Immer angepisst, niemals angepasst
– oder –
“Fick die AfD! Immer!”

Eins der ersten Highlights des Jahres steht an, denn die Grindcore-Veteranen Napalm Death laden zur Campaign for musical destruction Tour 2025. Als Gäste im Vorprogramm haben sie die Newcomer BRAT aus New Orleans eingeladen, Full Of Hell aus Ocean City (Maryland) sowie Crowbar, noch einmal aus New Orleans. Das verspricht also ein hochkarätiger Abend zu werden, und voller Vorfreude machen wir uns auf ins Backstage Werk. Die Ablenkung am Wahlabend nehmen wir nur allzu dankend an.

DSC_2626_BratEs geht früh los, und so sind wir bereits viertel vor sechs am Backstage, doch die gefürchtete Einlassschlange bleibt heute aus. Dafür können wir uns vorher austauschen und stressfrei den Merch begutachten. Unter anderem haben Napalm Death aus aktuellem Anlass ihr Nazi Punks Fuck Off Longsleve im Sonderangebot, und das Rainbow-Shirt ist endlich auch wieder in rosa erhältlich. Im Werk ist die linke Seite mit Stoffbahnen abgehängt, ausverkauft ist die Show also nicht.
Als BRAT schließlich pünktlich um 18:30 Uhr starten, ist das Werk locker und vielleicht zur Hälfte gefüllt. Die Band besteht aus Gitarrist Brenner Monate, Bassist Ian Hennessy und Drummer Dustin Eagan, der nicht nur optisch ein Gegengewicht zu Sängerin Liz Selfish bildet, die als letztes die Bühne betritt. Nach einem kurzen Techno-Intro eröffnen sie fulminant mit “Ego death”, bei dem auch Brenner brüllt. Doch das Hauptaugenmerk liegt auf Liz, die über die Bühne wirbelt und mit langen blonden Haaren und dem kurz geschnittenen pinken Shirt tatsächlich diesen amerikanischen Barbie-Look verkörpert. “Hi, how are you doing tonight?”, fragt sie das Publikum. “We’re BRAT from New Orleans, Louisiana!” Doch die Münchner*innen müssen zu dieser frühen Stunde erst noch ein wenig warm werden, also geht es direkt weiter mit dem grindigen “Rope drag”. Anschließend wiederholt Liz noch einmal ihre Frage, bevor sie erklärt: “We wanna take this off with a cover. This is ‘Barracuda’!”, im Original von Heart. Damit steigt nun auch die Stimmung im Publikum. Anschließend ruft Liz: “The next song ist for the ladies in the crowd! It’s called ‘Human offense’!” Dazu läuft als Intro der Shania Twain Einspieler “Man! I feel like a woman!” Die Fans vorne am Zaun gehen richtig mit, und Brenner macht dazu wieder den zweiten Brüller. Dass die Band Humor hat, beweist sie spätestens mit dem Einspieler “…Baby one more time” von Britney Spears, mit dem “Hesitation wound” eingeleitet wird. Dank dem amtlichen Geschredder könnte der Gegensatz nicht größer sein. Barbiegrind nennen BRAT selbst ihren Stil, und das könnte in den Moment wohl nicht treffender sein. Nun folgt auch noch “Everytime we touch” von Cascada als Einspieler, mit dem Electric Callboy auch schon für Furore gesorgt haben. Liz lässt den Kopf vornüber hängen, sodass ihre Haare über den Bühnenboden wischen, bevor es mit “Social grace” in die Vollen geht. Liz reißt dabei schwungvoll die Beine hoch. Offensichtlich hat sie eine Vergangenheit als Cheerleader, was sie nun auf der Bühne passend ironisch ausnutzt. “Where are you, Munich?” ruft sie anschließend und versucht so auch mehr Schwung ins Publikum zu bringen.
Das folgende “Mean is what we aim for” rocken die Jungs alleine, was wohlwollendes Kopfnicken verbreitet. “Sorry for party rocking” von LMFAO ist der nächste Einspieler, zu dem Liz zurückkehrt, um “Blood diamond” zu performen. Nun wendet sie sich wieder ans Publikum: “Has anybody heard of BRAT before?” Es gibt vereinzelte Rufe, und einer sticht heraus: “ Yeah, that guy in the pink hoodie over there!” Liz freut sich und macht gleich noch Werbung für den Merch-Stand, bei dem es noch mehr pinke Fan Utensilien gibt. “It’s our first time in Europe, it’s so exciting!” Das wird mit lautem Applaus bedacht, und zum Dank wird ausgerechnet “Dancing queen” von ABBA eingespielt, das viele textsicher mitsingen. Doch dann grunzt sich Liz bei “Truncheon” wieder die Seele aus dem Leib und garniert das Ganze mit Cheerleader-Moves. Nach dem Applaus ruft sie: “Thank you! We’re back in Germany in summer. This one’s called ‘Slow heat’!” Das fällt tatsächlich schwerer und doomig aus, und mittendrin gibt es einen Break mit einem Sample. Dabei entledigt sich Liz ihrer Extensions, bevor mit “Toxic chain pain” der letzte Song folgt. Gitarrist Brenner übernimmt hier noch einmal die zweite Stimme, und mit fettem Double-Bass-Drumming von Dustin endet die Show nach ziemlich genau dreißig Minuten. Mit gebührenden Applaus werden die Musiker verabschiedet, und wir lassen das Gesehene kurz Revue passieren. Cooler Humor, coole Show, und dennoch hat uns irgendwas gefehlt, ohne das genau ausmachen zu können. So bleibt die Spannung, wie sich BRAT weiter entwickeln werden.

