Glühwein, Plätzchen, Kunst und Müll

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Das Weihnachtsmarktaufkommen in München ist eigentlich regelrecht inflationär. Gab es früher einen am Marienplatz, mit immer dem gleichen Gezeter, wie „schiach“ der Christbaum in diesem Jahr wieder einmal ist, einen in Neuhausen, in Haidhausen und in Schwabing, so hat mittlerweile jeder Stadtteil, ja fast jeder Platz seinen Weihnachtsmarkt. Und was früher ein Geheimtipp war – Pink Christmas am Stephansplatz zum Beispiel – ist mittlerweile so Kult, dass kein Durchkommen mehr ist. Hat man sich einen Glühwein erkämpft, so ist er, wenn man an seinem Platz angekommen ist, kalt oder verschüttet.

Dennoch gibt es ein paar Märkte, voll hin, voll her, auf die ich mich jedes Jahr freue, weil sie einfach, zumindest für mich, etwas Besonderes sind.

Da ist der Schwabinger Künstlermarkt, sehr schön und zentral gelegen an der U-Bahn-Haltestelle Münchner Freiheit. Hier stellen Künstler Bilder, Getöpfertes, Geschmeide, Filzsachen und vieles mehr aus. Als langjährige, treue Besucherin weiß ich schon, wo die einzelnen Stände stehen, dennoch gibt es immer mal wieder etwas Neues oder eine kleine Überraschung. Seit es aber den Stand von der Dame mit den Keramik-Katzenfiguren nicht mehr gibt, hier habe ich mir traditionell jedes Jahr ein Kätzchen gegönnt, hat er ein bisschen seinen Reiz verloren.

Der Mittelaltermarkt am Wittelsbacher Platz hat sein Lager in direkter Nähe zum Odeonsplatz aufgeschlagen. Hier freue ich mich immer auf ein Stück Fisch aus dem Steinofen, ganz schlicht auf Pergamentpapier gelegt, dazu ein Ranken Brot, Leute beobachten, die zum Teil sogar gewandet sind, und danach gibt es Glühwein oder Feuerzangenbowle aus dem Tonbecher – und es gibt auch Met! Auf diesem Markt ist am Wochenende immer ein interessantes Musikprogramm geboten, alles kostenlos, und einmal pro Saison gibt sich unsere Münchner Lokalmatadoren-Mittelaltergruppe Estampie die Ehre. Dieses Jahr spielen sie am Sonntag, 6. Dezember. Ich freu mich schon.

Der Markt am Chinesischen Turm gefällt mir sehr gut, weil ich mit meinem Bus vor der Haustür direkt durchfahren kann. Das hat auch was für sich, wenn man dort Glühwein getrunken hat und danach nur noch in seinen Bus einsteigen muss! Die Stände hier sind nicht so dicht gedrängt, der Chinesische Turm mit seinen Lichtern bietet eine einzigartige Atmosphäre. Es gibt Weihnachtsmusik aus der Konserve, aber ich finde alles sehr stimmungsvoll. Auch hier habe ich ein Lieblingsstandl, an dem ich nicht vorbeigehen kann, und oft schon habe ich mir dort eine kleine Fee gekauft, sie sind einfach immer wieder so reizend, und keine gleicht der anderen.

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Ja, und dann ist da natürlich das gute alte Tollwood. Früher freakig und etwas ganz Besonderes, an der Hackerbrücke gelegen, ist es heutzutage, auf der Theresienwiese, immer noch etwas alternativer als auf den übrigen Weihnachtsmärkten. Aber Räucherstäbchen, indische Buddha-Statuen, Alpaka-Pullis und Traumfänger sind einfach nichts Neues mehr. Dennoch fahre ich gerne hin – und mit mir am Wochenende Unmengen von anderen Weihnachtsbummlern. Wenn man die Rolltreppe von der U-Bahn-Haltestelle Theresienhöhe raufkommt, bietet sich einem gleich ein wirklich herrlicher Anblick. Die Zeltdächer sind beleuchtet, beim Rundumblick ist auch die St. Pauls Kirche ein romantischer Augenschmaus.
Und dann bietet Tollwood jedes Jahr – neben Verkaufsständen, Gastronomie, Musikdarbietungen, Lesungen, Kabarett, Stelzenkünstlern und vielem mehr – etwas Außergewöhnliches zu einem gewissen Motto. Dieses Jahr lautet es „Na sauber!“.

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Dazu hat man die „Trash People“ des bekannten Künstlers HA Schult eingeladen. Diese waren schon weltweit unterwegs, sogar auf der Chinesischen Mauer sind sie schon gestanden. In Containern verschickt haben jetzt 500 Stück von Schults Müllmenschen den Weg zum Tollwood gefunden. Sie nehmen die Besucher vor dem Eingang in Empfang und sollen an ihre ökologische Verantwortung erinnern. Ich habe sie beim Aufbau fotografiert und konnte währenddessen schon großes Interesse der Passanten feststellen. Eine interessante, sehenswerte Sache!

au32Der Weltsalon bietet noch eine kleine Attraktion: Das Künstlerduo HERAKUT, tief verwurzelt in der Urban Art Szene, macht hier mit Malerei, Zeichnungen, Fotografien, Skulpturen und Installationen darauf aufmerksam, dass Kunst keine Grenzen kennt. Ein gerade momentan unheimlich aktuelles, spannendes Thema. Hingehen!

Hier ein sehr schön aufbereiteter „Christkindlmarkt-Fahrplan“ (von Radio Charivari), der euch die Fahrten zu den Märkten erleichtern soll.

 

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