sondern um die Atmosphäre, die sie dabei erschaffen. Doppelt schade, dass der Sound heute nicht gut war, aber trotzdem schön, Messa mit dem neuen Album und mit so großem Publikumszuspruch gesehen zu haben (trotz nicht zu verachtender Konzertkonkurrenz an dem Tag, u. a. haben die Hellacopters in der Muffathalle geschweinerockt und Patriarkh im Backstage geräuchert). Hazeshuttle waren eine tolle Neuentdeckung für mich (aber nicht für große Teile des Publikums, also mea culpa) und seien allen Fans von Quietsch-Fiep-Fuzz und tiefergestimmten Gitarren dringend ans Herz gelegt.

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

Setlist Messa
Void meridian
At races
Fire on the roof
Immolation
The dress
Reveal
Thicker blood
Leah
Rubedo

Hour of the wolf

(903)

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