DSC_2776Plötzlich ist die Umbaupause schon vorbei, und nur zwanzig Minuten später betreten Full Of Hell die Bühne. Das Intro spielt Sänger Dylan Walker selbst an seinen elektronischen Reglern, dann reicht ein Blick zueinander und “Deluminate” explodiert regelrecht. Dylan schreit wie am Spieß, und Spencer Hazard an der Gitarre, Sam DiGristine am Baß und David Bland am Schlagzeug erzeugen einen Höllensound. “Guten Tag, Munich!” werden wir kurz begrüßt. “This song ist about all the microplastic that is running through our bodies!”, und “Asphyxiant blessing” knallt nicht weniger heftig. Nun folgt “Pisces legs”, dessen Intro reichlich quietscht und in langgezogenen Rückkopplungsgeräuschen endet. Trotzdem gibt es ordentlich Applaus, der mit “Dankeschön!” entgegengenommen wird. Dylan erzählt von seinen “Pennsylvanian dutch” Wurzeln und freut sich: “This place is awesome, I love coming here! Thank you!” David zieht derweil sein Shirt aus, und Dylan durchschreitet “Doors to mental agony”. Er brüllt, kreischt und lässt alles raus, dann Stille und kurzes Innehalten. “This song is about every metalhead in Pennsylvania exploding all at once!” verstehe ich als Ansage zu “Transmuting chemical burns”, aber vermutlich stimmt da irgendwas nicht. Dafür wird “Crawling back to God” von einem Sprachsample eingeleitet, bevor konventionelle Hörgewohnheiten erbarmungslos attackiert werden.
“Amber mote” startet mit einem Noise Loop, bevor der Song wieder explodiert. Eine Gruppe von jungen Punks reißt das richtig mit, und so starten sie einen ersten Pogo Pit. Doch im Anschluss fällt “Schizoid rupture” im Vergleich doch verhältnismäßig langsam aus, und so beschränken sich alle auf Kopfwippen. Dennoch ist Dylan aus dem Häuschen: “This is a blast! I love this place!” Auf “Barb and sap” folgt das Melvins Cover “Oven”, bei dem Dylan auf einem Soma Blaswandler spielt. Dieses Instrument hat wohl bislang kaum jemand live gesehen. Es erinnert ein wenig an eine Alkoholkontrolle bei der Polizei, wandelt aber das Pusten in Töne um. David am Schlagzeug wirkt dabei ähnlich wild wie Animal bei der Muppet Show. Und trotzdem setzen alle beim folgenden “Bone coral and brine” noch einen drauf, das einfach ein Höllentempo vorgibt und in ein krasses Drumsolo mündet. Dafür gibt es jetzt ordentlich Beifall. “Dankeschön! Crowbar is up next!” Es gibt einige Zwischenrufe, und dann fragt Dylan: “Are you ready for Napalm Death?” Ja klar, doch irgendjemand ruft “Ausgebombt!” und sorgt damit für Lacher. Ein Sodom-Cover wäre natürlich auch eine interessante Sache. Über “Gelding of men” kommen wir zu “Eroding shell”, das durch fiese und tiefe Death Metal Growls besticht. Das folgende “Coagulated bliss” wird durch eine Noise-Collage eingeleitet, bevor der Abriss startet. Dylan schreit unablässig, und mit “Garden of burning apparitions” findet die Show ihren Abschluss. Von brüllend zu lächelnd zum Abschied winken in nur einer Sekunde. Diesen Kontrast muss mensch erst mal verarbeiten, denn der Sound zwischen Grindcore, Powerviolence und Noise hat es echt in sich. Ein toller Opener für Napalm Death.

