Laut werden! Hinschauen! Sich einmischen!

Die Städtische Galerie Rosenheim hat sich etwas ganz Besonderes für ihr Publikum ausgedacht, es geht um Punk! Mit einer Eröffnungsfeier Mitte Dezember mit illustren Gästen wurde in die Ausstellung eingeführt.

Es waren die 1970er Jahre, als es in New York und London plötzlich Punkrock in den Clubs gab. Es wurde laut und unangepasst. Subkultur gegen Hochkultur, es gab Rebellion und Protest gegen abgenutzte Wertvorstellungen, der „Bürgerschreck“ war da. Die Ausstellung „Punk: Wir versprechen nichts!“ gibt einem bis zum 13. April 2025 Zeit, mit auf Spurensuche zu gehen, eine Ortsbegehung mitzumachen, nachzuschauen, wie es zu diesem neuen Lebensgefühl kam.

Zuallererst, darauf muss ich unbedingt hinweisen, weil es so süß gemacht ist, führt einen „Petra Punk“ salopp aber liebevoll in das Genre „Punk“ ein. Dann sieht man an den Wänden ganze Geschichten des Punk in den 1970er und 1980er Jahren in New York, London, Düsseldorf und Berlin, womit auch die lokale Geschichte des Punk erzählt wird. Alle Musikfans kennen Bilder oder Geschichten von Musiker*innen des New Wave oder Punk in Berlin, während hier bei uns in München und drumherum nicht so viel geboten war. Da spielte sich dieses Leben eher außerhalb ab, und so pilgerten die Fans zum Beispiel nach Ampermoching in den „Gasthof zur Post“, in Kirchweidach ins „LiBella“ und später dann in Rosenheim in die „Vetternwirtschaft“. Handgemalte Plakate sind hinter Glas sichtbar. Wie aus einer völlig anderen Zeit.

Viele prominente Leihgeber*innen haben die Ausstellung unterstützt, wie zum Beispiel FM EINHEIT (u.a. Einstürzende Neubauten), Carmen Knoebel (ehem. Inhaberin Ratinger Hof), Mona Mur (u.a. Mona Mur & Die Mieter), Fotografinnen Ilse Ruppert, Esther Friedman und Petra Gerschner. Es gibt auch Leihgaben der Vivienne Westwood Ltd, dem Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf, der Sammlung SpallArt, der Korff Fine Art oder dem Archiv der Jugendkulturen Berlin. So kamen über 200 Ausstellungsobjekte zusammen, die ein Stück Stadt-, Musik- und Kulturgeschichte erzählen.

Clubräume wurden eigens inszeniert, Street- und Szene-Fotografie machen das Ganze sehr lebendig und vorstellbar. Bühnen-Outfits können bestaunt werden, aber auch Alltagskleidung wurde punkig.

Fanzines, Flyer, Plakate und Plattencover wurden inszeniert, doch Punk war nicht nur ein Musikgenre, sondern auch eine kulturelle Bewegung. Das zeigen Kunstwerke von Andy Warhol, Martin Kippenberger, Markus Oehlen oder Lisa Endriß vom Künstlerinnenkollektiv „WeibsBilder“. In Video- und Audiostationen kann man tiefer in die Thematik eindringen, in Mitmach-Stationen kann man den „Do it yourself“-Gedanken beim Wort nehmen: Man soll hinschauen, sich einmischen, einfach mal machen!

Am Ende dieser sehr schönen Ausstellung kann man noch so lange man will in einem wohnzimmerartigen Raum in bereitgestellten Büchern und Magazinen schmökern. Auf kurzen Zuruf bringen freundliche Mitarbeiter*innen kalte Getränke oder Kaffee (sehr gut und günstig!) bis an den Sessel. Wieder einmal ein toller, kleiner Ausflug, meine Empfehlung!

Begleitend zur Ausstellung bietet die Städtische Galerie auf ihrer Website ein vielfältiges Rahmenprogramm an: www.galerie.rosenheim.de

PUNK: Wir versprechen nichts!
Städtische Galerie Rosenheim (bis 13.04.2025)
Max-Bram-Platz 2
83022 Rosenheim

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag
13 bis 17 Uhr

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