„Wo ist mein fucking Geschenk?“

P1240595Nach zweijähriger Corona-Pause kann endlich auch die traditionelle Weihnachtstour der britischen Punk-Legende Peter and the Test Tube Babies wieder stattfinden, dieses Jahr unter dem Motto „The final whistle“. Das klingt ein bisschen nach Abschied, immerhin ist die Band um Sänger Peter Bywaters bereits 1978 gegründet worden und eine der letzten aktiven Bands der ersten Punk-Welle. Doch später wird klar, dass sie sich mit dem Motto auf die gerade erst beendete Fußball-WM beziehen. Fußball ist natürlich immer ein Thema auf der Insel.

P1240116Eine halbe Stunde vor Beginn ist es noch überaus übersichtlich in der Backstage Halle, was vielleicht auch an der im Vorfeld nicht bekannten Vorband liegt. Da aber im Hintergrund der Bühne bereits das Logo von Peter and the Test Tube Babies prangt, ist klar, dass es heute keinen Support-Act geben wird. Somit verzögert sich auch der Auftritt, und erst gegen 20:30 Uhr geht es los. Die Band eröffnet den Abend direkt mit dem Klassiker „Keep Britain untidy“, um trotz der Fußball-Trikots klarzumachen, dass der Punk heute Einzug hält. Bassist Nick Abnett fehlt überraschend, für den ein neuer Kollege eingesprungen ist. Weiter geht’s mit „Run like hell“, nachdem Peter sich artig mit „Danke, Schatzis!“ bedankt, bevor er dem Publikum mit einem Weißbier zuprostet und kurz und knapp „The Jinx“ ankündigt. Die Anwesenden sind noch gar nicht richtig warm, trotzdem wird damit natürlich die Pogo-Runde eingeläutet. „Did you enjoy the World Cup?“, fragt Peter und muss erst mal über das Abschneiden der deutschen Mannschaft lachen. „Never made it“ passt da vom Titel her natürlich perfekt. Nun reckt Peter erst mal sein Weißbier in die Höhe: „Prost!“, und erklärt anschließend: „This song is about the German National Team.“ Damit ist natürlich „My unlucky day“ gemeint, und er spottet noch ein wenig über die Niederlage gegen Japan. Das Video im Hintergrund ist genau getimet, und so deutet er nicht ohne Stolz nach hinten: „The beautiful English Ladies beat the Germans in summer!“, wo man gerade das englische Team jubeln sieht. Weiter geht es mit „Every second counts“, bei dem in den vorderen Reihen mitgeklatscht wird. Mit „Moped lads“ folgt ein weiterer stimmungsvoller Klassiker, der ordentlich Bewegung in der Menge auslöst. Bei „U bore me“ kommt es schließlich zu einem „Hey! Hey!“ Sprechchor, und Peter mag sein Publikum: „Danke, Schatzis! Now we’re back ‚In yer face‘!“ Ein weiteres Mal wird fröhlich geschubst und getanzt, dann heißt es: „And after ‚In yer face‘, what’s next? ‚Up yer bum‘, of course!“, wozu er den Mittelfinger von unten nach oben streckt.

