Provokant ist das schon: Vom Cover blicken blutrote Augen eines gekreuzigten Schafes mit Dornenkrone und Heiligenschein. Nur die Verletzung in der Seite fehlt, ansonsten wäre dieses Bild eine noch perfektere Blasphemie. Aber genau das scheinen Herzparasit mit ihrem Debüt-Album „Fromme Lämmer“ erreichen zu wollen. Provokation und Aufmerksamkeit.

Lange musste man auf diesen Silberling warten, war er doch schon vor einem Jahr angekündigt und wurde fleißig promotet durch YouTube-Videos. Wer Herzparasit aufmerksam verfolgt hat, kennt einige Songs bereits. Als Support von Stahlmann oder Megaherz haben sie sich bereits einen Namen gemacht.
Wer steckt dahinter? Zum einen natürlich Ric-Q Winther, Frontmann von redLine, Sänger, Texter, Schauspieler, Drehbuchautor und vieles mehr. Zuletzt konnte man ihn in München bei den Aufführungen des Theaterstücks „Der kleine Horrorladen“ sehen. Seine Bücher bestehen aus Kurzgeschichten, Beobachtungen und Gedichten, die er zum Teil selbst als „Hirnfick“ bezeichnet, und genauso schonungslos sind sie auch. Zum anderen ist da El Toro, bekannt durch Monztafarm und für Gitarre, Bass, Programming und ähnliches zuständig. Live kommen noch Mr. SM an den Drums und Ennio PG am Bass dazu.
Am 04.11.11 erscheint also endlich das langerwartete Debütalbum von Herzparasit – und beginnt mit ein paar Soundeffekten, die das Gedicht „Schwarzes Glas“ von Ric-Q untermalen. „Liebe ist die Beerdigung der Herzen und ein Gedicht der Grausamkeit“. Eine unromantische Ansicht, aber wer erwartet schon Romantik auf einem Industrialmetalalbum?
Mit „Angst für dich“ geht es weiter und hier hört man, dass auch der Rest der Band etwas auf dem Kasten hat. Mit Gitarrengeschrammel und Schlagzeug wird hier gearbeitet. Es sind nicht nur Elektro-Klänge, mit denen aufgewartet wird. Der dritte Song fetzt. Live klingt das „Alphatier“ sicherlich noch besser und ermuntert zum wilden Kopfschütteln.
Bei Liedern wie „Blut will fließen“, „Ein letzter Schnitt“ oder „Schmerz ist geil“ ist der Titel – zumindest textlich – Programm.
Abwechslung wird großgeschrieben. Es gibt immer wieder neue musikalische Elemente in den Songs, Soli, die überraschen, elektronische Einspielungen, die unerwartet kommen. Da fallen die Wiederholungen kaum auf, die man nur beim genaueren Hinhören bemerkt. Wer sich die Zeit nimmt, einmal auf die Texte zu achten, wird auch nicht enttäuscht werden. Ric-Q hat sich hier viel Mühe geben. Dabei will er einmal die Bibel umschreiben, singt über Schreie und Schmerz, Liebe und Hass, Sehnsucht und Amokläufe. Im Booklet kann man neben zahlreichen Fotos des Duos lediglich eine aussagekräftige Textzeile aus jedem Song lesen. Neben zum Teil harten und schonungslosen Worten, wird aber auch das bekannte Kinderlied „Schlaf, Kindlein, schlaf“ zitiert und umgedeutet, und Die beste Band der Welt, Die Ärzte, müssen mit einer Zeile aus „Schrei nach Liebe“ dienen. Manche mögen dies toll finden, mich hat vor allem die Textzeile aus „Schrei nach Liebe“ verwundert und ein wenig gestört. Die Ärzte sind halt doch etwas ganz anderes.
Alles in allem ein gelungenes Debüt, das vor allem demjenigen gefällt, der Ooomph!, Megaherz oder die zahmeren Rammstein-Songs mag. Lasst euch vergiften!

Anspieltipp: Alphatier


Herzparasit – Fromme Lämmer
Label: Echozone
VÖ: 04.11.11

Trackliste
Schwarzes Glas
Angst fängt dich
Alphatier
Dein Herz verliert
Blut will fließen
1000°
Rattenloch
Flaschengeist
Ein letzter Schnitt
Scharfer Schlaf
Giftschlange feat. Nemesis
Salz in meiner Wunder
Schmerz ist geil
Milch

Es beginnt ganz leise, das neue Album von FragileChild. Nun werden sicherlich einige fragen: Wer ist das denn?
FragileChild ist eine Band aus Nürnberg, die 2005 von Dennis K. gegründet wurde. Zunächst bestand das Projekt nur aus ihm, einem leidenschaftlichen Musiker, der schon früh begann, seine eigenen Werke zu komponieren. Im Zeitalter des Internets findet man sogar gleichgesinnte Musiker und via Myspace lernte er Mex M. kennen, der seit 2008 festes Mitglied des Duos ist. Die beiden machen Electro / Gothic / Rock und konnten sogar schon einen Hit in den Top20 der deutschem mp3-Downloadcharts landen. Weiterlesen

Die schweizer Metalband Stoneman erobert Deutschland. Erst vor kurzem waren sie bei einigen Konzerten von Lord of the Lost als Support zu sehen und zu hören. Wer sich aber genau hinter den vier Musikern verbirgt, hat mir Sänger Mikki Chixx verraten – und noch einiges mehr.

