BoytronicMitunter bedarf es lediglich eines klitzekleinen Funkens, eines kurzen aber besonders inspirierenden Moments, um ein lautlos vor sich hin schwelendes Feuer neu zu entfachen. Diesen Augenblick erlebten Hayo Lewerentz und Ingo Hauss vor knapp zwei Jahren, als sie – im Grunde genommen ohne konkrete Zielsetzung – einen Song mit dem britischen Sänger James Knights aufnahmen. Dabei stellten die drei Musiker überrascht fest, dass das Resultat dem charakteristischen Sound ihrer Band Boytronic erstaunlich nahe kommt. „Wir spürten, dass damit in uns sofort auch eine große Lust aufstieg, wieder ein komplettes Boytronic-Album zu schreiben“, blickt Lewerentz auf die Initialzündung zurück, die jetzt in der Veröffentlichung des neuen Albums Jewel (Vö. 03.11.2017) kulminiert. Als dann kurze Zeit später auch noch das Video zu besagtem Song – es handelt sich um „Time after midnight“ – im Internet auf begeisterte Reaktionen stieß und den Wunsch der Fans nach weiteren neuen Boytronic-Songs befeuerte, war die Entscheidung gefallen, zehn Jahre nach der letzten Studioscheibe Dependence die Bandaktivitäten wieder zu intensivieren. Lewerentz: „Genaugenommen waren wir eh noch nie eine feste Band im traditionellen Sinne, sondern mehr ein Projekt mit Musikern, die für gezielte Aktionen zusammenkommen. Da unser bisheriger Sänger Holger derzeit nicht zur Verfügung steht und wir mit James den idealen Nachfolger gefunden haben, war die perfekte Konstellation für das neue Projekt gefunden.“

Gegründet im Jahr 1983 gehören Boytronic zu den wichtigsten und erfolgreichsten deutschen Electronic Bands der Achtziger und Neunziger, mit gleich mehreren Hits in verschiedenen Besetzungen und ihrem bekanntesten Titel „You“, der sich acht Wochen lang in den deutschen und internationalen Top 10 hielt. Im Laufe der Jahre wurden ein knappes Dutzend Alben und mehr als 20 Singles veröffentlicht, viele davon auch als Videoclip. Die erste Auskopplung vom neuen Album Jewel nennt sich „Mad love“ und könnte mit ihrem magisch-elektronischen Sound, dem pulsierenden Beat und der hypnotischen Gesangsmelodie kaum typischer für Boytronic sein. „Bei Boytronic geht es immer um Popsongs, tanzbar, eingängig und stets auch ein klein wenig geheimnisvoll. All diese Kriterien erfüllt „Mad Love“ und erinnert zudem an den Sound unserer beiden ersten Alben in den frühen Achtzigern“, findet Lewerentz, der gemeinsam mit Ingo Hauss und Produzent Alex Christensen auch am Erfolgsprojekt U96 (Das Boot) beteiligt und zehn Jahre lang Inhaber des Labels Major Records war, auf dem er bekannte Szene-Bands wie IAMX, Ladytron oder Nitzer Ebb veröffentlichte. Er sagt: „Als Musiker und Label-Manager habe ich mich immer schon für ganz unterschiedliche Bands wie etwa Chemical Brothers, Underworld oder auch das House/Dubstep-Duo Knife Party interessiert. Ingo und ich waren noch nie reine Depeche Mode-Devotees, sondern künstlerisch deutlich vielseitiger orientiert.“

Diese stilistische Vielfalt hört man auf Jewel, auf dem gleich mehrere Songs den Rahmen typischer Electronic-Popsongs sprengen. „The Universe“ beispielsweise ist sehr speziell, mehr als nur eine einfache Popnummer, sondern ein kleines Opus mit eigenwilligem Arrangement und einem – wie Lewerentz es bezeichnet – „Mittelpart im Alice-im-Wunderland-Modus.“ Ungewöhnlich ist auch das langsame „Dark passion“ mit seiner musikalisch hintergründigen Note. Und natürlich „New Year`s day“, eine Coverversion des bekannten U2-Hits. „Die Idee dazu entstand spontan im Studio“, erzählt Lewerentz. „Ingo, James und ich jammten, plötzlich sang James auf unsere Akkordharmonien den Refrain von „New Year`s day“. Nachdem wir uns verblüfft angeschaut hatten, wurde entschieden: Wenn schon, dann nehmen wir uns gleich das Original vor.“

Kein Zweifel: Jewel ist in der Boytronic-Historie ein ganz besonderes Album, musikalisch, aber auch hinsichtlich der Texte, bei denen es etwa in „Share“ um das geradezu inflationäre Teilen von Texten und Fotos in den Sozialen Medien geht. Zudem hat sich Lewerentz in „Time after midnight“ vom Scorsese-Kinofilm Zeit nach Mitternacht inspirieren lassen. Dass die Texte perfekt auf die Musik passen, liegt auch an dem englischen Sänger James Knights. Lewerentz: „Es hat natürlich enorme Vorteile, wenn man einen native speaker an Bord hat, der wirklich akzentfrei artikuliert. Außerdem ist James ein unfassbar guter Live-Performer, der die Musik total lebt, der das Publikum mit voller Hingabe besingt und sich dabei auf der Bühne wohlfühlt.“

Fazit: Boytronic sind zurück! Jewel ist sowohl Neuanfang als auch Fortsetzung der bisherigen Erfolgsgeschichte und hätte kaum bunter und überzeugender ausfallen können!

(Quelle: result promotion)

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