Göttliche Fresken

 

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34 Fresko-Repliken in Originalgröße sind derzeit in der Alten Bayrischen Staatsbank in München ausgestellt, auf immerhin 1400 Quadratmetern. Möglich gemacht hat das der Fotograf Erich Lessing aus Wien, auf dessen Fotografien die Nachbildungen basieren. Das Ziel ist es diejenigen zu erreichen, die schon einmal in Rom waren und sich in der Sixtinischen Kapelle dichtgedrängt die Fresken angesehen haben oder diejenigen, die den (göttlichen) Plan haben, irgendwann nach Rom zu kommen.

Großzügig in verschiedenen Räumen angeordnet kann man alle 34 Fresken abgehen, die Texte dazu lesen oder den Audioguide dazu benutzen. Das berühmteste Bild ist dabei wohl „Die Erschaffung Adams“, das monumentalste „Das jüngste Gericht“, es hat eine Fläche von 200 Quadratmeter.

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Annähernd 400 Figuren tummeln sich auf dieser Darstellung. Der Clou an dem Bild ist, dass Michelangelo nach Fertigstellung die meisten der ursprünglich höchst freizügigen Darstellungen irgendwie übermalen musste, Lendenschurze und Tücher mussten nun Glieder, Brüste und Popos bedecken. Und das, nachdem das Werk 24 Jahre nach den Gewölbefresken in Auftrag gegeben wurde. An diesen arbeitete Michelangelo nämlich von 1508 bis 1512. Am „Jüngsten Gericht“ an der Ostwand der Kapelle begann er 1526. Er arbeitete daran bis 1541. 15 Jahre in der Sixtinischen Kapelle, und höchstwahrscheinlich die ganze Zeit ohne jegliche Hilfe!

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Die Nachbildungen haben laut Veranstalter zumindest einen Vorteil: Anders als in der Sixtinischen Kapelle dürfen Kunstliebhaber in München mit Michelangelos Werken auf Tuchfühlung gehen.
Das hätten wir wissen müssen. Meine Freundinnen waren nämliche wie magisch angezogen von manchen unheimlich lebensecht wirkenden Details. Da wir uns keine Audioguides holten, hatten wir Raum für mancherlei Überlegungen, für Diskussionen um die Geschichten des Alten Testaments und um die Entstehung von Religionen. Auf die Art und Weise haben wir dann doch eine ganze Zeit in der Ausstellung verweilt. Für den stattlichen Eintrittspreis hatten wir uns irgendwie noch ein bisschen mehr erwartet, vielleicht ein wenig Multimedia-Unterstützung, Making-Of oder andere Gimmicks. Aber die laue Nacht und die nahe Brasserie am Literaturhaus haben anschließend den Abend perfekt gemacht.

Michelangelos Sixtinische Kapelle
Alte Bayrische Staatsbank
Kardinal-Faulhaber-Straße 1
80333 München
voraussichtlich noch bis 9. Juli 2017
Täglich geöffnet von 10 – 20Uhr

Ticketpreis für Erwachsene unter der Woche ohne Ermäßigung: 18 Euro, am Wochenende 19,50 Euro

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