P1240213Bei „Spirit of Keith Moon“ stellt Peter den heutigen Bassisten vor. Leider habe ich den Namen nicht verstanden, sorry. Oder ich sag dazu einfach „None of your fucking business“. Nach dem Song fügt er noch mit gestrecktem Stinkefinger „Up your arsehole!“ hinzu. Nun stellt Peter fest: „So it’s nearly Christmas, Weihnachten! Wo ist mein fucking Geschenk?“ Da müssen alle erst mal lachen, doch dann bietet jemand Peter sein leeres Bier an. Der ist natürlich entsetzt: „An empty beer bottle? Come on!“ Das sorgt natürlich für noch mehr Gelächter. Doch schließlich drückt irgendwer ihm eine volle Flasche Duke Gin in die Hand, und eine Selbstgedrehte fliegt auf die Bühne. „Gin and a joint! That’s great!“ Peter ist happy, und so kann die Show weitergehen. „Is there someone on the phone right now?“ Drei, vier Leute melden sich ahnungslos, und für die hat Peter eine Botschaft: „I hate smartphones and this is called ‚Facebook loser‘!“ Wie die P1240481Ironie es so will, sind dabei natürlich trotzdem einige Handys oben. Nach „Keys to the city“ bedankt sich Peter mit „Danke, Schatzis!“ und fügt hinzu: „We play a couple of last ones. This one’s ‚Shake my world‘!“ Dabei grinst er über beide Ohren und hat sichtlich Spaß. Anschließend schreit er: „I’m a fucking ‚Maniac‘!“ und lacht während des Songs ähnlich irre wie der Joker aus Batman. Nun meldet sich Sam Fuller hinter dem Schlagzeug: „So, Munich, do you have a good night?“ Da die Antwort nicht laut genug ausfällt, wird die Frage noch mal wiederholt, und er erklärt: I want everybody to be dancing! This one’s called ‚Banned from the pubs‘!“ Jetzt geht es natürlich rund, und alle singen lauthals mit. Als Intro zu „Blown out again“ hämmert die Bass-Drum rhythmisch immer schneller, bevor der Song und das Publikum schließlich explodieren. Das freut auch Peter: „Vielen Dank, vielen Dank! Dankeschön! Fröhliche Weihnachten! Gute Nacht!“ Damit verlässt er allen voran die Bühne, und Gitarrist Del Strangefish hebt zum Abschied noch die Faust zum Gruß.

P1240434Aber natürlich folgen noch die Zugaben. Dafür heizt Sam das Publikum an: „Do you want some fucking more?“, bevor er sich wieder hinters Schlagzeug klemmt. Das Gejohle ruft nun auch Peter wieder auf die Bühne: „This one goes out to The King of Rock ’n‘ Roll!“ Und als alle schon jubeln, schiebt er mit fettem Grinsen „Robbie Williams“ nach und hat damit natürlich die Lacher wieder auf seiner Seite. Trotzdem wird „Elvis is dead“ angestimmt. Den zweiten Refrain lässt er das Publikum singen, das sich mit den drei Wörtern „Elvis is dead“ als erstaunlich textsicher präsentiert. Das erfeut auch Peter: „Danke, Schatzis!“ Beim nun folgenden „Hocus Pocus“ fängt Peter quasi das Jodeln an und muss selbst deswegen lachen. Schließlich heißt es: „We got one more!“, und mit „September“ geht der Abend zu Ende. Während des Songs steigt ein Typ auf die Bühne und lässt sich ohne zu zögern einfach mit ausgebreiteten Armen rückwärts fallen, ohne zu wissen, ob er aufgefangen wird. Respekt, denn das hätte auch schiefgehen können. So eng ist es durch den Pogo jetzt nicht vor der Bühne, aber er wird sicher nach hinten getragen. Derart ermutigt headbangt nun auch noch eine Frau auf der Bühne, die schließlich auch noch ihren Begleiter noch oben zieht. Am Ende bedankt sich Peter beim Publikum mit „Vielen Dank! Guten Abend! Fröhliche Weihnachten!“ Mit der Selbstgedrehten im Mund präsentiert er stolz noch einmal seinen Gin, von dem er nun sicherlich ein Schlückchen im Backstage-Bereich genießen wird. So manche*r schaut noch mal beim Merchandise-Stand vorbei für ein eigenes persönliches Weihnachtsgeschenk, und so klingt der Abend langsam aus.

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

Setlist:
Keep Britain untidy
Run like hell
The Jinx
Never made it
My unlucky day
Every second counts
Moped lads
U bore me
In yer face
Up yer bum
Spirit of Keith Moon
None of your fucking business
Facebook loser
Keys to the city
Shake my world
Maniac
Banned from the pubs
Blown out again

Elvis is dead
Hocus Pocus
September

(1500)