Psychobilly deluxe!

IMG_6445Als die Grave Stompers mit ihrem Set beginnen, ist die Halle im Backstage erst zur Hälfte gefüllt. Einige sind wohl noch unterwegs, viele stehen aber auch noch draußen und rauchen. Die Grave Stompers sind aber schon lange im Geschäft und lassen sich davon nicht beirren. Routiniert spielen sie sich durch ihr Set, ab und zu von kleinen Ansagen unterbrochen.
​Sie machen ihre Sache nicht schlecht, aber für meinen persönlichen Geschmack sind sie zu gleichmäßig. Es gibt wenige Variationen im Tempo, und so klingen die Songs für mich insgesamt recht ähnlich. Beim Publikum kommen sie allerdings sehr gut an und gegen Ende ist die Halle gut gefüllt. Es kommt schließlich auch Bewegung in die Menge, und so werden die Grave Stompers mit lauten Zugabe-Rufen von der Bühne verabschiedet. Eine Zugabe gibt es jedoch nicht, obwohl es eigentlich noch früh genug am Abend ist – so gibt es dann doch einige enttäuschte Gesichter.

​Aber natürlich steigt die Vorfreude, da lange kein Psychobilly Event mehr in München stattfand. Das Konzert der Frantic Flinstones beim Free And Easy letztes Jahr an gleicher Stelle war meines Wissens das letzte. Dementsprechend voll ist es mittlerweile und das Publikum überraschend durchmischt. So ziemlich jede subkulturelle Szene ist vertreten, aber heute Abend spielt ja auch nicht irgendeine Dorfcombo. Im Laufe der Jahre haben sich Demented Are Go völlig zu Recht einen Ruf weit über eng gesteckte Genregrenzen hinaus erspielt. Nach einer kurzen Umbaupause ist es dann endlich soweit: Die Psychobilly Legenden Demented Are Go betreten die Bühne, wenn auch bis auf Sänger Mark „Sparky“ Philips alle weiteren Bandmitglieder im Laufe der Zeit mehrmals ausgetauscht worden sind. Ihre Gesichter sind blutverschmiert, und sie sehen aus wie The Walking Dead-Statisten. Den Horror-Look pflegen Demented Are Go allerdings schon seit ewigen Zeiten und ihr Aussehen hat vermutlich maßgeblich zu ihrem Erfolg beigetragen.

​Sparky trägt hautenge Leopardenmusterhosen, dazu ein Plüschjacket, ebenfalls im Leo-Muster, und eine wilde Perücke, die mich entfernt an Micky Krause erinnert. Er beginnt die Show mit „Holy Hack Jack“: „He got a sheath made of plastic, grabs it over his head, forty gallons of petrol gonna burn you all dead!“ Dann rumpelt der Bass los, und die Menge lässt nicht lange auf sich warten. Es bildet sich ein Wrecking Pit, wie ich ihn in München lange nicht gesehen habe. Die Band ist gut drauf und Sparky sieht für seine Verhältnisse recht gesund aus, musste er doch in der Vergangenheit einige exzessive Drogeneskapaden überstehen. Man merkt, dass er für die Tour trainiert haben muss, als er schließlich erst die Jacke und dann die darunter liegende Tigermuster-Weste auszieht und nur noch mit verschwitzem freien Oberkörper performt. Sparky steht nie still und überrascht mich mit einer Flasche Rotwein als Bühnengetränk. Das ist vielleicht gesünder.  Klassiker wie „Heads on Poles“ und vor allem „Funnel of Love“, eine Coverversion der legendären Wanda Jackson, die einmal mit Elvis zusammen war (für diejenigen unter Euch, die mit ihrem Namen nichts anzufangen wissen), werden begeistert mitgesungen.

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​Ein junger Fan schmeißt vor Begeisterung seine Mütze auf die Bühne, die an Sparkys Brust abprallt, wohl in der Hoffnung, dass Sparky sich diese aufsetzt, zumal der gewohnte Flat einem Bürstenhaarschnitt gewichen ist. Zunächst reagiert er gar nicht darauf, doch vor dem nächsten Song benutzt er die Mütze aber als Taschentuch, wischt sich den Schnodder ab und wirft die Mütze beiseite. Mit „Mongoloid“ von Devo ist eine weitere tolle Coverversion im Programm, bevor mit „Surf Ride to Oblivion“ das offizielle Set endet. Natürlich hat noch niemand genug, und nach lauten Zugabe-Forderungen kommt die Band zurück auf die Bühne. Die Mütze findet nun ihren Weg zum Besitzer zurück, der sie sich ohne lange zu zögern einfach wieder aufsetzt. Lecker! Die laut Setlist als Zugabe angesetzten „Songs Human Slug“, „Got good lovin’“ und „Be Bop a Lula“ wurden aber spontan durch zwei andere Songs ersetzt.

​Wen nun die Lust auf Psychobilly gepackt hat, der muß zum Glück nicht so lange bis zum nächsten Event warten: Am 09.04.2016 spielen die Kings of Psychobilly The Meteors im Strom in München.

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

​Setlist Demented Are Go:
Holy Hack Jack
Call of the Wired
Daddy’s making Monsters
Bodies in the Basement
Insanity Hall
One Sharp Knife
Where you gonna go
Skating in the Rain
Epilectic fit
Retard Whore
Heads on Poles
Funnel of Love
Pervy in the Park
PVC Chair
Cripple in the Woods
Who put Grandma under the Stairs
Mongoloid
Surf Ride to Oblivion

Beitrag und Bilder von Mrs.Hyde

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2 Kommentare
  1. Holzi
    Holzi sagte:

    Hi mrs. Hyde, danke für den ehrlichen und guten Artikeĺ. Eine Zugabe war wegem dem strengen „Zeitmanagement“nicht drin, hätten wir gerne gespielt aber die Disco danach musste pünktlich anfangen.
    wäre super wenn du mir die Fotos schicken könntest! Und beim nächsten Mal spielen wir dann für dich noch abwechslungsreicher;-)
    Grüße Holzi

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] Wie man es richtig macht, haben erst kürzlich „die ewigen Konkurrenten“ von Demented Are Go in München gezeigt. Hier der Link zum Bericht.​ […]

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