“Wofür haben wir gekämpft?” – Geschwister-Scholl-Graffiti

Der Münchner Verein zur Förderung urbaner Kunst hatte Künstler*innen und Zuschauer*innen eingeladen, am Wochenende des 14.-15. März 2020 an der Tumblingerstraße (auf Höhe Bahnwärter Thiel), an Münchens bekanntester Hall of Fame, ein Statement gegen Rechts zu setzen. 40 Künstler würden live vor Ort sein und gemeinsam an einem Graffiti arbeiten, und zwar sollte niemand Geringeres als Hans und Sophie Scholl, die berühmtesten Mitglieder der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, verewigt werden.

An der Tumblingerstraße war selbst Sonntagabend kurz vor 18 Uhr trotz Corona-Virus und Kommunalwahl noch gut was los. Etliche renommierte Künstler*innen waren noch vor Ort und live in Aktion (Loomit, CIS, Zero, Pyser, Lando, Eliot the Super u. a.). Die Stimmung war gut, die Resonanz der Zuschauer*innen großartig. Dabei war bis kurz vor Start nicht klar, ob das Happening stattfinden würde. Man hatte irgendwann gesundheitliche Bedenken. Aber da die meisten Künstler*innen ohnehin mit Schutzmaske und Handschuhen arbeiten würden, konnte man dann doch am Samstagmorgen starten. Das Ergebnis kann sich nicht nur sehen lassen, sondern ist wunderschön und aussagekräftig!
 
Am Anfang der Wall stehen Hans Scholls Worte: „Nicht: Es muss etwas geschehen, sondern: Ich muss etwas tun.“ Danach kommt ein langgezogenes Bild, dessen Mittelpunkt die Porträts von Sophie und Hans sind, von weißen Rosen und lila Blumen umrankt. Die einzelnen Beteiligten haben sich jeweils zumindest mit einem Buchstaben eingebracht.
Zwischendrin eingearbeitet ist die Chronologie der vom NSU verübten Morde in den verschiedenen Städten. Eine sehr schöne, eindringliche Sache hat da an der Mauer Platz gefunden. Als ich sie Sonntagabend verließ, war das Graffiti noch nicht ganz fertig. Im Laufe der Woche wollte ich es mir noch einmal komplett ansehen. Was ich Montagfrüh in den sozialen Medien gelesen habe, war wie ein Schlag in die Magengrube: Das Bild wurde über Nacht komplett und auf hässlichste Art und Weise gecrossed. Erst als ich von Plänen hörte, die Wand wiederherzustellen, war ich einigermaßen beruhigt.
Diese Arbeit hat nicht nur eine Geschichte im Hintergrund, auch die Entstehung ist mehr als spannend. Ansehen! 
 
 
Edit:
Die Münchner Graffiti-Boys und -Girls sind echt der Wahnsinn!
Das in nur einer Nacht komplett zerstörte Mahnmal „Zeichen gegen Rechts“ wurde von ihnen in ebenfalls nur einer Nacht wieder komplett hergestellt!
Ganz großes Kino, danke dafür!  

 

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