Sind wir nicht alle ein bisschen Björk?

 

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Samaris sagte mir nichts, bis ein Freund auf ein Konzert in München hinwies und ich mich ein bisschen durch Youtube klickte. Es gefiel mir, was ich sah und hörte, und mein Vorurteil war bestätigt: Isländerinnen sehen alle niedlich aus, schminken sich gar nicht oder seltsam und klingen wie Björk. Als Björk-Fan der ersten Stunde beschloss ich, mit auf das Konzert zu gehen.

Fast jeden Tag in diesem Dezember waren Samaris, gegründet 2011 im isländischen Reykjavík, auf ihrer European Tour 2014 unterwegs, den letzten Halt machen sie in München, der einzigen deutschen Stadt. Der kleine Milla-Club in der Holzstraße ist gut gefüllt. Nach 21 Uhr kommen die drei jungen Musiker von Samaris auf die Bühne. Links nimmt Áslaug Rún Magnúsdóttir, die Klarinettistin, ihren Platz ein, rechts Þórður Kári Steinþórsson, aka ‘Doddi’, der Meister am Computer, aus dem alle Klänge kommen außer eben der Klarinette, und in der Mitte Jófríður Ákadóttir, die Stimme von Samaris. Wir werden nett begrüßt: „Hallo München, wie geht’s?“, danach geht es aber weiter auf Englisch. München aber freut sich, individuell begrüßt zu werden. Kaum einer im Publikum wird Isländisch verstehen. Doch die sympathische Sängerin sagt jeden Song an und erklärt ausführlich, sodass man sich die Stimmung, die die Texte vermitteln sollen, dennoch vorstellen kann. Mal fühlt man sich wie am Strand, im heißen Sand und vor sich hin träumend, mal geht es darum, dass man ganz klein ist im Vergleich zum großen Universum; aber auch der ganz Kleine kann versuchen, am Großen teilzunehmen, es zu verändern.

Laut eigenen Angaben auf ihrer Homepage ist der Musikstil eine Kombination von Electronica, Klarinette und der wundervollen Stimme der Sängerin, sie mixen „eiszeitliche“ Electronica (die Isländer …) und pulsähnliche Beats mit eindringlichen Gesängen, die Texte sind Gedichten isländischer Dichter des 19. Jahrhunderts entommen. Der Effekt soll sein, sich gleichzeitig modern und alt anzuhören, einen sinnlichen Klang mit dunklen Räumen und Alien-Atmosphäre zu haben. Und das stimmt auch. Es klingt irgendwie spacig, unheimlich, aber dann doch wieder licht und fröhlich. Das liegt sehr an der Stimme Jófríður Ákadóttirs, die hell, zart und lieblich ist, aber auch kraftvoll oder auch mal nur gehaucht und angedeutet. Die Stimme dieser isländischen Elfe erinnert sehr an Björk, hat eine ähnliche Klangfarbe. Der Sound ist gut, Zusammenspiel und Timing der Musik aus dem Computer mit den Live-Musikern ist perfekt. Jófríður Ákadóttir braucht für ihre Performance am meisten Platz. Ganz in helle Farben gekleidet kann man sie im düsteren Raum am besten sehen, wie sie sich unentwegt bewegt, auf und ab, vor und zurück. Zusätzlich werden die Songs mit Gesten untermalt, weit ausholend mit den Armen zur Seite, nach oben, sie nimmt Raum ein, die zarte Person, es sieht niedlich aus. Wenn es mal nichts zu hüpfen oder mit den Armen zu erklären gibt, werden diese vor dem Oberkörper platziert, Handflächen aneinander, wie zum Gebet oder zum Dank.

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Da es der letzte Auftritt von einer Reihe von Konzerten ist, meint Jófríður in liebenswert alberner (Aus-)Plauderlaune, nachher mit uns feiern zu wollen. Es gibt noch einen Hinweis darauf, dass alle für das Konzert-Merchandise mitgebrachten CDs aus(verkauft) sind, dafür hätten sie aber umso mehr T-Shirts am Stand ausgelegt, wunderbare Shirts, die man – ja, warum eigentlich? – ach, einfach kaufen soll. Und weil sie sie dann eben auch nicht mit nach Hause schleppen müssen.
Dem Publikum gefällt die Stimmung der Band und im Saal. Und so kommt das letzte Lied und nach frenetischem Applaus noch eine Zugabe, ein „Remake“, wie die Sängerin anmerkt.
Danach ist nach gut eineinviertel Stunden Schluss. Ich denke, viel mehr Musik haben die drei talentierten Musiker mit ihren bisherigen zwei Veröffentlichungen Samaris (2013) und Silkidrangar (2014) einfach noch nicht auf Lager.
Aber es hat Spaß gemacht. Und ich brauche diese CDs!

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