Kyra Cade: In Deutschland steigt zwar euer Bekanntheitsgrad, aber für alle, die Stoneman noch nicht kennen: Wer seid ihr und was für Musik macht ihr?
Mikki Chixx: Hallo Kyra, wir sind Stoneman aus der Schweiz, wir machen einen Mix aus hartem Metal und melodiöser Goth Musik. Wir sind zu viert und lieben diesen Job!

K. C.: Wie lange macht ihr schon Musik?
M. C.: Stoneman gibt es seit 2004 und wir hatten das Glück, bereits 3 Alben zu veröffentlichen und 150 Shows in ca. 30 Ländern zu spielen… nicht schlecht oder? (lacht)

K. C.: Wenn ihr jemanden, der noch nie eure Musik gehört hat mit einem einzigen eurer Songs überzeugen müsstet: Welchen Titel würdet ihr empfehlen?
M. C.: Da unsere Songs sehr abwechslungsreich sind und wir uns musikalisch immer von Song zu Song neu erfinden, ist es einfach viel zu schwierig, diese Band auf einen einzigen Song zu begrenzen. Aber irgendwo zwischen „Wer ficken will muss freundlich sein“, „I am taking your life“ und „Hope you all die soon“ liegt die Wahrheit.


Stoneman. Quelle: Stoneman

K. C.: Vor einem Jahr kam euer 3. Album raus, „Human Hater“. Arbeitet ihr schon an etwas Neuem?
M.C.: Ja, wir haben letzte Woche damit angefangen und es wird euch umhauen!

K. C.: Eure Texte sind hauptsächlich düster und hart. Was inspiriert euch dazu?
M. C.: Unsere Musik ist düster und hart, da können wir nicht von Blumen und Bienen singen… Aber grundsätzlich gibt es so viele Dinge, die uns ankotzen… Religion, Krieg, Politik und so, dass gerade das letzte Album „Human Hater“ sehr viel davon beinhaltet.

K. C.: Welche musikalischen Vorbilder habt ihr?
M. C.: Wir haben keine Vorbilder, aber so ziemlich alle unsere Freunde aus dem Bizz, sind es die Deathstars, Wednesday 13 oder die 69Eyes inspirieren uns. Wenn du mit anderen Bands tourst und deren Mucke täglich mit 100 Dezibel um die Ohren geknallt kriegst, kann das auch mal etwas abfärben. Grundsätzlich sind wir WIR und einzigartig (lacht). Dies ist jetzt positiv wie negativ zu werten.

K. C.: Gibt es Lieblingslieder oder –alben, die ihr immer wieder hören könnt?
M. C.: Da wir vier Individuen sind, kann ich nur für mich sprechen. Ich mag das alte Zeug gerne. Bin ein 80er-Kind und liebe G’n‘R, Mötley Crüe etc. Aber auch so ziemlich alles aus Skandinavien ist hörbar, um es mal vorsichtig auszudrücken.

„Düster, hart und natürlich sexy!“

K. C.: Ihr wart in diesem Jahr bei einigen Konzerten Support von Lord of the Lost, mit denen ihr unter anderem auch auf dem Trash Festival gespielt habt. Hat es Spaß gemacht?
M. C.: Es war sogar ein Riesenspaß!! Es waren alle gut drauf und wir haben das ein oder andere Bier zusammen getrunken. (lacht)

K. C.: Könnte da mal ein gemeinsamer Song entstehen oder sind die beiden Bands dafür zu verschieden?
M. C.: Keine schlechte Idee! wir sind in den musikalischen Grundzügen ähnlich, beide Bands sind düster, hart und natürlich sexy!

K. C.: Euer Bassist, Iron Chris, ist angeblich „auf die Fresse gefallen“ und hatte einige Spritzen vor dem Auftritt in Nürnberg bekommen. Dafür machte er einen äußerst fitten Eindruck. Geht es ihm wieder gut?
M. C.: Wenn du diese Spritzen gesehen hättest, wüsstest du, woher der „fitte Eindruck“ kommt! (lacht) Es geht ihm okay. Sagen wir es mal so: Es hat ihn ganz schön überschlagen und wir waren die ganze Nacht in der Notaufnahme im Stuttgarter Spital.

„Stay tuned“

K. C.: Kann man euch 2012 in Deutschland sehen und hören?
M. C.: Definitiv!

K. C.: Ziele und Wünsche für die Zukunft?
M. C.: Diese Band hat immer nur ein Ziel, das ist: So viele Gigs wie möglich zu spielen und natürlich mit dem Publikum während und nach der Show Party zu machen. Wenn möglich ohne Ausflug in die Notaufnahme!

K. C.: Ein paar Worte zum Abschluss?
M. C.: Wer uns nicht kennt, sollte sich mal ein paar Minuten Zeit für uns nehmen und sich die Band im Netz oder am besten live anschauen. Eines versprechen wir euch: Ihr bekommt eine 100% Volldröhnung aus Goth und düster Metal! Stay tuned!

