Villa Kunterbunt in Murnau

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Über Gabriele Münter habe ich vor noch nicht allzu langer Zeit im Lenbachhaus eine interessante Ausstellung gesehen (KLICK ). Die hochbegabte Frau, die man für immer mit Wassily Kandinsky und dem „Blauen Reiter“ in Verbindung bringen wird, hat mich immens in ihren Bann gezogen. Endlich habe ich es geschafft, mir in Murnau ihr Haus anzusehen.

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Am 21. August 1909 erwarb Gabriele Münter das Haus an der Kottmüllerallee in Murnau. Von da an bis 1914 hielten sich Gabriele Münter (1877-1962) und Wassily Kandinsky (1866-1944) oft in diesem Haus auf, das man im Volksmund auch „Russenhaus“ nannte. Sie richteten es gemeinsam ein, legten den Garten an und bemalten die Möbel nach eigenen Entwürfen.

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Murnau selbst, dieser liebliche Ort, die Landschaft, das Haus an sich und seine Lage in diesem bezaubernden Garten, die Blicke aus dem Fenster ins Dorf, zur Kirche, zum Schloss und zur Bergkette, das waren ihre Inspirationen.

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Das Haus der beiden war ein wichtiger Treffpunkt für die Künstler des „Blauen Reiter“. Franz Marc mit Frau wohnten nicht weit entfernt, Alexej von Jawlensky, Marianne von Werefkin, August und Elisabeth Macke und Arnold Schönberg kamen zu Besuch, wie auch Sammler*innen und Galerist*innen. Bei Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 flohen Münter und Kandinsky zunächst in die Schweiz, da Kandinsky als Russe zum feindlichen Lager gehörte. Im November 1914 kehrte er nach Moskau zurück, wo er bis 1921 blieb. Gabriele Münter hingegen lebte vom Sommer 1915 bis Dezember 1917 in Schweden und anschließend in Kopenhagen. Anfang 1920 kehrte sie nach Deutschland zurück. Von 1931 bis zu ihrem Tod lebte sie wieder in ihrem Murnauer Haus, ab 1936 mit ihrem Lebensgefährten, dem Kunsthistoriker Johannes Eichner (1886-1958).

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Im Keller ihres Hauses verwahrte sie einen unermesslichen Schatz an Bildern, ihre eigenen, die von Wassily Kandinsky und anderen Künstlern des „Blauen Reiter“. Auf diese Art rettete sie diese auch über die Zeit des Nationalsozialismus. Zu ihrem 80. Geburtstag schenkte sie große Teile dieser Sammlung der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München.

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Es war ein ausdrücklicher Wunsch der Künstlerin, dass ihr Haus einmal als Ort der Erinnerung an ihre und Kandinskys Kunst eingerichtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

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Nach einer ausgiebigen Renovierung 1998/1999 wurde es im Zustand von 1909 bis 1914 wiederhergestellt. Es ist reichhaltig ausgestattet mit Original-Gemälden, Graphiken und Hinterglasbildern von Kandinsky und Münter, wie auch mit Beispielen der Volkskunst, die sie sammelten, und vor allen mit ihren selbst bemalten Möbeln und einigen Original-Kleidungsstücken.

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Zum Vergleich sieht man in einigen Zimmern Original-Schwarz-Weiß-Fotografien einiger Details im Haus, die man dann live in Farbe nachempfinden kann. So lieblich das Haus von außen auch wirkt, so klein die Zimmer und Dielen und das Treppenhaus auch wirken, so modern erscheint es einem auch, wenn man drin ist. Es ist verspielt schon von außen, nicht eintönig heruntergeweißelt, sondern mit anmutigen Farben, Blumen an den Fenstern und auf der Veranda als Farbtupfer. Innen wird auch mit Wandfarben gespielt, Teppiche liegen aus, als hätte man sie gestern erst bei Ikea erstanden.

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Ich denke, Gabriele Münters Jahre in Schweden sieht man dem Haus an. Der verwunschene Garten und seine Bepflanzung ist hingegen Kandinskys Werk.

Ich weiß nicht, ob es immer so ist oder nur jetzt zu Zeiten von Covid-19: Man bekommt vor Ort zuerst eine Nummer – wie beim KVR –, dann wird man aufgerufen, zahlt den Eintritt und darf sich im Haus auf Erkundung begeben. Ein kleines Zuckerl für alle, die grummelnd im Garten warten und die Wartezeit als lang empfinden (geht dann doch überraschend schnell, und man kann ja den Garten erkunden, Fotos machen oder im Gras sitzen): Hernach ist man im Haus in allen Zimmern alleine und kann sich ausgiebig umsehen und Fotos machen. Das könnte man m. E. so beibehalten.

Das Münter-Haus in Murnau
Kottmüllerallee 6
82418 Murnau
täglich geöffnet (außer montags) von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Eintrittspreis: 3,00 Euro für Personen über 25 Jahre

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