„Seid laut München“

22. Januar 2016, es ist Blitzeis angesagt – egal. Die Parkplatzsuche gestaltet sich länger – dann lauf ich halt etwas länger zum Backstage Werk. In der Warteschlange vor mir ein Pärchen, haben sich wohl nicht gleich am Eingang zusammengefunden, ein Hickhack … – mir wurst – das mit dem Megaherz-Miststück-Shirt, das es nicht in meiner Größe gibt, gut, damit muss ich mich abfinden – dann halt ein Megaherz-Button. Es ist 19.30 Uhr, noch genügend Zeit, die ich auch für das Anstehen an der Garderobe brauche – mein Lieblingsplatz hat aber netterweise auf mich gewartet. Ein Blick übers Publikum sagt, dass sich zum Konzert von Erdling und Megaherz jüngere und auch ältere Semester zusammengefunden haben.

2016-01-22 Erdling 01

Als erstes stehen Erdling auf der Bühne. Ab 20.30 Uhr feuern sie ihre Töne auf das Publikum ab. Ungewöhnlich ist, dass von den ersten Takten an sich meine Füße schon in Bewegung versetzen lassen, die engagierte Band ist eine perfekte Ergänzung zum Headliner. Der Sänger Neill fegt vom ersten Moment an über die Bühne, feuert an und lässt uns Zuhörer eine gute Zeit haben. Da passiert es dann auch schon mal, dass die Mädels und Kerle getrennt und gemeinsam zum Kreischen aufgefordert werden – München ist ein williges Publikum, ebenso wie für die Aufforderung „Seid laut München“. Ihren Dark Rock stellen sie unter anderem mit Titeln wie „Stimme der Wahrheit“, „Mehr“, „Schattenland“, „Im Horizont“, „Dickicht“, „Firmament“ und „Blitz und Donner“ (Achtung: hier bebt der Boden!) unter Beweis. Diese findet man auch auf ihrer heute erschienenen CD Aus den Tiefen (Notiz an mich: besorgen und Review schreiben!). Schlagzeuger sind für mich immer ein Hingucker: zwar im Hintergrund, aber ihre Fingerläufe und -kunststücke sind immer wieder des Hinsehens wert, Niklas schwingt und lässt die Sticks gekonnt fliegen. Sehenswert ist auch der Gitarrist mit dem stylischen Hut (Neno), dessen musikalische Leistung sehr gut rüberkommt. Ein Bassist ist für jede Band unerlässlich (R.I.P. Lemmy), Marco füllt diese Postition perfekt aus. Noch dazu singt er jede Liedzeile auch ohne Mikro mit. Insgesamt passt und sitzt einfach alles bei Erdling: Performance, Styling, der Spaß und die Lust am Spielen, an der Musik. Jungs, macht‘s weiter so!
Ich habe heute etwas dazugelernt: Ein Erdling-Konzert ist ein Mitmach-Konzert und hat viele tolle Songs zu bieten – der erste Teil dieses Abends war eine perfekte Einstimmung und bot mir endlich mal wieder die Gelegenheit zum Tanzen. Das mit dem Mitsingen werde ich noch üben.