K. C.: Vielen Dank für das amüsante und aufschlussreiche Interview! Hugs!

Lord of the Lost waren nur einem kleinen Kreis ein Begriff, bis sie in diesem Jahr Support für Mono Inc. waren. 2010 erschien das Debütalbum „Fears“, im Frühjahr 2011 bereits „Antagony“, das zweite Album. Derzeit tourt das Sextett durch Deutschland. Sänger und Bandleader Chris Harms hat sich die Zeit genommen, ein paar Fragen zu beantworten.


Chris Harms. Quelle: Lord of the Lost

Kyra Cade: Ihr seid gerade auf Tour durch Deutschland. Wie läuft’s?
Chris: Wie erwartet auf einer ersten größeren Headlinertour. Einige Shows sind zum Bersten voll, andere recht leer, zumal einige Venues, die wir spielen einfach noch zu groß sind für uns. Uns ist es lieber, wenn ein kleiner Club auseinanderplatzt, als dass sich die gleiche Menge Leute in einer Halle verliert, die für das vierfache Volumen ausgelegt ist. Wir durchleben also gerade genau einen dieser wichtigen Steps auf der Karriereleiter, wo man täglich mal zwei Stufen erklimmt, um dann auch mal wieder eine herabsteigen zu müssen. Also unterm Strich ist alles so wie es muss und wir sind weit davon entfernt, uns beklagen zu können

K. C.: Nachdem ihr als Support für Mono Inc. deren Viva Hades Tour im Frühjahr begleitet habt, seid ihr schon wieder unterwegs. Kommt da Heimweh auf?
Chris: Heimweh kommt dann auf, wenn man monatelang unterwegs ist. Die Art und Weise wie Mono Inc. und wir touren ist doch eher wie Urlaub. Das heißt nicht, dass es nicht konzentrierte und harte Arbeit ist, aber der zeitliche Rahmen ist überschaubar.

K. C.: Auf YouTube kann man TV of the Lost schauen und bekommt in mittlerweile 18 Episoden skurrile Einblicke in euer Tourleben. Wie kamt ihr auf diese Idee?
Chris: Nicht WIR kamen auf diese Idee. Mono Inc. machen ja auch ein Tourtagebuch in Videoform, bereits 2007 machte ich das gleiche mit meiner alten Band THE PLEASURES und wenn man mal YouTube durchforstet stellt man fest, dass es tausende Bands gibt, die genau das gleiche machen. Der Rahmen ist aber auch nicht das Interessante, wichtig ist, diesen mit interessantem Inhalt zu füllen. Da wir neben der Bühne nur Unsinn im Kopf haben artet das dann bei uns relativ stark aus.

St.Pauli, 10 Jack/Coke, 4h morgens

K. C.: Was hat es mit „Spiel an meinem Glied“ auf sich?
Chris: Das entstand tatsächlich spontan, die Initialzündung kam von Bo, gegen Ende unserer Live-Generalprobe, das ist auch auf TV Of The Lost zu sehen. Von da an drehte sich Backstage jeden Tag das Thema mindestens einmal um eine neue Version dieses chartfreundlichen Geheim-Hits ;)

K. C.: Können sich die Fans nach der Euro-Dance- oder der Metalcore-Version auf weitere Versionen des Songs freuen?
Chris: Ja, wir nehmen Wünsche in Form von Kommentaren auf unserer Facebookseite entgegen.

K. C.: Any Wayst ist die einzige Frau im Sextett. Leidet sie manchmal unter dem Überschuss an Testosteron oder hat sie euch Männer voll im Griff?
Chris: Weder noch, sie hat sich uns sehr gut angepasst.

K. C.: Wie kamt ihr darauf, Lady Gagas „Bad Romance“ als Metalversion zu covern?
Chris: Mal wieder Bo und ich, St. Pauli, nach 10 Jack/Coke, 4h morgens… Noch Fragen?

Immer wieder unerwartet

K. C.: Nur ein Jahr nach dem Debutalbum „Fears“ erschien im April diesen Jahres „Antagony“. Arbeitet ihr bereits am nächsten Album?
Chris: Ja, wir sind mitten drin, in einem knappen Jahr ist es dann soweit und wird veröffentlicht…

K. C.: Eure Musik wird oft zwischen Gothic und Metal eingeordnet. Zu welchem Genre fühlt ihr euch selbst zugehörig?
Chris: Ganz ohne negativen Unterton, den man aus dem folgenden Satz lesen könnte, muss ich sagen: Es ist uns scheißegal! Szene und Genres interessieren uns nicht, wir machen, was sich für uns gut anfühlt, die Kategorisierung dessen überlassen wir den anderen.

K. C.: Die Songs sind selten einheitlich. Schnelle und rockige Passagen wechseln sich mit langsameren Tempi ab. Macht dies Lord of the Lost aus?
Chris: Ich denke, Lord Of The Lost macht aus, dass wir nicht nach Dogmen oder mit Scheuklappen arbeiten, so wird es immer wieder Unerwartetes in unseren Songs geben. Allerdings ist es uns kein Bedürfnis Musik für Musiker zu machen, dazu sind wir zum einen technisch nicht in der Lage und zum anderen mögen wir dafür gute Popmusik viel zu sehr.

K. C.: Etwas aus der Art schlägt „Reprise: Sober“. Wie findet ein derart getragener Song Platz auf einem Album wie „Antagony“?
Chris: Sag Du es mir… Fällt er Deiner Meinung nach heraus? Ich denke nicht.