DSC_2817Doch zunächst kommen ja Crowbar, die den Umbau mit sicheren und konzentrierten Schritten kurzerhand selbst erledigen und sich auch nicht vom kurz aufbrandenden Jubel ablenken lassen. Sie wissen, was zu tun ist, und so geht es denn auch recht schnell. Außerdem ist die Pausenmusik mit Klassikern unter anderem von Ramones und Buzzcocks eine tolle Abwechlung. Als es um 20:13 Uhr losgeht, sind auch die letzten Nachzügler schon eingetroffen. Sänger und Gitarrist Kirk Windstein klatscht zur Begrüßung und ruft: “Come on, come on! Let’s hear you! Let’s fuckin’ hear you!” Die Menge wird laut, und dankbar erklärt er: “It’s good to be back here, we’re from New Orleans. I said we’re from New Orleans!” heizt er die Menge noch einmal an. Mit dabei sind natürlich auch Gitarrist Matthew Brunson, Bassist Shane Wesley und Drummer Tommy Buckley, und zusammen nehmen sie im Vergleich zu den Vorbands mit “To build a mountain” erst einmal das Tempo raus. Klar, das ist eben Sludge Metal, doch deswegen kommt es nicht weniger gut an. Schon beim zweiten Song “Conquering” ist das Publikum fast kollektiv am Kopfwippen. “Allright!” ruft Kirk. “It’s a good pleasure to be back!”, und die Menge spendet ordentlich Applaus. Einige Fans sind offensichtlich auch extra für Crowbar gekommen. Mit dem folgenden “I feel the burning sun” wird der Sound richtig schwer. Die Atmosphäre ist extrem dicht, und irgendwie fällt es mir fast schwer zu atmen. Kirk reckt die Faust nach oben, und sofort bildet sich ein “Hey-Hey”- Sprechchor. Weiter geht es mit “Chemical godz”, bevor für “Negative pollution” das Intro in die Länge gezogen wird. “Come on, lemme hear you!” fordert Kirk das Publikum heraus. “Allright, we have a special guest: Shane Embury!”, der entsprechend bejubelt wird und von Shane Wesley seinen Baß überreicht bekommt. Zusammen spielen sie “High rate extinction”, eine tolle Nummer.
Anschließend stellt Kirk kurz Tommy Buckley vor, der hinter den Drums versteckt naturgemäß etwas weniger Aufmerksamkeit bekommt. “Are you ready?” fragt er nun. “I can’t hear you! Are you fuckin’ ready?“ Nun passt die Lautstärke, mit der “The cemetery angels” angerufen werden. “We’ve twelve records out. Hard to decide what to play and what not to play. This one we have to play every night! Eins, zwei, drei, vier!” Schwer und doomig, quasi unaufhaltsam rollt “Planets collide” über uns hinweg, fast schon wie eine körperliche Erfahrung. Dafür gibt es auch reichlich Applaus. “Huh, fuckin’ right, Dankeschön!” Die nächste Nummer wird “Like broken glass”, und nun heizt Kirk die Menge noch einmal an und fragt, ob wir noch einen Song hören wollen. Natürlich wird lauthals gejubelt, und er fügt grinsend hinzu: “Allright, because we would’ve played it anyway.” Nach dem folgenden Gelächter erklärt er: “This one goes out to BRAT, Full Of Hell and of course our brothers from Napalm Death!” Es folgt “All I had (I gave)” als Abschluss, zu dem sich noch einmal ein “Hey-Hey”- Sprechchor bildet, und genau um 21:00 Uhr endet das Set. Die Pausenmusik ist wieder vom feinsten, unter anderem mit X-Ray Spex, Joy Division und The Clash. Wer auch immer heute dafür verantwortlich ist, macht das bitte gerne öfter. Entsprechend kurzweilig fühlt sich die Umbaupause an, bis Napalm Death schließlich um 21:23 Uhr die Bühne betreten.