2016-01-22 Megaherz 03

Einen Aha-Effekt hat das einsame grüne Schlagzeug auf der aufzubauenden Bühne für Megaherz bei mir ausgelöst: Es erinnert mich an The Cat von Kiss (naja, manchmal grünes Augen-Makeup). Aber was soll’s … Es geht jetzt um eine Band, die ich mindestens schon dreimal live gesehen habe. Ihr drittes Konzert innerhalb der „Erdwärts“-Clubtour bietet aber noch einen Hingucker: der Bühnentechniker in kurzen Hosen und Leggins – ich lächle jetzt einfach mal in mich hinein. Von meinem Standort aus kann ich die Jungs schon vor Beginn des Konzerts sehen. Versteckt hinter den riesigen Koffern werden Gitarren ausgesucht, Getränke gereicht und eventuell die Stimmung im Backstage schon mal inhaliert. Anfangs mutet die Bühne spartanisch an, aber glaubt einer Wiederholungs-Megaherz-Konzertgängerin, das wird noch anders, die elektronischen Leinwände im Bühnenhintergrund haben schon einen Grund. Um 21.30 Uhr entert die Band mit „Zombieland“ die Bühne. Die Farben im Hintergrund tragen einiges zur Stimmung im weiteren Verlauf des Abends bei, sei es durch Videos, Bildsequenzen etc. Danach folgt „Fanatisch“, eins meiner Lieblingslieder, mein innerliches Megaherzchen jubelt.
2016-01-22 Megaherz 06Lex begrüßt das Münchner Publikum, aber damit muss man sich nicht zu lange aufhalten. Die hiesigen musikalischen Größen wollen ihre volle Saiten- und Gesangsbandbreite auf das Publikum abfeuern, das gelingt auch sehr gut bei „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann“ aus ihrer vor kurzem erschienenen EP Erdwärts. Blutrotes Licht deutet danach schon darauf hin, was jetzt kommt: „Herzblut“. Das Publikum geht mit, klatscht mit und feiert den „Lieblingsfeind“, gefolgt vom „5. März“. Jeder Ton sitzt, die Gitarristen nutzen geübt die links und rechts aufgestellten kleinen Podeste, um ihre Performance und Töne auf die Zuseher wirken zu lassen. Als erfahrene Band haben sie natürlich auch Anfeuerungsposen und -aufforderungen drauf, was Konzerte eben auch brauchen. Das Publikum ist willig und gibt, was die Jungs sich wünschen. Es gibt aber auch ruhigere Momente in einem Megaherz-Konzert, etwa anfangs bei „Einsam“ und dann mit leerer Bühne, einem Stuhl und einem blauen Astgewirr im Hintergrund bei „Augenblick“. Davor gibt es eine kleine Ansprache vom Frontmann über Begegnungen, denen wir uns oftmals nicht so widmen, wie es ihnen gebührt. Ja, er hat schon recht. Dazwischen gibt es noch „Schwarzer Engel“. Wenn man jetzt so ins Publikum schaut, entdeckt man vereinzelt Kinder in Begleitung ihrer Eltern, quasi die zweite Generation Megaherz-Konzertgänger. Da kann der Teenie auf den Schultern dann schon mal ein Plektrum fangen (allerdings sollte die untere Hälfte etwas mehr die Wurfweite abschätzen können bzw. Bewegungsspielraum haben). Es folgen „Über dem Meer“, „Heuchler“ und „Jordan“, das super live rüberkommt, vor allem auch mit den Zombies auf der Leinwand. Und schon ist das Konzert wieder zu Ende. Aber natürlich kommen sie ohne eine Zugabe nicht aus dem Werk raus. Die Wünsche werden erfüllt in Form von „Schonzeit“, „Himmelsstürmer“, „Für immer“ und zum Abschluss „Miststück“ (ohne das geht’s einfach nicht) – dementsprechend grölt die Menge auch mit.
Zwei E-Gitarren, ein Bass, ein Baseballschlägerschwinger, buntes Licht, Videosequenzen – mehr braucht es nicht für einen sehr gut gelungenen Konzertabend. Lex, X-ti, Christoph, Wenz und Bam sind ein eingespieltes Team in der darstellenden und musikalischen Kunst, immer wieder zum Hinhören und -sehen.

Fazit: zwei Bands, ein geiler Abend! Dark Rock und Industrial German Rock auf einer Bühne wie dem Backstage funktionieren herrlich. Sehr positiv fand ich die Tonabmischung in der Halle (da habe ich schon schlimmere Abende erlebt). Das nächste Mal geh ich mit meiner großen Kamera in den Graben, die Herren mit ihren Hüten oder diese Riesen machen es einer Frau selbst auf einem Podest nicht einfach, aus dem ersten oberen Drittel zu fotografieren.

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

 

 

Infos zu Erdling: Band der Woche bei SB im Dezember 2015

 

 

 

Infos zu Megaherz: EP Erdwärts – Review

 

 

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  1. […] nicht oft, dass mich eine mir unbekannte Vorband gleich vom ersten Takt an zum Tanzen bringt, aber Erdling haben es geschafft. Wie schon live hat mich die CD Aus den Tiefen mit ihrer absolut tanzbaren […]

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