K. C.: In Nürnberg wurde „Reprise: Sober“ als gefühlvolle und einzige Zugabe gespielt. Warum ausgerechnet dieser Song?
Chris: Die Gründe dafür sind ganz langweilig und technisch. Bei uns auf der Bühne läuft immer der Computer mit, für die ganzen Geräusche, die man nicht mit echten Instrumenten erzeugen kann. Wenn dann einmal das Projekt geladen ist, dann beinhaltet es auch nur die feste Reihenfolge der Songs, die für das jeweilige Konzert geplant wurden. „Sober“ funktioniert auch einfach nur mit Klavier und Stimme. Es gab dementsprechend nur noch 2 Alternativen, die genauso funktionieren: „Sooner Or Later“ oder unser Rihanna-Cover „Love The Way You Lie“. Wir entschieden uns spontan für „Sober“, aus dem Bauch heraus.


Lord of the Lost. Quelle: Lord of the Lost

K. C.: Ein paar Worte von euch zum lasziven und gelungenen „Sex on Legs“-Clip?
Chris: Voll geil!

K. C.: Welche Band oder Musiker haben euch beeinflusst?
Chris: Zu viele, von ABBA bis Z.

K. C.: Was inspiriert euch?
Chris: Ich habe kreative Geistesblitze in nicht nachvollziehbaren Situationen. Im Auto an der roten Ampel, beim Einschlafen, in der Schlange beim Supermarkt. Ich brauche keine besonderen Umstände, um einen Song zu finden, die Songs finden mich.

K. C.: Zukunftspläne von Lord of the Lost?
Chris: Noch 2 oder 3 größere Supporttouren, gute Sommerfestivals, ein unschlagbares drittes Album. Das ist erstmal halbwegs realistisch.

K. C.: Ein paar Worte zum Abschluss?
Chris: Ich verlasse die Party meist ohne mich zu verabschieden…

K. C.: Vielen Dank für das spontane Interview!

 Nürnberg rockt

SCHOCK

Zu Beginn ist es noch recht leer im Hirsch Nürnberg. Auch als die Musiker von SCHOCK die Bühne betreten ist der Applaus noch verhalten. Nur vereinzelt wird der Sänger mit Jubelrufen empfangen. Dieser macht allerdings eine gute Show und füllt die Halle. Mit guten Beats und schnellem Rhythmus heizen die vier Musiker dem Publikum ein, das bald begeistert vor der Bühne steht und freudig die Köpfe schüttelt.
Sänger Michael Schock ist omnipräsent auf der Bühne, tanzt herum, kauert sich zusammen wie Gollum oder springt beachtlich in die Höhe.
Die Texte sind bitterhart und zuckersüß. Es ist für fast jeden etwas dabei, Liebeslieder, Aufrufe zum BDSM oder Tod, Trauer, Verdammnis. Was mich überrascht ist die Mimik des Sängers, der seine Songs lebt. Mit den Texten leidet und lacht er, macht Freudensprünge oder kniet sich auf den Boden. Immer wieder geht er auf Zwischenrufe des Publikums ein und bereitet die Anwesenden auf den Hauptact vor. Gitarrist Lars hat auch noch ein Ass im Ärmel, als er die Saiten seiner Gitarre anstatt zu zupfen mit einem Drumstick schlägt.
Sie würden gerne noch länger spielen, aber die Zeit lässt dies leider nicht zu. Bleibt zu hoffen, dass SCHOCK bald wieder in den Süden kommen.

 Teufel

In blaues Licht getaucht und mit Getrommel füllt sich die Bühne schließlich. Begeistert wird Teufel begrüßt, denn viel zu lange hat Nürnberg auf Tanzwut und das neue Album „Weiße Nächte“ warten müssen. Mit dem Titelsong des Albums beginnt die Show. Lichteffekte und Nebel tauchen den Auftritt immer wieder in geheimnisvolle Stimmungen. Ein ganz besonderes Highlight sind die blauschimmernden Gitarren, während die Sackpfeifenspieler grünlich und Teufel rot angestrahlt werden. Die sieben Musiker haben sichtlich Spaß, ihr neues Werk zu präsentieren und auch alte Stücke werden lautstark mitgesungen. Von der Tanzwut wird jeder im Saal gepackt, es werden Köpfe geschüttelt, Arme nach oben gerissen und das Publikum springt und klatscht bis an die Schmerzgrenze. Eingängige Textpassagen singen die Zuschauer bereitwillig mit, die Rhythmen sind rockig und sorgen für Stimmung. Jagbird, in diesem Jahr neu dazu gestoßen, überzeugt am Keyboard mit guten Einspielungen aus der elektronischen Musiksparte. Ebenso der neue Drummer Shumon, der dem Saal immer wieder den Takt angibt. Auch die Gitarrensoli sind klasse.
Zwischendurch spricht Teufel eifrig das Publikum an, animiert zum Mitmachen, flirtet mit den Fans und gibt nebenbei der Technik Anweisungen. Kleine technische Probleme werden dadurch kaum wahrgenommen und der zwischenzeitlich reparaturbedürftige Mikroständer fällt nur wenigen auf.
Die unverkennbare dunkle Stimme des Sängers schallt bei Balladen liebevoll durch den Saal, um dann wieder gewohnt hart ins Mikro zu rufen.
Auch Ardor und Thrymr haben viel Freude. Mit ihren Sackpfeifen stehen sie mal im Vorder-, mal im Hintergrund und geben den Ton an, oder unterstützen durch Backgroundgesang.
Es ist die altbewährte Mischung aus Mittelaltermusik und elektronischen Klängen, die geboten wird und schließlich greift Teufel selbst zum Dudelsack und beweist sein Können.
Ihre Wurzeln sind immer noch herauszuhören. Corvus Corax haben ihre musikalischen Spuren bis heute hinterlassen. Die leichten Flötentöne schweben geradezu durch den Raum, werden aber immer wieder abgelöst von harten Drums und schnellen Gitarrenklängen. Auch die Choreographie ist durchdacht und stimmt. Teufel bewegt sich auf der Bühne hin und her, die Sackpfeifen tanzen und wechseln ihre Position zu bestimmten Songs, damit gerade dieses mittelalterliche Element nicht nur als nettes Nebenprodukt gesehen wird. Einzig Keyboarder und Drummer bleiben auf ihren Plätzen.
Formvollendet verabschiedet sich die Band mit einer tiefen Verbeugung und schwungvollen Handbewegung von ihrem Publikum, eben wie die Spielleute aus Vorzeiten.
Tanzwut haben in Nürnberg zum ersten Mal auf dieser Tour ihr volles Programm gespielt und sich dabei nicht lumpen lassen. Zweimal kehren sie für Zugaben zurück auf die Bühne und das Publikum hat noch lange nicht genug.

