Unterwegs in München

SchwanthalerstrLudwig Michael von Schwanthaler wurde 1802 in München geboren, hat sich zum bedeutenden Bildhauer entwickelt, unter anderem mit der Förderung von König Ludwig I., und ist auch im Tod (1848) seiner Heimatstadt erhalten geblieben (beerdigt am Alten Südlichen Friedhof). Unter anderem erbaute er in Pullach die Burg Schwaneck und ist Schöpfer der Bavaria an der Theresienwiese. Es gab also viele gute Gründe, nach ihm eine Straße zu benennen.

Die Schwanthalerstraße zieht sich von der Sonnen- (Ludwigvorstadt) bis zur Ganghoferstraße (Westend). Während der Arbeitswoche zeigt sich einem ein geschäftiges Treiben: Die sogenannte Computermeile und andere unterschiedliche internationale Läden reihen sich aneinander, der Autoverkehr lärmt, die verschiedenen Lokalitäten werden von Gästen aus aller Welt besucht, schließlich haben sich in der Schwanthalerstraße einige Hotels unterschiedlicher Preisklassen angesiedelt. Deshalb habe ich mir einen Sonntag für meinen Spaziergang durch die Innenstadtstraße ausgesucht, da zeigt sie sich von ihrer ruhigeren Seite.

Die Nachtschwärmer aus den Clubs an der auf der rechten Seite gelegenen Passage Ecke Sonnen-/Schwanthalerstraße (Harry Klein und X-Cess) sind längst in ihren Betten, dagegen findet auf der schräg gegenüber liegenden Straßenseite ein reges Kommen und Gehen statt: Hier kommt man durch einen Durchgang zum City- und Atelierkino. Weiter unten lockt mit großen, am Abend leuchtenden Buchstaben das Deutsche Theater (Eröffnung: 26.09.1896, weitere Infos zur Geschichte unter https://www.deutsches-theater.de/geschichte/ ). Der Neobarockbau ist nach Plänen von Alexander Bluhm und Josef Rank entstanden, kann sich als eine der Faschingshochburgen Münchens rühmen und bietet natürlich auch ein interessantes und unterhaltsames Programm im restlichen Jahr. Nach fünfjähriger Umbauphase konnte das Theater am 17. September 2013 im frischen Glanz und mit neuer Technik eröffnen (Zeit is worn – übersetzt: es war überfällig). Wenn man durch den Torbogen geht, erwartet einen ein schöner kleiner Innenhof mit dem Faun Brunnen, der von den ursprünglichen Theater-Architekten und Carl Fischer gestaltet wurde.

Schwanthalerstr DtTheater2

Nach kleiner Foto-Pause geht es zurück auf die Schwanthalerstraße, weiter über die Querungen Schiller- und Goethestraße, vorbei an kleinen wie großen Lebensmittel-/Computerläden, bis man zur Hausnummer 55 kommt, an deren Hauswand eine Gedenktafel zu Ehren von Franz Marc (*08.02.1880 in München – † 04.03.1916 in Braquis bei Verdun) angebracht wurde. Der Maler hat in der Ludwigsvorstadt einen Teil seiner Jugend verbracht, entwickelte sich zu einem bedeutenden Künstler und war Mitbegründer der Malergemeinschaft „Blaue Reiter“. Einige seiner expressionistischen Werke findet man in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, das Franz Marc Museum kann man in Kochel am See besuchen (oschaun! – übersetzt: sehenswert!).

Schwanthalerstr Haus 66-1

Eine andere Kunstform kann man nach der Überquerung der Paul-Heyse-Straße sehen: architektonischen Jugendstil. Die Hausnummer 66 oder 79, letzteres ein Jugendstil-Gebäude, das von August Zeh 1905 erbaut wurde (s.a. https://www.merkur.de/lokales/muenchen/stadt-muenchen/jugendstil-bahnhofsviertel-3225041.html). Einige andere Bauten in der Ludwigvorstadt von ihm findet man unter https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkm%C3%A4ler_in_der_Ludwigsvorstadt.

Schwanthalerstr Haus 79-1

Vorbei geht es jetzt am Eine-Welt-Haus München, dessen westliche Seitenfassade so manchen Graffiti-Liebhaber interessieren dürfte:

Über den südlichen Hausdächern zeigen sich die Türme der St. Pauls Kirche, für mich endlich die passende Gelegenheit, dort mal vorbeizuschauen. Über die auf der linken Seite der Schwanthalerstraße liegende Abzweigung St.-Paul-Straße kommt man zu dem großen Bau, der so manchem Wiesn-Besucher bekannt sein dürfte – sie grüßt jeden aus der kurzen Entfernung. Von 1892 bis 1906 wurde an der neugotischen Kirche gebaut. Die Innen-Gestaltung überrascht mit schönen Glasfenstern, einem gut erhaltenen Kreuzgewölbe und auch immer wieder interessanten Ausstellungen. Nähere Informationen zur Kirche findet man bei Wikipedia. Kirchen vereinen Freud und Leid, gerade im Bezug auf St. Paul gibt es von Letzterem mehr zu berichten: Am 17.12.1960 streifte ein Militärflugzeug die Hauptturmspitze der Kirche, nachdem das Flugzeug aufgrund eines Motorausfalls nicht schnell genug vom damaligen Flughafen Riem aus aufsteigen konnte. Der darauffolgende Absturz endete in der Nähe an der Martin-Greif-Straße und begrub eine Trambahn unter sich (s.a. https://www.br.de/themen/bayern/inhalt/geschichte/paulskirche-flugzeugabsturz-muenchen100.html). 20 Flugzeuginsassen, 32 Trambahn-Fahrgäste und Passanten verloren ihr Leben – ihrer wird an der Ecke Martin-Greif-/Landsberger Straße gedacht.

Schwanthalerstr StPaul

Für mich war dies ein längerer Aufenthalt am Sankt-Pauls-Platz, später habe ich mir noch die Gedenktafel angeschaut, aber davor galt es noch, ein weiteres sehenswertes Bauwerk zu besuchen. Zurück auf der Schwanthalerstraße geht es weiter in Richtung Westen, schräg über den Bavariaring (naja fast, der Verkehr lässt das selbst sonntags nicht zu). Hier hat sich unterhalb der aufsteigenden Straße (Hausnummer 106) Georg Hauberrisser 1879 sein Haus aus Rohbacksteinen im Renaissance-Stil hingestellt. Davor hat er sich um den Bau des Neuen Rathauses und später um den der Paulskirche gekümmert. Schön ist der über alle vier Stockwerke gehende Erker mit der hübschen Haube mit Spitz obenauf. An der Ostseite findet sich eine Tafel zur Erinnerung an den Komponisten Rudi Stephan, der Name sagt mir momentan nichts, aber auch hier kann Wikipedia weiterhelfen.

Schwanthalerstr Haus 106-1

Die Schwanthalerstraße würde jetzt weiter führen, ins Westend hinein. Es folgt linkerhand eine Plattenbausünde und einige Wohnhäuser samt unterschiedlicher Gastronomie und einem großen Elektrogeschäft. Aber für mich ist am Bavariaring das Ende meines Spaziergangs gekommen. Mein Weg führt mich Richtung Hackerbrücke, vorbei an der Gedenktafel zum Flugzeugunglück (siehe oben), nach Hause – oder auch ins Augustiner Brauhaus mit uriger Gaststätte am Anfang der Landsberger Straße, nix is gwieß (übersetzt: sicher ist nichts) …

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