Vom Kaninchen und dem Fisch

Von Martin Blumöhr habe ich euch ja schon viel vorgestellt, aber dieses Projekt direkt am Lerchenauer See ist eine Schau! Fast vier Jahre hat der Künstler an der Komposition vom „Kaninchenbau“ gearbeitet, es umfasst die ganze Unterführung – über 450 qm – und sogar die Decke. „Kaninchenbau“, das passt natürlich zu Feldmoching-Hasenbergl, es ist aber auch als Hommage auf Alice im Wunderland gedacht, vom Schriftsteller Lewis Carroll. Alice gerät in einen Kaninchenbau, und nach einigem Fallen durch Zeit und Raum kommt sie in einem Wunderland an.

So soll es den Passant*innen hier ergehen. Warum hat das Ganze vier Jahre gedauert? Es musste tonnenweise Beton verputzt werden, es kamen Corona und etliche Auflagen dazwischen. Es gab retardierende Momente wie des Nachts auf einem wunderschön ausformulierten Fisch (den sich ein vorbeikommender Passant gewünscht hat) aufkommende Hakenkreuze sowie zwei Brände in der Unterführung.

Herumliegende Matratzen von Obdachlosen wurden mittels Brandbeschleuniger angezündet. Große Flächen des Wandbildes wurden zerstört, die Unterführung war wegen giftiger Dämpfe lang geschlossen. Das einzig Gute: Aus der Not heraus hat Blumöhr die angerußte Decke auch noch bemalt!

Man erkennt sofort, dass diese Bilder von Martin Blumöhr sind. Alles ist bunt, liebevoll ausgemalt bis ins kleinste Detail, Wellen, Blumen, Bäume, Augen, Muster, die sich von ganz nah als Hunderte von kleinen Figuren herausstellen. Eine Farbenpracht!

Der Riesenfisch, ein Input von einem vorbeikommenden Angler, der einen großen Fang im Lerchenauer See gemacht hat. Jugendliche, die Blumöhr gebeten haben, an das OEZ-Attentat zu erinnern, wo eine Freundin ums Leben kam.

Es wird aber auch Kritik geübt bzw. auf Schlimmes in der Vergangenheit hingewiesen. Nazi-Schergen, Bombenwerfer, Krieg, Zerstörung, Terror, das hat es hier in der Gegend leider auch alles gegeben, schlimme Erinnerungen, die dann in dunklem Grau gestaltet sind anstatt der sonstigen Farbenfreude. Traurige Erinnerungen an die Geschichte: KZ-Insassen, die den See ausheben mussten.


Das Projekt „Kaninchenbau“ ist Teil der Serie „Public Viewing“, hier nahm Blumöhr zu seinem Konzept und seinen Ideen zum Thema noch Beiträge von Besuchern, Viertelkundigen und Passanten mit auf. Hier waren es Aspekte zum Stadtviertel Feldmoching-Hasenbergl und Umgebung.

An einem Tag im Oktober wurde die Eröffnung der kunstvollen Unterführung gefeiert mit illustren Gästen sowie musikalischer Untermalung und Kulinarik.

Das ist wirklich ein Tipp von mir: Raus an den Lerchenauer See, ihn einmal im Herbstrascheln umrunden und sich Zeit nehmen für die Bilder in der Unterführung. Es ist ein Puzzle von spannenden Geschichten, das einen hier erwartet.

Wo:
Fußgänger-Unterführung an der Lasallestraße
direkt an der Bushaltestelle Lerchenauer See

www.kunstprojekt-kaninchenbau.de

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