Fazit: Ein gelungener Auftritt, der für leichte Nackenstarre sorgt.

Tanzwut

Alle guten Dinge sind drei

FragileChild

Nur wenige haben sich in den Hirsch Nürnberg getraut. Vielleicht dreißig Leute stehen verstreut herum und starren auf die Bühne. Dort gibt sich die Lokalband „FragileChild“ gerade die Ehre. „Wir haben unsere Arbeitskleidung vergessen“, sagt der Sänger etwas schüchtern ins Mikro, aber das wäre kaum aufgefallen. Die Songs sind gut, die Gitarre dominiert bei einigen Stücken und zeigt, dass der Gitarrist durchaus was drauf hat. Auch der Sänger gibt alles, wirkt aber verunsichert. Das mag an den technischen Problemen liegen, die „FragileChild“ heute Abend haben. Sänger Dennis gibt sich Mühe, die Stimmung anzuheizen und schafft es wirklich, das Publikum anzusprechen. Teilweise ist etwas viel Elektro in ihrer Musik, was mich stark an „Blutengel“ erinnert. Verwirrend ist die Anzahl der Musiker auf der Bühne, mal sind es drei, dann doch wieder nur der Sänger und Gitarrist Mex. Markus ist wohl sogar für die Bandhomepage noch zu neu, aber omnipräsent auf der Bühne, um Schalter zu bedienen und im Publikum, um Stimmung zu machen. Den Growlgesang bekommen „FragileChild“ sehr gut hin und überspielen damit alle Probleme, die ihre Technik verursacht.

Stoneman

Aus der Schweiz kommend, rocken „Stoneman“ den Hirsch. Mittlerweile haben sich ein paar mehr Leute hierher verirrt. Aus den Lautsprechern ertönt aber zuerst Britney Spears „Oops, I did it again“ und jeder hofft, dass sie es nicht noch einmal tun werden. Die Drums kommen super rüber und die erste Reihe bekommt sie sogar hautnah zu spüren, vibrieren selbst die abgestellten Getränkedosen. Sänger Mikki Chixx hat den Growlgesang im Blut und beweist sein Können. Er ist präsent auf der Bühne und schleudert gerne den Mikroständer herum, so dass man Angst um Bass und Schlagzeug bekommt. Doch die drei Bandkollegen kennen ihn gut genug, um weitestgehend auszuweichen. Sehr gute Riffs bekommt man von Chris Fly zu hören. Die Jungs können was, das steht fest. Ein bisschen erinnert der Gesang an „Eisregen“, jedoch singen „Stoneman“ meist auf Englisch und einen Tick verständlicher. Dann gibt es wieder Passagen, die ebenso von „Rammstein“ sein könnten. Sogar zwei Gogos haben sie mitgebracht – oder vor der Show auf der Straße aufgegabelt, wie Mikki erzählt -, notwendig sind diese jedoch keineswegs. Die ersten Songs klingen ziemlich gleich, doch dann wechselt der Rhythmus und das Publikum kann mitfeiern. Obwohl „Stoneman“ alles geben, fehlt die Stimmung im Hirsch, was wohl an der geringen Besucherzahl liegt. Die Anwesenden jedoch finden das vorletzte Lied „Wer ficken will, muss freundlich sein“ super und singen den einfachen Refrain gerne mit. Rico H, seines Zeichens Drummer der Band, hat anscheinend ein paar Probleme mit seinen Becken, die von einem Techniker korrigiert werden. Bassist Iron Cris hat eine wilde Nacht in der Notaufnahme hinter sich, ihn hatte es bei der gestrigen Aftershowparty in Stuttgart „auf die Fresse gelegt“. Die Schadenfreude der Bandkollegen ist nicht zu übersehen.

