Obey to the Chain Cult

1_coverDas Athener Trio Chain Cult hatte mich mit ihrem Demo 2018 ja begeistert (Link zur Review), und um so mehr freut mich, dass sie mittlerweile auch ein volles Debütalbum über LA VIDA ES UN MUS veröffentlicht haben. Irgendwie ist mir das entgangen, und ich bin spät dran damit, aber so hatte der Lockdown wenigstens etwas Gutes, nämlich vermehrt Bandforschung betreiben zu können. Sänger Jason bedient gleichzeitig den Bass, Dino spielt die Gitarre, und Drummer Vangelis steuert zusätzlich Background Vocals bei. Ihren Musikstil hatte ich als Hardcore Post Punk bezeichnet, da sie beides miteinander vereinen, und ich bin gespannt, was mich nun auf Shallow grave erwartet.

Mit „The uninvited“ wird Shallow grave fulminant eröffnet. Das Tempo ist hoch, und das Gitarrenspiel zeigt deutliche Einflüsse von Death Rock. Gleichzeitig ist da diese wütende Energie des Hardcores. Auch in „End of days“ bleibt die Gitarre ihrem Sound treu, während sich der Bass am Post Punk orientiert, ein weiterer Einfluss im Sound von Chain Cult. Sänger Jason klingt hier etwas resigniert, kein Wunder in Zeiten von „consuming, destroying, polluting and killing“. „Shallow grave“ lässt es schließlich etwas gemächlicher angehen und wird mit einem Basssolo eingeleitet. Überhaupt steht hier der Bass etwas mehr im Vordergrund, was bestens zu den düsteren Lyrics passt. In „Witch hunt“ ergänzen sich die Instrumente gleichberechtigt, es ist aber auch sehr cool, wie der Bass mit einem kleinen Solo zwischendurch extra in Szene gesetzt wird. Der Song bezieht sich nicht aufs Mittelalter, wie der Titel vermuten lassen könnte, sondern prangert den aktuellen gesellschaftlichen Zustand an.
„A distant echo“ startet dann auch düster mit dem Bass, bevor mich vor allem diese flimmernde Gitarre fasziniert, die mich fast schon hypnotisiert. Doch dann rockt „Under the gun“ los, das Schlagzeug gibt die Marschrichtung vor, und Jason klingt richtig angepisst, er bellt die Lyrics beinahe ins Mikro. Dazu würde ich gerne mal Pogo tanzen, wenn das irgendwann mal wieder live möglich ist. In „Traffic“ werden die Lyrics in den Strophen rezitiert, nur der Refrain wird tatsächlich gesungen. So dramatisiert sich der Inhalt, und man muss automatisch genauer hinhören. Der Nachhall in den Instrumenten sorgt für die entsprechende Atmosphäre. Zum Abschluss klingt „City of ruins“ inhaltlich tatsächlich wie ein kleines Resümee, und auch musikalisch lässt sich dieses ziehen, indem sich alle zuvor genannten Einflüsse homogen vereinen.

Fazit: Chain Cult haben auf Shallow grave ihren Stil gefestigt und weiter verfeinert. Hardcore, Post Punk und Death Rock gehen hier eine wunderbare Symbiose ein, die bei mir genau auf den Nerv trifft, und ich bin nur allzu bereit mich dem Kettenkult hinzugeben. Rohe, wütende Energie trifft hier auf melancholische Stimmungen, und so verbinden Chain Cult das Beste aus verschiedenen Welten. Vielleicht könnte man auch das Label Dark Punk benutzen, um die Musik zu beschreiben. Mit Band-Vergleichen halte ich mich hier bewusst zurück, dafür klingen Chain Cult zu eigenständig. Im Gegensatz zum Plattencover sind die gegenwärtigen Zustände in Griechenland und speziell im linksorientierten Stadtteil Exarchia alles andere als rosig und liefern genügend Stoff für die zornigen Lyrics.

Anspieltipps: Egal. Jeder Song ist ein Treffer.

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Chain Cult: Shallow grave
LA VIDA ES UN MUS, Vö. 22.09.2019
MP3 gegen Spende (bitte die Band wirklich unterstützen, erst recht in Corona-Zeiten)
LP 12,00 £ erhältlich über LA VIDA ES UN MUS

Homepage: https://www.facebook.com/chaincultband/
https://chaincult.bandcamp.com/
https://www.lavidaesunmus.com/

Tracklist:
01 The uninvited
02 End of days
03 Shallow grave
04 Witch hunt
05 A distant echo
06 Under the gun
07 Traffic
08 City of ruins

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