Die kopflose Frau, der Stuhl mit dem Busen und der Badende ohne Seife

Der Augsburger Surrealist Wolfgang Lettl (*1919) hat bei seinem Tod 2008 mehr als 500 Bilder hinterlassen. Lettl war in der Welt unterwegs, später hatte er sogar mit seiner Frau einen Zweitwohnsitz in Italien, doch er sah sich immer als Augsburger. Er wollte, dass sein Werk der Stadt Augsburg erhalten bleiben und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Aus diesem Grund wurde 1992 der Wolfgang Lettl – Verein zur Förderung surrealer Kunst e. V. gegründet. Zum 100. Geburtstag von Wolfgang Lettl wurde mitten in der Stadt das neue „LETTL-Museum“ eröffnet.

Es werden natürlich nicht immer alle Werke gleichzeitig ausgestellt, immer wieder gibt es verschiedene Themen in Sonderausstellungen. Aufmerksam bin ich geworden auf das munter klingende Motto: Der heitere Surrealismus.

Geht man auf das kleine Museum in der Stadt zu, begrüßen einen von außen schon überlebensgroße Figuren. Innen sind Bilder von Wolfgang Lettl und Skulpturen seines Sohnes Florian Lettl ausgestellt. 630 Quadratmeter Ausstellungsfläche stehen in dem ehemaligen Einrichtungshaus zur Verfügung. Freundliches Personal am Empfang versieht einen mit Erklärungen zum umgehängt bekommenen Multimediaguide und mit Tipps zur Vorgehensweise. Starten soll man am besten ziemlich am Anfang, wo Fotos der Familie Lettl hängen. Erklärungen sind zum Teil persönlich vom Künstler eingesprochen, kleine Filme machen das Ganze spannend. Dann hängt hier auch gleich ein stattliches Bild, das man nicht ganz so ernst nehmen soll, es ist ein Selbstporträt. Ein Mann im Smoking mit Fliege, hinter ihm nicht ganz so fesche, uniformierte Herren. Der Maler stützt sich hier auf einen mit Busen gepolsterten Stuhl, aus der Tapete kullern skurrilerweise Erbsen.

Das Bild heißt „Selbstbildnis mit Reichsgründung und grünen Erbsen“. Es galt jahrzehntelang als verschollen, tauchte dann aber wieder auf und hängt nun im Entree des Museums. Es ist allein deshalb schon surreal, weil Anzugtragen für Wolfgang Lettl wohl nicht typisch war. Und so geht es weiter. Die Skulpturen sind beeindruckend, und die Bilder funktionieren tatsächlich: Surrealismus kann auch heiter sein!

Lettls Frau Franziska war oft sein Modell. Sie spricht zu einem Bild eine nette Erklärung: „Weil man Intelligenz nicht messen konnte, ließ er den Kopf meist weg!“. An anderer Stelle kommen mir seine Texte zu seinen Bildern regelrecht ein wenig wie von Ringelnatz oder Loriot vor, oder was denkt ihr zu diesem Bild?

„Grübel grübel und studier, wo ist denn die Seife hier?“

Wer sich eine surreale, aber doch heitere Zeit machen will, dem sei das Lettl-Museum empfohlen.

Auf der Homepage kann man sich die vergangenen Ausstellungen und Veranstaltungen ansehen, ebenso gibt es eine vollständige, perfekt sortierte Online-Galerie: museum.lettl.de

Der heitere Surrealismus
LETTL-Museum für surreale Kunst
Augsburg, Zeuggasse 9

Noch bis 16.11.2025 zu sehen
Öffnungszeiten:
Di.-Fr.: 13–17 Uhr
Sa., So.: 11–17 Uhr

Eintrittspreis: 7 Euro
Schüler und Studenten: 5 Euro
inklusive Multimediaguide
nur Barzahlung möglich
Eintritt frei: Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre

(805)