Lord of the Lost


v.l.n.r.: Claas Grenayde, Chris „The Lord“ Harms, Sebsta Lindström, Bo Six von Lord of the Lost

Lange genug haben die etwa 70 Anwesenden gewartet, als endlich der Hauptact „Lord of the Lost“ die Bühne betritt. Sänger Chris Harms lässt sich mit viel Nebel und reichlich Geschrei der anwesenden Weiblichkeit begrüßen und legt gleich mit dem gewohnten Begrüßungslied „We are the Lost“ los. Gute Drums von Any Waste, einer hervorragenden Schlagzeugerin, wechseln sich ab mit gekonnten Riffs der Bandkollegen Bo Six und Sebsta Lindström. Keiner steht stur an seinem Platz, sie laufen herum und nehmen die Bühne ein. Chris Harms glänzt mit gutem Gesang, mal schreiend und schrill, mal leiser und in dunkler Stimmlage, außerdem spricht er das Publikum gekonnt an, ist sich für kaum einen Spruch zu schade und verschenkt, wie die anderen Saitenspieler, Plektren am laufenden Band. Sogar die verschwitzten Shirts finden jubelnde Abnehmer – nicht nur weibliche. Nach Songs mit Headbang-Garantie folgen zwei ruhige Stücke, für die der Sänger selbst zur Gitarre greift. Die Ballade bringt er mit viel Gefühl rüber, ohne dabei kitschig zu sein. Mit Applaus honorieren die Anwesenden den Auftritt der Band und lassen sich nicht lange bitten, um rhythmisch mitzuklatschen, „Hey!“ zu schreien oder „Lord of the Lost“ anzufeuern. Wie viel Stimmung so wenig Menschen machen können, wird heute Abend in Nürnberg bewiesen. Da bleibt kein Kopf starr und kein Arm unten. Gitarrensoli werden freudig aufgenommen, Keyboardklänge mischen sich unter harte Drums und schnellen Rhythmus. Das ganze Repertoire wird geboten. Vom alten Album „Fears“ über das Lady Gaga Cover „Bad Romance“ hin zu neuen Stücken der aktuellen Scheibe „Antagony“. Die anderthalb Stunden Spielzeit vergehen viel zu schnell und da 70 Leute die sechs Hamburger partout nicht von der Bühne lassen wollen, kehren Keyboarder Gared Dirge und Bandleader Chris Harms noch einmal zurück. Mit getragener Stimme und nur von Klavierklängen begleitet, wird die einzige und nicht vorhergesehene Zugabe gegeben.
Alles in allem ein gelungener Abend, tolle Auftritte von allen drei Bands – trotz kleiner technischer Mängel.

Lord of the Lost


Setlist Lord of the Lost
Intro
We are the Lost
Do you wanna die without a scar
Undead or alive
Fragmenting Façade
Prison
Antagony
Son of the dawn
Death doesn’t kill you but I do
See you soon
Till death us do part
Prologue
Epiphany
Break your heart
Last words
Dry the Rain
Bad Romance
Sex on Legs

Zugabe
Reprise: Sober

Es werde Licht!

Samael haben wieder mal ein neues Album auf den Markt gebracht und natürlich darf da eine Europa-Tour mit ein paar Support-Bands im Schlepptau nicht fehlen. Glücklicherweise verschlug es die Schweizer auch in hiesige Gefilde und sie gaben sich in der Münchner Backstage-Halle die Ehre. Das Plakat versprach einen voll gepackten Abend, ganze fünf Bands aus allen Ecken Europas umfasste der Musiker-Tross und machte gespannt auf sehr illustre Unterhaltung der schwermetallenen Art.

Finnisch-spanische Brachialien

Pünktlich um 19:30 eröffneten Dead Shape Figure aus Helsinki das Spektakel und präsentierten sich als grundsolider musikalischer Mix aus Machine Head und Slayer mit gelegentlichen kühnen Rhythmuswechseln und interessanten Songstrukturen. Als nächstes waren die Spanier Noctem an der Reihe, die ebenfalls diesen Sommer ihr neues Album Oblivion aus der Presse ließen. Da sie mir bis dato noch kein wirklicher Begriff waren und das sonst so freigiebige Internet (außer der obligatorischen Myspace-Seite, die hübsch aufgemacht ist) recht wenig Infos zu Tage förderte, war ich gespannt, was sie live zu bieten hatten. Anfangs gab’s in schönster Black-Metal-Manier richtig auf die Umme, Frontkreischer Beleth bewies ein vermögendes Organ und mit seiner Kapuze und wallendem Mantel erinnerte er an eine Art Priester und gab der Bühnenpräsenz einen mystischen Touch – ein bisschen wie die großartigen Kollegen von Moonspell (scheint ein Trend unserer europäischen Mit-Metaller aus dem Westen zu sein). Der Rest fügte sich optisch in die üblichen Klischees: Pseudo-Rüstungen, Nieten, Leder und immer schön grimmig dreinschauen – Dimmu Borgir wäre stolz. Musikalische Abwechslung gab’s auch hinreichend, denn immer wieder wurden die Songs mit rhythmischen, beinahe hypnotischen Partien gespickt, sodass keine Langeweile aufkommen konnte und es durchaus bangtaugliche Passagen gab. Die Bühnenshow war bodenständig und bot Bekanntes: Talent im Dauer-Rotor und Affinität zu Kunstblut. Nach dem Auftritt wurde dann auch gleich die neue CD erstanden, denn die Jungs haben auf ganzer Linie überzeugt.

