Hits, Hits, Hits

A Dark Summer Night ist das Motto des Abends – da dieses Mini-Festival allerdings schon um 18.00 beginnt, ist von einer dunklen, stimmungsvollen Nacht auf dem Tollwood noch nichts zu sehen. Eher brütende Hitze, doch trotz dieser und der frühen Stunde hat sich bereits eine beachtliche Menge Schwarz- und Mittelaltervolk in der Musik-Arena eingefunden und wartet auf die Eröffnungsband Mono Inc.

 

mono-incWie alle Bands des Abends hat auch Mono Inc. etwas zu feiern, nämlich die Veröffentlichung ihrer neuen Single „Heile, heile Segen“ aus dem für August angekündigten Album Nimmermehr, die beim Publikum auch schon hervorragend ankommt. Überhaupt ist die Stimmung vom ersten Moment an großartig, das Zelt füllt sich zunehmend, und das ausgewogene Best-of-Programm der Hamburger wird frenetisch bejubelt. Neben der neuen Single werden uns hier mit großer Spielfreude bekannte Hits wie „My worst Enemy“ oder „Temple of the Torn“, „Arabia“ oder „Revenge“ dargeboten, die wohl kaum einem der Anwesenden unbekannt sein dürften. Das Cover von „The Passenger“ wird als „ganz alter Mittelaltersong für das Met trinkende Publikum“ angekündigt – Mono Inc. sind sich bewusst, dass sie mit ihrer musikalischen Ausrichtung ein wenig von den übrigen Bands des Abends abweichen, was aber außer ihnen keinen zu kümmern scheint. Spätestens bei der zweiten Coverversion des Abends, „After the War“, ist die Stimmung auf dem Siedepunkt, und vor allem Schlagzeugerin Katha Mia wird beim anschließenden Drum-Solo (auf zwei großen Ölfässern sowie an ihrem Drumkit) lautstark gefeiert.
Der Klassiker „Voices of Doom“ bildet schließlich den Abschluss dieses hervorragenden Auftritts, der die Atmosphäre im Zelt nicht nur mit den wohlplatzierten Pyroeinlagen angeheizt hat. Während Sänger Martin Engler eine Bandflagge ins Publikum wirft, kündigt er an, sich sogleich mit seinen Bandkollegen an den Merch-Stand zu begeben, um dort mit dem Fans noch zu plaudern.
Mono Inc. haben leichtes Spiel und eröffnen die Dark Summer Night ganz hervorragend mit ihrem gut ausgewählten, druckvollen und temporeichen Set. 

Setlist:
My worst Enemy
Heile, heile Segen
Arabia
Temple of the Torn
The Passenger
Revenge
After the War (+ Drumsolo)
Voices of Doom

saltatio-mortisWeiter geht es danach mit den Mittelalter-Recken von Saltatio Mortis, nach denen das Publikum schon während der Umbaupause lautstark verlangt hat. Acht Mann hoch bevölkern sie die Bühne; Sänger Alea der Bescheidene ist mit seinem durchtrainierten bloßen Oberkörper und der markanten Stimme unbestrittener Mittelpunkt des Geschehens, doch verstehen es auch die übrigen Bandmitglieder, eine fröhliche und mitreißende Atmosphäre auf der Bühne zu verbreiten. Auch Saltatio Mortis präsentieren einen breiten Querschnitt durch ihr bisheriges Schaffen, die Setlist ist allerdings vollständig rocklastig. Die Dudelsäcke kommen aber natürlich trotzdem nicht zu kurz, und vor allem Sackpfeifer Luzi das L sorgt für viele amüsante Momente. „Ode an die Feindschaft“, „Habgier und Tod“ oder der „Hochzeitstanz“ heizen die Menge an, bis Sänger Alea eine kleine Ansprache hält. Er präsentiert die neue Single „Wachstum“, die just an diesem Tag veröffentlich wird – ein guter Grund zum Feiern, aber auch für ein paar ernste Worte. Er bittet die Menge, sich einen Moment hinzusetzen und ihm zuzuhören. Er erklärt, dass man sich gegen das alles verschlingende Wachstum in unserer Gesellschaft wehren müsse und dass dies nur gemeinsam möglich sei. Außerdem erteilt er Nazis vorsorglich eine ganz klare Absage – warum, wird am Refrain des Liedes später deutlich. Er fordert die nahezu vollzählig vor ihm sitzende Menge auf, zusammen mit der Band auf sein Kommando gegen Wachstum und Konsumterror aufzuspringen und ein Zeichen zu setzen. Ein wirklich schönes Bild, wie das gesamte Zelt dann in die Höhe springt und mit der Band, der man ihr Anliegen auch wirklich abnimmt, den Song abfeiert.
Nach dieser etwas nachdenklich stimmenden Einlage folgt wieder Hit auf Hit, „Koma“, „Früher war alles besser“ oder die „Falschen Freunde“ gönnen dem Publikum keine Verschnaufpause bis zum großen Finale, dem „Spielmannsschwur“, den das ganze Zelt inbrünstig mitsingt. Die Band hat alles gegeben und die Meute vor der Bühne sehr gut unterhalten, auch wenn mir ganz persönlich viele Songtexte und Melodien etwas zu flach sind; die sympathische Ausstrahlung der Musiker macht das aber wieder wett. Am 21.11. werden Saltatio Mortis übrigens im Backstage spielen.

