Ein Sinnesrausch

Anfang des Jahres hat es mich ja schon ins Utopia, die ehemalige Reithalle im Münchner Norden gezogen. Hier wurde in einer immersiven Ausstellung das Leben und Werk der Frida Kahlo gezeigt, wunderschön übrigens (KLICK).
Seit Mitte März gibt es etwas Neues, die Zuschauer*innen können in Gustav Klimts „Kuss“ eintauchen. Historische Fotos, gestellte Atelierszenen mit einem Gustav-Klimt-Double und vor allem die Entstehung seiner Werke und die Bilder selbst werden gezeigt, das alles auf allen vier großen Wänden um einen herum, während man auf Liegekissen chillen kann.

Es wird erzählt, es gibt einen Soundtrack wie in einem großen Multiplex-Kino, die Werke werden animiert. Und das funktioniert scheinbar: Ich habe den Eindruck, es ist auch Publikum da, das sich animieren lässt, obwohl es sonst selten in ein Museum geht. Natürlich gibt es hier keine Originale zu sehen, aber die Macher wollen Lust drauf machen, dass man sich das Original vielleicht auch mal im Museum ansehen will. Die bombastische Musik passt perfekt zu den farbenfrohen Bildern, animierte Blattgoldblätter funkeln über die Wände, und es ist magisch und hypnotisch zugleich, ein Sinnesrausch. Und so ganz nebenbei erfährt man von Gustav Klimt, und wie er wurde, was er war. Wie er zu einem der bekanntesten Künstler der Welt wurde, wie er andere Künstler unterstützte, von seinen Frauen und Kindern, und wie beliebt er bei den Damen war. Sie ließen sich nur zu gerne von ihm porträtieren, es war damals sogar en vogue. 1918, mit 55 Jahren, ist er in Wien an den Folgen eines Hirnschlags gestorben. Das alles ist durch die Art der Darbietung sehr interessant und auch irgendwie nachhaltig.
Aber danach geht’s in eine Art Erlebnisräume, die auch jüngeren Leuten spielerisch Klimt und die Zeit des Jugendstils erklären wollen. In einem kleinen, aber hohen Raum, der aufwändig mit Spiegelwänden und Gold-Pailletten ausgekleidet ist, wird um Platz für Selfies gerangelt, und vor einer Nachstellung des Kusses sind die Köpfe ausgeschnitten, selbst die etwas Älteren wollen hier Fotos machen und das Liebespaar (der ursprüngliche Titel für „Der Kuss“) darstellen. Es macht alles eindeutig Lust, sich (wieder einmal) das Original anzuschauen. Und für den Preis für diese immersive Ausstellung, bei der die Bilder aus dem Projektor kommen, komme ich auch in Wien ins Obere Belvedere und kann danach noch einen Kaffee trinken.

Mein Fazit: Wunderschön, aber teuer.

Klimts Kuss
15.03.2023 – 27.06.2023 im Utopia, Heßstraße 132, München

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