Die Kunst glotzt zurück

Miriam Frank

2018 gab es schon einmal ein Kunstlabor im ehemaligen Tengelmann-Gebäude in der Landsberger Straße ((KLICK)). Es war eine Zwischennutzung, die es mittlerweile nicht mehr gibt. Dafür hat das Kunstlabor 2 nun im ehemaligen Gesundheitshaus an der Dachauer Straße 90 einen neuen Sitz gefunden. Dieses wurde vom MUCA übernommen, um Kunst und Kultur einen Platz zu bieten. Im Rahmen der Langen Nacht der Museen öffnete dieses erstmals im Oktober 2021 seine Pforten.

Bei einem Rundgang über zwei Etagen können viele kleine Räume mit unterschiedlichsten Kunstinstallationen besichtigt und begangen werden.

Adam Stubley will hier zusammen mit seinem Sohn Vincent Wildgruber und mit Marius Haller in seiner Installation „Wake up Call“ auf das Artensterben hinweisen. Dafür verwandeln die drei einen der Räume in eine sterbende Ozeanlandschaft.


Loomit hat einen Raum gestaltet. Ein ehemaliger Mitarbeiteraufenthaltsraum war schon gelb gestrichen. Da ist er sofort auf die Idee gekommen, mit wenigen Farben zu arbeiten. Der Elefant im Raum ist das fleißige Bienchen, das Gesundheitsamt ein Ort der Wissensvermittlung.

Sehr gut hat mir auch die Installation der Münchner Künstlerin Leni Burger gefallen: „Heimweg“.  „Wie oft hat man, besonders als Frau, ein ungutes Gefühl, wenn man nachts alleine nach Hause geht?“ beschreibt sie ihren Raum. Schritte, Schatten, Geräusche machen Frauen Angst, der Haustürschlüssel ist schon zwischen den Fingern geballt zu einer Faust. Ich kenne das auch, dass man in eine körperliche Unterlegenheit gerät, in ein Unwohlsein im besten Fall. Leni Burger will sich nicht einschüchtern lassen, will sich nicht die Freiheit nehmen lassen, das zu tun, was sie möchte.


Eine meiner Lieblingskünstlerinnen, die Streetart Künstlerin Bona Berlin hat ebenfalls einen Raum gestaltet. „Die Kunst glotzt zurück“.  Sie lässt hier Perspektiven verschwimmen und Sehgewohnheiten umkehren.

Unbedingt muss ich auch noch den farbenfrohen Dschungel von Lion Fleischmann hervorheben. Ihn kann man öfters in München sehen, oftmals in Zusammenarbeit mit Beastiestylez, unter der Donnersbergerbrücke beispielsweise. Mit „Lebensraum“ weist er auf den Lebensraum der Insekten hin, der von den Menschen kaputt-konsumiert wird. Dabei kann stückchenweise die Wand konsumiert/gekauft werden. Schreckliches Thema, aber die Viecherl sind einfach wieder wunderschön, bunt und witzig noch dazu.


Jeder Raum ist anders, lokale aber auch international bekannte Künstler*innen haben sich hier ausgetobt. Manche Räume sind unheimlich, andere schlicht, farbenfroh oder verspielt, sie laden zum Eintreten und Mitexperimentieren ein. Auf jeden Fall aber zum Nachdenken. Es sind Führungen, Workshops, Ateliertage, Filmfeste, Konzerte, Lesungen, Performances u.v.m. geplant, es soll bald Gastronomie geben. Inwieweit das nun alles stattfinden kann oder auch nicht – wieder einmal Corona-bedingt – das weiß niemand. Ein Besuch im Kunstlabor 2 ist dennoch empfehlenswert. Absolut spannend!

Kunstlabor 2
Dachauer Straße 90
80335 München

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