Setlist:
Intro
Ode an die Feindschaft
Habgier und Tod
Sündenfall
Prometheus
Orpheus
Hochzeitstanz
Wachstum
Koma
Nach Jahr und Tag
Früher war alles besser
Eulenspiegel
Falsche Freunde
Spielmannsschwur

subway-to-sallyDas Warten auf Subway to Sally beginnt, das mittlerweile proppenvolle Zelt leert sich noch einmal für dringend notwendige Luftzufuhr und andere Bedürfnisse. Vor der Bühne laufen die Stagehands hektisch hin und her, diverse Kübel werden aufgestellt, wir Fotografen dürfen erst ab dem vierten Lied in den Graben, teilt man uns mit – was uns da wohl erwartet? Unter einem ohrenbetäubenden Knall und einem Funkenregen am Bühnenrand betreten Eric Fish und seine Mitstreiter dann um Punkt 20.45 Uhr die Bühne, über das ganze Gesicht strahlend und sichtlich begeistert von der großen Zahl der Anwesenden. „Hits, Hits, Hits“ versprechen sie, zwanzig Jahre Subway to Sally treffen mit fünfundzwanzig Jahren Tollwood zusammen – das kann nur ein bombastischer Abend werden.
Und das wird es auch. Nach einer Ouvertüre blühen die „Eisblumen“ – wenn sie nicht von den immer wieder aufflackernden Flammen und Pyros geschmolzen werden (langsam macht sich ein markanter Feuerwerksgeruch im Zelt breit, und warm wird es in Bühnennähe auch) –, die Fahrt geht mit dem „Knochenschiff“ über „Das schwarze Meer“, ein „Liebeszauber“ wird gewunden, und man erfährt, was passiert „Wenn Engel hassen“. Schlag auf Schlag geht es so weiter, bis auch Eric Fish kurz um eine ruhige Minute bittet und das Publikum auffordert, in der Mitte einen großen Kreis freizulassen. Dieser symbolisiere die Leere, das Schicksal, vor der das Publikum dann im Uhrzeigersinn davonlaufen solle. Wenn das nicht reiche, wenn das Schicksal einen einhole, sei es „Besser du rennst“. Und ja, auch hier machen die Zuhörer bereitwillig mit und fressen dem charismatischen Sänger aus der Hand.
Am Ende des regulären Sets gesellen sich die Sackpfeifer von Saltatio Mortis noch dazu und feiern eine große Dudelsackparty zusammen mit Subway to Sally, die von weiteren beeindruckenden Pyroeinlagen eingerahmt wird.
In der obligatorischen Zugabe lässt die Band es natürlich noch einmal richtig krachen: „Carrickfergus“ vom ersten Album 1994 bringt ein wenig Punkfeeling ins Mittelalter, „Sag dem Teufel“ und „Maria“ heizen die Stimmung weiter an bis zum großen Finale „Julia und die Räuber“. Es dürfte so gut wie keinen im Zelt geben, der den Refrain nicht lauthals mitgrölt.

Setlist:
Ouvertüre/Eisblumen
Das schwarze Meer
Henkersbraut/Falscher Heiland
Knochenschiff/Rätsel II
Liebeszauber
Wenn Engel hassen
Mephisto/Unsterblich
Kleid aus Rosen
Tanz auf dem Vulkan
Besser du rennst
Sieben/Ohne Liebe/Veitstanz

Carrickfergus
Maria
Sag dem Teufel
Julia und die Räuber

Fazit: Ein wirklich gelungener Abend für alle Goth- und Mittelalterrockfans, bei dem alle beteiligten Bands großen Spaß hatten und das Publikum mit ihrem Best-of-Programm und neu präsentierten Songs bestens unterhielten. Mein ganz persönlicher Favorit waren eindeutig Subway to Sally, denen man die zwanzigjährige Erfahrung und Souveränität auf der Bühne in jeder Sekunde anmerkte und die einfach eine Macht sind. Doch Mono Inc. und Saltatio Mortis haben ihre Aufgabe nicht minder gut gemeistert, die Fans hatten ihren Spaß, und das ist ja das Wichtigste.

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

(10290)