Skandinavische Melancholie

Die schwedische Combo Döda Havet (übersetzt: Totes Meer) veröffentlichte im August ihr zweites Album Tid och rum (Zeit und Raum), es gibt sanfte Klaviermelodien, schwere Gitarren, Keyboard, Gesang in langsamem Tempo und mit geheimnisvollen Texten zu hören. Das Gesamtpaket nimmt den Zuhörer mit auf eine tiefe emotionale Reise.

„Atlantis mitt“ lässt uns musikalisch in einem Boot auf einer unruhigen See dahingleiten, „Arcana“ erzählt im Midtempo eine Geschichte. Melancholie kommt auf bei „7000 dagar“, der Gesang wird anfangs nur von einer Gitarre begleitet, erst später wird der Verstärker aufgedreht und dann die volle Begleitmöglichkeit ausgespielt. Ein Abschied („Avsked“) ist eindrücklich instrumentalisiert mit Blasinstrumenten und tiefen Atemzügen (1,42 Minuten), irgendwie tragisch und mysteriös. Man könnte meinen, das Keyboard stellt zu Anfang das Leuchtsignal eines Leuchtturms nach in „Hjärnspöket“, erst die Gitarren holen einen wieder aus der anfänglichen Ruhe heraus, bis man glaubt Wasserblasen zu hören, der volle Bandeinsatz bewahrt einen vor dem Ertrinken. Der Song stimmt nachdenklich und zeugt auch von Kraft. Staffan Stensland Vinrot lädt uns zu einem lässigen „Söndag“ ein, wir können durchatmen und genießen, vor allem die verschiedenen Stimmlagen des Sängers. Im rockigen Gewand mit einer gewissen Leichtigkeit erscheint „Levande eller död“ im Ablauf, bevor uns „Bråttom“ wieder in ruhigere Bahnen leitet, entgegen der eigentlichen Übersetzung der Titel.

Die Band besteht aus Peter Garde Lindholm (Gitarre), Julia Stensland Vinrot (Keyboard), Martin Pettersson (Schlagzeug), Lawrence Mackrory (Bassgitarre) und Staffan Stensland Vinrot (Gesang/Gitarre/Songwriter), die alle in unterschiedlichen Konstellationen in den Musikszenen von Uppsala und Schweden aktiv waren. Mit Tid och rum vermitteln sie uns melancholischen Rock, der auch progressive Teile beinhaltet. Einzig „Levande eller död“ sprengt den Rahmen. Einsamkeit fließt ein, die Melancholie ist ein andauernder Begleiter, das beweisen auch immer wieder die übersetzten schwedischen Titel oder Textausschnitte. Man muss nur den jeweiligen musikalischen Stimmungen folgen und hin und wieder eine Übersetzung heranziehen, das erleichtert etwas das Verständnis und fördert den Genuss der LP. Insgesamt ist die Platte ein gelungenes tiefgründiges Gesamtpaket mit schönen Gitarrensoli und passenden charismatischen Vocals. Heutzutage stechen Döda Havet damit heraus, weiter so!

Anspieltipp: Hjärnspöket, Söndag, Levande eller död

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Döda Havet: Tid och rum
Gaphals (Label), Vö. 28.08.2020
199 SEK z.B. bei TNOR

Tracklist:
1. Atlantis mitt (4:45)
2. Arcana (4:45)
3. 7000 dagar (5:09)
4. Avsked (1:42)
5. Hjärnspöket (5:31)
6. Söndag (3:53)
7. Levande eller död (4:10)
8. Bråttom (4:46)

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