Nach der Mauser

Nachdem die beiden Rotating-Slot-Acts ihre Show abgeliefert hatten, ging es ans Eingemachte, die Halle füllte sich zusehends und den Anfang bei den großen Jungs machten Keep Of Kalessin. Das letzte Mal, als ich die Norweger erlebt habe, waren sie Support von Satyricon bei deren „Now Diabolical“-Tour anno 2006. Damals waren sie nicht viel mehr als eine von vielen Black-Metal-Bands, die in dieselbe Kerbe schlugen wie ihre Vorbilder: möglichst laut und schnell, dafür aber leider wenig Eigenes, was sie aus der Masse hätte hervorstechen lassen. Glücklicherweise hat sich das bei KOK geändert und sie waren für eine positive Überraschung gut. Los ging es mit bewährtem Geknüppel, Geschrammel und Gekeife und das können die Jungs einfach im Schlaf. Keine Bassdrum-Triole lag daneben, keine Seite war falsch gegriffen – technisch perfekt. Aufhorchen ließ dabei ein neuer Hauch von Groove, der die einstige Monotonie aufbricht. Vereinzelte rockige Riffs und ein von den Gitarreros mit backing vocals unterstützter, zwischen den Shouts tatsächlich singender Thebon bringen frischen Wind und gekonnte Innovation in das Repertoire der Band. Was die Bühnenpräsenz betrifft kann auch nicht gemeckert werden, Thebon kam seiner Rolle als Frontmann mit Publikumsnähe nach und der Rest der Band hatte sichtlich Spaß an dem, was sie da auf der Bühne fabriziert haben. Keep Of Kalessin haben sich weiterentwickelt und das in eine viel versprechende Richtung, wie ich finde. Sie sind auf jeden Fall auch einen zweiten und dritten Blick wert.

Nicht ganz koschere Kakophonie

Auf Melechesh war ich sehr gespannt. 1994 in Jerusalem gegründet schreibt sich diese mittlerweile über die ganze Welt verstreut lebende Band auf ihre Fahne, sie betrieben „Mesopotamian Black Metal“. In der Theorie heißt das, sie mischen Elemente des Black-, Death- und Thrash-Metal mit orientalisch inspirierten Gitarrenriffs und Trommelrhythmen sowie arabischen Skalen. Ruft man sich Ähnliches ins Gedächtnis – zum Beispiel Teile von Moonspells Debüt-Album Under The Moonspell (1994), einiges von Hollenthon oder vielleicht auch System Of A Down – weiß man, dass so was durchaus gut funktionieren kann, dabei allerdings auch sehr geschmacksabhängig und speziell bleibt – aber hey, es geht hier schließlich um Black Metal und da ist so ziemlich alles sehr geschmacksabhängig und speziell. Wie haben sich nun die Burschen aus Nahost tatsächlich geschlagen? Das Intro war, wie erwartet, eine wunderbar rhythmische Melodie, wie man sie auf einem sumerischen Bazar vermutet und ging dann stilecht in einen beinharten Blast über – gekonnt, wirkungsvoll, aber nichts wirklich Neues. Die Songs selber sind eine Mischung aus herkömmlichem Black-Metal und, wie beschrieben, arabischen Klängen. Manchmal lösten sich die verschiedenen Teile ein bisschen zu hektisch ab für meinen Geschmack, aber für sich genommen waren sie sehr eingängig, intuitiv beinahe. Witzig war der zweite Gitarrist, der die ersten paar Songs vermummt spielte. Fazit: Melechesh machen ihr Ding nicht schlecht, sind aber selbst im Black-Metal-Genre (und für unbedarfte westliche Ohren) extreme Exoten. Ein bisschen wie ein Snack auf einem türkischen Wochenmarkt: entweder es schmeckt und man will einen Nachschlag, oder man hat eine Woche Brechdurchfall und will nie wieder was davon. Der mesopotamische Black Metal wird wohl eher die etwas spezielleren Geschmäcker ansprechen, ist es aber auf jeden Fall wert, auf Myspace mal reinzuhören und sich selbst ein Urteil zu bilden.

Wer hat’s erfunden?

