Starset VesselsÜbertragung angekommen. Starsets neuer akustischer Kodex, Vessels, baut auf einem Konzept auf, bei dem Futurismus eine Tatsache geworden und Vorstellungskraft eine Chance ist. Die zweite Veröffentlichung von Starsets akustischem Architekten Dustin Bates ist ein in Sound gegossener Datenstrom, in dem Bates’ schwermütiges Klagen der Deus ex Machina in einem Zeitalter des Informationsüberflusses ist – das Heulen eines Geistes in einer zunehmend komplexen und doch ultimativ menschlichen Maschine.

Starsets 2014er Debüt auf Razor & Tie, Transmissions, war nicht nur die Visitenkarte von Starset selbst, sondern auch die der The Starset Society, einer geheimnisvollen, quasi anonymen Gruppe von Wissenschaftlern, die in der realen Welt verankert sind und vor den Gefahren einer Dystopie und einer aus dem Ruder gelaufenen Technologie warnen. Jetzt, nur zwei Jahre danach, stellen wir fest, dass aus Bates’ Spekulationen wissenschaftliche Fakten geworden sind. Während diese in seinem kürzlich von ihm selbst herausgegebenen Roman The Prox Transmissions in vollem Ausmaß dargestellt sind, beweisen auch Bates’ lyrische Themen von der Entdeckung und Bevölkerung von Exoplaneten gepaart mit den Effekten des rapiden Fortschritts der Technologie inklusive 3D-Druck, dass Starset ein wahrhaft visionäres Multimedia-Kollektiv ist.

Während Transmissions ein Meilenstein war, der mehr als eine Viertelmillion Alben, Streams und Downloads verkauft hat und von Singles wie dem unvergesslichen „My Demons“ (das unglaubliche 43 Wochen in den Rockcharts verbracht hat) flankiert wurde, war Bates’ übergeordnete Intention, bei Vessels Grenzen zu erweitern.

Erneut von Rob Graves (Halestorm, Red) produziert und von Ben Grosse (Breaking Benjamin, Filter) gemischt, sprechen die Ergebnisse für sich. Angefangen vom atmosphärischen Opener „Back to the earth“ über die treibenden Hooks von „Monster“, der ersten Auskopplung des Albums, bis hin zu den mitreißenden, beinahe progressiven Momenten von „Frequency“ ist es Bates gelungen, sich der Schwerkraft des ‚Schema Radio Rock’ zu entziehen. Stattdessen erfand er seine Genre-trotzende Vision neu: als eine Arena, in der Hans Zimmer sich mit Radiohead und Trent Reznor verknüpft.

Wo das übergreifende Konzept von Transmissions sich auf eine Nachricht des Planeten Prox, einer zukünftigen Zuflucht vor der sterbenden Erde, konzentriert, teilt Vessels seine Geschichte in einen vernetzten Zwischenraum aus vier separaten, gefährlichen Visionen auf. Von einer Rückkehr nach Prox über das Warnen vor den Gefahren der Genmanipulation bis zur nahen Zukunft, in der die Fortschritte im Bereich künstliche Intelligenz sich über die Auffassungen von Liebe, Leben und Tod hinwegsetzen, hat Bates (der Doktorand der Elektrotechnik ist und bereits im Auftrag der US Air Force geforscht hat) eine akustische Anthologie entwickelt, die die Starset-Getreuen herausfordern wird und gleichzeitig das mächtige Versprechen des ersten Albums einlöst.

Neben der Tatsache, dass das Zerstören von Konvention öffentlich dokumentiert wird, leben Starsets Live-„Demonstrationen“ von der gleichen Mischung aus Ambition, Technologie und roher Emotion. Mit über 300 Shows haben Bates und seine mit Helmen und Druckanzügen ausgestattete Crew (Bassist Ron DeChant, Gitarrist Brock Richards und Schlagzeuger Adam Gilbert) sich auf Touren mit Bands wie Breaking Benjamin und In this Moment ebenso einen Namen gemacht, wie mit ihren begeisternden Auftritten bei großen US-Festivals wie dem Rock on the Range. Schließlich waren es aber die vier Planetarium-Performances im Fiske Planetarium in Colorado und im New Yorker Vanderbilt Museum Planetarium, die Starsets Live-Versprechen endgültig ins durch Laser verstärkte, teleskopisch vergrößerte Blickfeld gerückt haben.

Was, inspiriert von Persönlichkeiten wie Nikola Tesla und Ray Kurzweil (auch bekannt als Vater der technologischen Singularität), als planetarische Beinahe-Kollision von Klang, Vision und ikonoklastischen Ideologien begann, hat mit Vessels einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Starsets Botschaft wurde empfangen und heruntergeladen. Übertragung abgeschlossen.

Starset – Vessels (Vö. 20.01.2017)
Label: Spinefarm/Razor&Tie/Concord

(Quelle: Spinefarm Records)

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