Ein Abend musikalischer Legenden

Bei allem Weihnachtsstress und zu besorgenden Geschenken darf man ja auch nicht vergessen, sich selbst eine Freude zu machen. Was liegt da bei einem musiksüchtigen Menschen näher, als auf ein derart hochklassiges Konzert zu gehen wie an diesem Mittwoch im Backstage Werk. Triptykon, die Großmeister der abgrundtiefen Düsternis, gepaart mit den Quasi-Begründern des Schweden-Death-Metals At the Gates, die sich nach vielen Jahren Auszeit mit nur gelegentlichen Konzerten jetzt wieder mit einer neuen Platte zurückgemeldet haben. Nix wie hin also, und das dachte sich eine durchaus ansehnliche Zahl Besucher, die das Werk nach und nach sehr gut füllen.

morbus-chronLos geht’s relativ pünktlich mit den Schweden-Deathern von Morbus Chron, die mir bis dato nichts sagten, deren recht oldschooliger Death Metal mit leicht verhalltem Gesang mir aber beim Reinhören im Internet recht gut gefallen hatte. Live funktioniert die Mischung aus anspruchsvollen Frickel- und atmosphärischen Passagen und eigentlich schön holzendem Geschredder (das mich zeitweise an ganz alte Tiamat oder auch Edge of Sanity erinnert) für mich nicht ganz so gut, vielleicht ist’s auch der falsche Abend dafür. Ich finde es auch schade, dass die Band ohne Begrüßung/Ansage/Verabschiedung ihr Set durchspielt, nicht mal ein Backdrop o.Ä. deutet darauf hin, wer da gerade auf der Bühne steht. Das Publikum ist dagegen angetan und spendet fleißig Beifall. Schlecht ist der Auftritt aber keineswegs, an einem anderen Abend wäre ich vielleicht auch begeisterter.

 

triptykonNach kurzer Umbaupause kommt dann mein persönliches Highlight des Abends, Triptykon um die Schweizer Legende Tom Gabriel Fischer. Mit Melana Chasmata haben sie ein das Debüt Eparistera Daimones noch übertreffendes zweites Album auf dem Markt, der Auftritt auf dem Dark Easter Metal Meeting im April war schon phänomenal – kann da was schiefgehen? Nein. Die Setlist ist zwar wieder verhältnismäßig Celtic-Frost-lastig (nein, überhaupt nichts gegen Celtic Frost, bewahre, aber ich mag eben das Triptykon-Material auch sehr und würde da gern mal mehr live hören), aber in der Gesamtheit sorgt der Auftritt natürlich trotzdem für verschärftes Nackenmuskeltraining. Tom Gabriel Fischer ist auf seine zurückhaltende Weise sehr gut aufgelegt, und das entspannte, freundschaftliche Verhältnis zwischen den Bandmitgliedern wird auch wieder mal deutlich. „Goetia“, das mächtige „Altar of Deceit“ vom zweiten Album sowie „The Prolonging“ bilden einen schönen Triptykon-Rahmen um die alten Celtic-Frost-Hammer „Circle of the Tyrants“ – hier übernimmt Tompa Lindberg von At the Gates die Vocals – und „The Usurper“, und es ist eine Freude, den hervorragenden Musikern (allen voran Bassgöttin Vanja Šlajh) zuzuschauen.
Viel zu schnell ist der Auftritt vorbei, und ich hoffe, Triptykon bald mal als Headliner mit längerer Setlist zu sehen zu bekommen.

at-the-gatesAt the Gates haben danach ein leichtes Spiel mit einem Best-of-Programm, das sich gewaschen hat. Vom ersten Moment an ist das Publikum voll dabei, auch wenn die Stimmung naturgemäß bei alten Krachern wie „Slaughter of the Soul“, „Raped by the Light of Christ“, „Under a serpent Sun“, „World of Lies“ oder dem ersten Song der Zugabe, „Blinded by Fear“ etwas enthusiastischer ist als beim Material vom neuen Album At War with Reality. Die Band wirkt fantastisch aufeinander eingespielt, Sänger Tomas „Tompa“ Lindberg steht wie immer keine Sekunde still und nimmt auch über ein im Graben aufgestelltes Podest regelmäßig Kontakt zu den ersten Zuschauerreihen auf.
Eine echte Reise zu den Anfängen des Schweden-Deaths und ein sehr guter Auftritt, der zu Recht von den Fans bejubelt wird.

Fazit: Triptykon waren phänomenal gut, At the Gates für die Fans ebenso (ich ganz persönlich finde die Songs auf Dauer ein wenig eintönig, aber die Band mal gesehen zu haben, war auf jeden Fall lohnenswert), Morbus Chron haben mich etwas auf dem falschen Fuß erwischt – vielleicht reißen sie mich irgendwann anders mehr mit.
Eine Hölle für die Fotografen war allerdings das Licht – wenn die Bands nicht in dunkelgrünen Lichtschwaden verschwanden, wurden sie mit quasi allen verfügbaren Scheinwerfern bombardiert. Das hat mir zumindest doch etwas die Laune verdorben, nicht nur als Fotografin, sondern auch als Zuschauerin.

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

Setlist At the Gates:

El Altar del Dios Desconocido
Death and the Labyrinth
Slaughter of the Soul
Cold
At War with Reality
Terminal Spirit Disease
Raped by the Light of Christ
The circular Ruins
Under a serpent Sun
Windows
City of Mirrors
Suicide Nation
Heroes and Tombs
Nausea
World of Lies
The burning Darkness
The Book of Sand (The Abomination)

Blinded by Fear
Kingdom gone
The Night eternal

 

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