Wirbel um Schwirbel
Eine liebe Freundin schrieb mir unlängst, wenn du mal wieder in Ingolstadt bist – wir sind dort geboren und zusammen zur Schule gegangen – schau dir doch die Schwirbel-Ausstellung an! Schwirbel? Never heard! Dabei gibt es den Schwirbel schon ziemlich lang! Ich habe es nun in diese kleine Ausstellung im Café Tagtraum, in unmittelbarer Nähe des Neuen Schlosses, geschafft.
Draußen am Eingang gleich ein Schwirbel, innen am Tresen eine verschwirbelte Einladung, doch näher zu treten. Mehr als 20 seiner Werke von 2013 bis heute konnte man bei der Vernissage am 8. Oktober 2021 sehen, mittlerweile sind einige schon verkauft. „Das sind doch bloß Strichmännchen!“ sagen jetzt vielleicht manche. Und sie haben irgendwo recht! Doch sie sind sehr markant und unverkennbar, und die runden Wesen gibt es schon seit etlichen Jahren in Ingolstadt, vorrangig in der Altstadt.
Sie grüßen von Hauswänden, Türrahmen, Boller und Pfosten und lümmeln an Treppenabsätzen herum. Oftmals sind die Schwirbel an die Begebenheiten angepasst: ein Riss in der Mauer, ein Fensterbrett lädt ein, ein Stromkasten verführt zum Drüberspringen.
Schwirbel jetzt mit Banksy zu vergleichen wäre anmaßend, jedoch: Auch Schwirbels wahre Identität kennt niemand. Da ich den Künstler bislang nicht kannte, musste ich nachlesen. Es heißt, es ist ruhiger um ihn geworden, die alten Zeichnungen verblassen, es kommen kaum neue nach. Dafür gibt es jetzt die kleine Ausstellung im Café Tagtraum. Zusätzlich zu seinen typischen Graffitis hat er sich ein paar Gags erlaubt:
Reminiszenzen an Banksy, die Beatles und Keith Haring sind zu sehen, außerdem werden aufgenommene Bilder von draußen auf der Straße an eine Wand projiziert.
Dem Donaukurier verrät der Künstler, dass Schwirbel ursprünglich die Idee eines Teenagers gewesen sei. Es ist ja eigentlich nur ein Smiley mit Armen und Beinen. Aber das Smiley und sein Vater sind erwachsen geworden. Mittlerweile würde er manche Wand verschonen, die er früher angesprüht hat, die von Kirchen beispielsweise oder die des Neuen Schlosses.
Schwirbel ist so lange an den Wänden des Café Tagtraum zu sehen, bis der/die nächste Künstler*in kommt oder bis er keine Lust mehr hat.
Aber auch draußen die Augen aufzumachen lohnt sich: Ich habe auf meinem kleinen Walk vom Kreuztor zum Neuen Schloss (1,1 km) einen Original-Schwirbel gesehen! Diese Figuren sind einfach putzig, und mein Herz ist gehüpft.
Café Tagtraum
Paradeplatz 3
85049 Ingolstadt
(1353)