DSC_2926Neben Sänger Mark “Barney” Greenway nehmen auch Gitarrist John Cooke und Drummer Danny Herrera ihre Plätze ein, und auch Bassist Shane Embury ist nach seinem Kurzauftritt vorhin natürlich wieder dabei. Letztes Jahr ist er ja krankheitsbedingt leider ausgefallen. Aber heute ist das Team komplett, knallen uns aber nicht direkt einen vor den Latz. Stattdessen orientiert sich der Opener
“Multinational corporations, part II” soundmäßig an Crowbar und bildet so einen gelungenen Übergang. Aber mit “Silence is deafening” drehen sie auf und Barney explodiert förmlich. Darauf haben die Leute nur gewartet, und auch der Moshpit geht jetzt richtig ab. “Lowpoint” setzt noch eins drauf. Das Drumming ist hier der Wahnsinn, und Shane liefert ein Massaker am Bass dazu. Die Menge reagiert begeistert, und Barney bedankt sich hinterher: “Aaah, vielen Dank! Vielen Dank, thank you!” und führt weiter aus: “We are Napalm Death from the utopian paradise Birmingham, England.”, was johlend quittiert wird. “This one goes out as far as the Harmony corruption album!” Vor der Bühne entwickelt sich zu “Vision conquest” ein einziges Gebrodel, angeheizt von Barney, das in “Contagion” mündet. Vor “Twist the knife (slowly)” prangert er die ungleich verteilten Verhältnisse zwischen arm und reich an, denn die wenigen oben an der Spitze leben in Luxus “and those beneath live like shit!” Während des Songs wirkt er so richtig angepisst. Beim folgenden “Resentment always simmers” fliegt im Moshpit wieder die Kuh. “Narcoleptic” hat ordentlich Groove, und gleichzeitig ziehen Napalm Death das Tempo dabei erbarmungslos an. Beim folgenden “When all is said and done” singen auch Shane und John mit. Für den Applaus bedankt sich Barney und wünscht allen “love and peace”, was wiederum Napalm Death Rufe hervorruft. Das wäre auch ein wenig die Stimmung des nächsten Stücks, “but It’s still noisy as fuck in the right way. This one’s called ‘Amoral’!” Shane übernimmt dabei die zweite Stimme, und Barney rennt einmal mehr im Kreis. Weiter geht es mit “The world keeps turning”, bevor es eine kleine Trinkpause gibt, zu der es Napalm Death Rufe gibt. Aus dem Publikum schallen außerdem diverse Songwünsche, die Barney witzig mit “Was? Was noch?” kommentiert. Stattdessen heißt es: “This one’s called ‘Retreat to nowhere’!” Anschließend gehen die Rufe wieder los, doch Barney antwortet: “Nein! Aus! Nein!” Doch einer ruft noch einmal “Ausgebombt!” und hat damit wieder die Lacher auf seiner Seite.
Vor “Social sterility” setzt Barney aber ein eigenes Statement: “I found religion absolutely worthless. It’s rather the problem than the solution!” Dafür gibt es jubelnde Zustimmung, und nach dem folgenden “Dead” heißt es: “Once again we go back to the Harmony corruption album!”, und damit folgt “Suffer the children”, zu dem auch ein Crowdsurfer durch den Pit schwimmt. Bei “Pride assassin” ist die Gitarre von John besonders groovy, und für die Bewegung im Publikum gibt es ein Thumps up von Shane. Jetzt gibt es wieder Napalm Death Rufe, und Barney erklärt: “When we startet we wanted to play it first abrasive and then fucking noisy.” Sie hätten sich nie um die Musikindustrie geschert und immer noch das gemacht, was sie wollten ohne sich anzupassen. “And that’s why we’re still here after all this years.” Das wird natürlich bejubelt, und erst nach “Necessary evil” und “Backlash just because” gibt es einen kurzen Moment zum Innehalten, und Barney macht eine Trinkpause. Doch als “Fuck the factoid” startet, explodiert er sofort wieder, denn auch die anderen geben natürlich Vollgas. Er bedankt sich hinterher für den Applaus und erklärt: “Now we take you back to 1986/87, who can remember that time? 1987, the time the first Napalm Death album came out: ‘Scum’!” schreit er langgezogen ins Mikro, und bei dem Hit geht es wieder rund. Es folgt “Prison without walls”, und
“You suffer” ist schneller vorbei als wir blinzeln können, und Shane macht ein paar Fotos vom Publikum. Barney kündigt derweil an: “Listen, we got two more songs left before we fuck off right after.” Außerdem weist er auf die neu veränderte Setlist, mit der sie zeigen wollen, dass sie keine “lazy fuckin’ bastards” sind. Der nun folgende Song kommt natürlich immer, hat aber heute eine besondere Bedeutung: “Ein Stück gegen Faschismus! Fick die AfD, immer! Fick die AfD, immer, immer!” Barney präsentiert seinen Mittelfinger dazu, und das Publikum jubelt begeistert. Auf das legendäre Dead-Kennedys-Cover haben wohl alle gewartet, denn Barney beginnt mit “Nazi Punks”, und „FUCK OFF” schallt es ihm aus dem Publikum entgegen, entsprechend laut wird weiter mitgebrüllt und applaudiert. Da macht es auch nichts, dass das Mikro kurz aussetzt. Außerdem ist sofort ein Bühnentechniker zur Stelle, der ihm ein neues Mikro reicht.
Doch er hat hinterher noch nicht genug: “And once again! Fick die AfD, immer! Fick die AfD!” Nachdem sich eben alle auf die Bühne konzentriert haben, wird bei “Unchallenged hate” wieder der Moshpit aktiv, was aber eben leider auch der letzte Song des Abends ist. Barney verabschiedet sich: “Guten Abend! Wir sehen uns! Thank you!” John und Shane verteilen noch ein paar Plekkies, der auch noch in den Graben steigt und die Leute am Zaun abklatscht. Es ist erst 22:31 Uhr, aber so gibt es keinen Streß mit der Bahn auf dem Heimweg, was auch mal ganz angenehm ist.

