Lang erwartetes Finale

Die Spiegelstadt von Justin CroninIm Rahmen der 57. Münchener Bücherschau hat Bestsellerautor Justin Cronin am 11.11.2016 bei einer Lesung sein neues, lang ersehntes Werk Die Spiegelstadt seinem Publikum präsentiert. Begleitet wurde der smarte Amerikaner von Journalistin und Autorin Margarete von Schwarzkopf, deren lockere Moderation durch die Veranstaltung führte, und dem Schauspieler Heio von Stetten, der die Lesung der deutschen Texte übernommen hat. Vor Beginn der Lesung sitzt der Autor ganz entspannt mit seinen beiden Kollegen, die ihn auf seiner kleinen Deutschlandtour begleiten, im Publikum, unterhält sich und beobachtet seine Leserschaft. Schon auf den ersten Blick ein sehr sympathischer Typ.

Das neueste Werk aus der Feder des charmanten Autors ist der dritte Band und damit der Abschluss der apokalyptischen Passage-Trilogie rund um das Mädchen Amy Harper Bellafonte, ihre Freunde und Wegbegleiter sowie um Zero und dessen 12 blutrünstigen und brutalen Virals.
Der Autor spricht während der Veranstaltung unter anderem auch darüber, dass er seine Charaktere bewusst nicht bis ins kleinste Detail skizziert. Wir kennen aus den Büchern Eckpunkte, wissen zum Beispiel, dass Alicia rothaarig ist, aber vielmehr erfahren wir meist nicht. Dennoch hat man als Leser das Gefühl, alle Protagonisten genau zu kennen und beschreiben zu können. Woran liegt das? Ist es vielleicht sogar das Geheimnis, warum seine Bücher den Leser so ungemein fesseln? Warum man kein Cronin Buch einfach wieder weglegen kann bevor die letzte Seite gelesen ist? Unsere Phantasie und Vorstellungskraft wird in vollem Umfang und dennoch ganz heimlich gefordert, und so entsteht für jeden Leser sein ganz eigenes Bild der Charaktere. Ich bin allein deswegen schon sehr gespannt darauf, wie die Verfilmung der Passage-Trilogie umgesetzt werden wird. Die Filmrechte wurden bereits verkauft und es bleibt zu hoffen, dass dies nun bald umgesetzt wird.
Die unterhaltsame Lesung mit dem äußerst entspannten und sehr charmanten Autor bleibt im Rahmen des ersten Drittels des neuen Buches, es wird dadurch nicht allzu viel verraten, aber umso mehr wird die Neugier auf den Verlauf, dem Ende des Buches und damit auch dem Finale der Passage Trilogie geweckt. Justin Cronin skizziert die Kernaussage des ersten und zweiten Buches mit jeweils einem kurzen Satz, zum nun erschienenen finalen Band sagt er nur: „Als alle dachten es ist gut, dabei war gar nichts gut“. Heio von Stetten mit seiner konzentrierten Art zu lesen und die lockere Moderation von Margarete von Schwarzkopf machen die Lesung zu einer angenehmen Veranstaltung.

img_1125Im Verlauf der Lesung spricht der Autor über einzelne Charaktere und Schlüsselszenen und sogar Soldier, das Pferd, wird hierbei nicht vergessen. Er gibt uns auch einen Einblick in seine Art intensiv für seine Bücher zu recherchieren und hat eine spannende Anekdote für seine Zuhörer, als er seine geografischen Erkundungen beschreibt und infolge derer er einem Militär erklären muss, er sei nur ein Autor, der für sein Buch recherchiert. Er verrät auch, wer ihn dazu herausforderte die Trilogie zu schreiben: Es war seine Tochter Iris, die sich eine Geschichte wünschte, in der ein Mädchen die Welt rettet.
Zum Abschluss liest Justin Cronin noch eine Passage über Zero und dem Anfang von allem, was geschah, er liest sehr gefühlvoll und mit unterschiedlichen Stimmfarben, sodass alle Zuhörer gebannt seinen Worten lauschen.

img_1131Nach der Lesung nimmt sich Justin Cronin noch Zeit für seine Leser, signiert seine Bücher, hält Smaltalk und lässt sich auch bereitwillig fotografieren. Als ich um ein Foto von ihm bitte, finde ich mich kurz darauf an seiner Seite wieder, so war das nun nicht geplant, aber irgendwie ist es eigentlich auch ganz cool.

Die Vorstellung im Gasteig war der letzte Termin der kleinen Deutschland-Lesereise von Justin Cronin und eine Auftaktveranstaltung im Rahmen der Münchner Bücherschau, diese läuft noch bis zum 27.11.2016, und begrüßt seine Gäste mit zahlreichen Veranstaltungen und Workshops.

img_1138                                                                                                                 Zum neuesten Werk von Justin Cronin folgt natürlich noch eine ausführliche Rezension.

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