Nach einer kleinen Umbaupause war der Höhepunkt des Abends dann endlich erreicht. Mit einem spätestens seit der Reign Of Light obligatorischen Synthie-Intro brachen Samael mit dem Opener der neuen Scheibe Lux Mundi los. Getaucht in ein Stroboskop-Gewitter und umspielt von optischen Effekten auf der Leinwand im Hintergrund bekam das Publikum eine Breitseite vom Feinsten. Die neue CD bleibt dem Trend der Band treu und entwickelt den Stil der Above logisch weiter. Songs im Midtempo, das an alte Tage erinnert, aber weiterhin mit progressiven Riffs, hämmernden Drums und Synthies erfreuen den geneigten Hörer und die unverwechselbare Stimme von Vorph tut ihr Übriges, um den typischen Samael-Sound zu komplettieren. Nach dem fulminanten Auftakt gab’s ein Wiederhören mit den alten Bekannten „Rain“ und „Baphomets Throne“, gefolgt von einigen neueren Stücken von der Above und der Reign Of Light. Unerwartet wurde dann gekonnt in einem Medley aus „Flagellation“, „Mask of the Red Death“ und einem Song der neuen Scheibe die Brücke über 15 Jahre geschlagen, und „Sol Invictus“ stellte die Nackenmuskeln auf eine harte Probe. Nach weiteren Perlen der Bandgeschichte und einer zweiten Verschmelzung von „Shining Kingdom“ und „In The Deep“ folgt der letzte Song und schließt den Kreis zurück zum aktuellen Tonträger. Ein wirkliches Schmankerl gab’s bei der Zugabe, die Fans der ersten Stunde mit „Ceremony of Opposites“ und „Into The Pentagram“ verwöhnte. Nach diesem Konzert besteht, zumindest für mich kein Zweifel mehr an der Qualität dieser Schweizer Ausnahme-Musiker. Besser kann man eine Fan-Gemeinde, die vom Black-Metal-Puristen bis zum Industrial-Rocker so ziemlich alles abdecken dürfte, beim Konzert nicht bei Laune halten. Hut ab!
:mosch::mosch::mosch::mosch::mosch:
-JD

Weiße Nächte

Quelle: www.tanzwut.com

Zum zweiten Mal in diesem Jahr steht ein CD-Release von Tanzwut an. Nur drei Monate nach ihrer Akustik-CD „Morus et Diabolus“ veröffentlicht das Septett einen neuen Tonträger mit zwölf Songs.
Wie ein „Phönix aus der Asche“ scheinen sie endlich wiederaufstanden zu sein, mussten die Fans doch fünf lange Jahre warten. Teufel und seine Mannen haben sich Zeit gelassen, aber auch sehr viel Mühe gegeben. Nicht nur das Akustik-Album ist mit rein mittelalterlicher Musik ein gelungener Hintergrund und macht sie einmal mehr zu gern gesehenen Gästen auf Mittelalterfestivals.
Auch „Weiße Nächte“, das am 16.09.11 erschienene Album zeigt die Freude an der Musik.
Die Band setzt sich mittlerweile aus altbekannten und neuen Musikern zusammen. Neben Frontmann Teufel und Gitarrist Martin Ukrasvan gehören seit 2010 auch Bassist Der Zwilling und Dudelsackspieler Ardor und Thrymr zur 1999 gegründeten Band. Seit 2011 komplettieren Schlagzeuger Shumon und der Keyboarder und E-Drummer Jagbird das Septett. Die erfahrenen Musiker hatten dann auch nichts Eiligeres zu tun, als im Studio eine neue CD einzuspielen. Das Ergebnis lässt sich hören.
Die markante Stimme von Teufel besingt „Weiße Nächte“, „Gift“ und „Pest und Teufel“. Die Texte sind nicht braver geworden, sondern behalten ihre düstere Stimmung bei. Musikalisch wechseln sich rockig-schnelle Nummern mit langsamen und sanften Klängen ab. So ist „Bei Dir“ ein schönes Liebeslied, das auf den kommenden Konzerten vermutlich für den Einsatz von Feuerzeugen sorgen wird.
„Ein wahrer Spielmann“ beschreibt das Spielmannsleben, das Tanzwut nur zu gerne selbst ausleben. Tanzen, spielen, fliegen, küssen „bis die Welt versinkt“ und „das Herz zerspringt“, das muss ein wahrer Spielmann, der dabei immer Kind bleibt. Sicherlich erinnert dies ein bisschen an die Kollegen von Subway to Sally oder In Extremo, die das Spielmannsleben nicht minder blumig beschreiben.
Musikalisch erinnert „Du bist kein Gott“ mit entsprechendem Einsatz von Gitarre und Bass an Rammstein, vor allem wenn man den Einsatz des Dudelsacks im Refrain ausblendet.
„Folge Deinem Herzen“ schlägt in die gleiche Kerbe und sorgt damit für eine gute Mischung auf dem Album.
Schließlich bleibt Teufel aber auch immer seinen Wurzeln treu und singt „La filha dau ladre“, ein Lied, das Corvus Corax bereits 1993 auf ihrem Album „Inter Deum Et Diabolum Semper Musica Est“ eingesungen haben. Das Original stammt wohl aus dem 13. Jahrhundert und wurde von Tanzwut, die ihren Namen aus ähnlich ferner Zeit ableiten, mit schnelleren Klängen und modernen Instrumenten unterlegt.

Alles in allem ein gelungenes Album, für das sich die lange Wartezeit gelohnt hat. Auf der anstehenden Konzertreise wird wohl kaum einer die Füße stillhalten können und von der Tanzwut gepackt werden.
Mein Anspieltipp: Ein wahrer Spielmann.


Tanzwut – Weiße Nächte
Label: Teufel Records (Soulfood)
Release: 16.09.2011
Tracklist:
01 Weiße Nächte
02 Wie Phönix Aus Der Asche
03 Gift
04 Bei Dir
05 Ein Wahrer Spielmann
06 Rückgratreißer
07 Du Bist Nicht Gott
08 Wenn Der Letzte Vorhang Fällt
09 Folge Deinem Herzen
10 La Filha Dau Ladre
11 Königin Der Nacht
12 Pest Und Teufel