Die kleine Grande Dame des Wave in München

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Die mittlerweile 54-jährige Anne Clark aus England begeistert mich seit den Anfängen ihrer Karriere, seit den Singles „Sleeper in Metropolis“ und „Our Darkness“, die beide 1984 erschienen. Was liebe ich diese beiden Songs! Wann immer Anne irgendwo in meiner Nähe auftritt, gehe ich sie besuchen.
An diesem verregneten Herbsttag tritt sie im Ampere im Muffatwerk auf. Das Konzert ist ausverkauft. Gleich draußen, noch auf der Straße werden wir angesprochen, ob wir Karten haben. Ja, haben wir, die sind aber für uns!
In der Halle ist es um 20 Uhr noch übersichtlich, und wir finden einen schönen Platz rechts von der Bühne, etwas erhöht mit perfekter Sicht. „Die üblichen Verdächtigen“ sind auch da: die, die man immer bei Anne Clark sieht.

Aber zuerst gibt es um 20.30 Uhr das deutsche Elektro-Pop-Duo Annagramm aus Köln als Support. Die Sängerin Anna-Magdalena Beetz und der Schlagzeuger Chriss Gross, als Musiker wie auch im realen Leben ein Paar, spielen eine gute halbe Stunde lang Songs im Stil von Grossstadtgeflüster. Anna im Tutu will vielleicht ein bisschen an Björk erinnern, sie posed und tanzt unterstützend zu ihren Liedern. Beide wirken sympathisch, mich können aber ihre Musik und Texte à la „ich bin eine Biene, eine Klaustrophobiene“ nicht abholen.Während der kurzen Umbaupause wird es dann richtig voll im Saal, und dann kommen die Musiker von Anne Clark und kurz danach sie selbst auf die Bühne. So nah habe ich sie noch nie gesehen, sie geht quasi an mir vorbei: Ihr Haar, ihr Style – Jeans, T-Shirt, Jacke, Turnschuhe – ihre minimalistischen Bewegungen – mit den Beinen ein bisschen nach vorn und zurück wippen – Anne Clark ist und bleibt sie selbst. Auf mich wirkt sie alterslos und unverändert, aber ich blicke vielleicht auch mit den Augen einer Liebenden auf sie.
Die fantastische Band, die sie seit Jahren begleitet, intoniert das erste Lied, „Full Moon“ aus dem Album The smallest Acts of Kindness. Das Publikum ist sofort begeistert und geht mit. Ab und an nimmt Anne Kontakt mit den Zuschauern auf, ein paar Fans schreien ihr auch etwas zu, was sie ganz sanft und nur mit einem kleinen Wimpernschlag zur Kenntnis nimmt und gelegentlich beantwortet.
Viele mögen ihren Gesang nicht – aber so singt sie und wird sie immer singen, die Begründerin des Spoken Word. Am ehesten hat man das Gefühl, sie würde „richtig“ singen, bei „As soon as I get home“. Hier übernimmt die erste Stimme Murat Parlak am Piano, und Anne unterstützt eigentlich nur mit ihrem Sprechgesang. Dieses lange wunderschöne Lied gegen Ende des Konzerts berührt mich tief: As soon as I get home.
Ich muss erwähnen, dass alle – zum Teil langjährigen – Bandmitglieder fantastisch sind: Jann Michael Engel, Cello, Murat Parlak, Piano und Gesang, Tobias Haas, Schlagzeug, Steve Schroyder, Elektronik und Jeff Aug an der Gitarre sind ein eingespieltes, Freude, Spaß und Energie ausstrahlendes Team, obwohl die meisten von ihnen auch nicht mehr die Jüngsten sind.
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Am Ende, als Anne Clark mit ihren Männern die Bühne verlässt, klatscht und johlt das Publikum um Zugabe – ich ja auch, aber ich bin innerlich ruhig, da ich weiß, dass sie uns nicht enttäuschen wird. Und natürlich: Es kommen noch die grandiosen Nummern „Sleeper in Metropolis“ und „Our Darkness“, die ewigen, zeitlosen, heißgeliebten Klassiker.
Dann ist es aber nach ca. 1,5 Stunden wirklich vorbei. Die Menge dankt es ihr mit großem Applaus. Ich freue mich schon auf das nächste Mal.
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Bilder: http://www.anneclarkofficial.com

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