Fazit: Gerade heute am Wahltag ist es eine höchst willkommene Abwechslung sich das Hirn freiblasen zu lassen und nicht den ganzen Abend bangend vor den Hochrechnungen zu sitzen. Dennoch gibt Barney die einzig gültige Devise vor: “Fick die AfD! Immer!”
Aber von Anfang an. BRAT sind das erste Mal in Europa, haben gerade erst ihr Debütalbum veröffentlicht und dementsprechend ist ihr Barbiegrind noch wenigen bekannt. Das ist immer eine schwierige Situation, und das Publikum muss erst warm werden, dennoch lassen sie sich nicht beirren und liefern eine energiereiche und humorvolle Show mit den Songeinspielern. Vor allem Sängerin Liz Selfish legt sich ordentlich ins Zeug mit ihren Cheerleader-Moves. So gibt es denn auch am Ende den verdienten Applaus, und wie später einige T-Shirts zeugen, haben BRAT auch neue Fans hinzugewonnen.
Full Of Hell sind sicher nicht von wenigen erwartet worden, und sie liefern eiskalt ab. Jeder Song knallt erbarmungslos, und die unmittelbaren explosiven Gewaltausbrüche von Sänger Dylan Walker haben es in sich. Das teils an Free Jazz erinnernde Zusammenspiel der Musiker ist sicherlich für manche gewöhnungsbedürftig, aber diese Mischung aus Grindcore, Powerviolence und Noise macht Full Of Hell eben auch einzigartig.
Crowbar sind eine ungewöhnliche Wahl in diesem Line Up, bringen sie mit ihrem deutlich entspannteren Sludge Metal eine gewisse Ruhe ins Programm. Aber zum einen sind sie langjährige Freunde von Napalm Death, zum anderen ist die Verschnaufpause durchaus willkommen. Außerdem sind sie erfahrene und sympathische Musiker, die live eine enorme Präsenz zeigen und mit Wucht ihren Sound präsentieren. Mit Sludge tue ich mich im Normalfall immer etwas schwer, doch der Auftritt ist nicht nur für mich völlig überzeugend.
Und Napalm Death, was soll ich dazu sagen? Sie sind einfach eine Institution, die Referenz für Newcomer und alte Hasen im Grindcore, und seit dem bahnbrechenden Album Scum von 1987 zeigen sie, wo der Hammer hängt. Und das ist auch heute, 38 Jahre später, nicht anders. Barney ist wütend und angepisst und erläutert in seinen Ansagen immer wieder die Texte. Seit der Bandgründung 1981 sind 44 Jahre vergangen, und ich hoffe sehr, dass wir zusammen auch das fünfzigste Bandjubiläum von Napalm Death feiern können. Immer angepisst, niemals angepasst.

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Setlist Crowbar:
To build a mountain
Conquering
I feel the burning sun
Chemical godz
Negative pollution
High rate extinction (with Shane Embury)
The cemetery angels
Planets collide
Like broken glass
All I had (I gave)

Setlist Napalm Death:
Multinational corporations, part II
Silence is deafening
Lowpoint
Vision conquest
Contagion
Twist the knife (slowly)
Resentment always simmers
Narcoleptic
When all is said and done
Amoral
The world keeps turning
Retreat to nowhere
Social sterility
Dead
Suffer the children
Pride assassin
Necessary evil
Backlash just because
Fuck the factoid
Scum
Prison without walls
You suffer
Nazi Punks Fuck Off (Dead Kennedys Cover)
Unchallenged hate

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