Hin und wieder zurück – eine (nicht wirklich unerwartete) Reise nach Hobbingen

Mitten auf der Nordinsel Neuseelands, gute zwei Autostunden südlich der Metropole Auckland, liegt der Ort Matamata, und in der Nähe von Matamata liegt Alexander Farm, ein idyllisches Fleckchen Erde, das zur Schaf- und Rinderzucht genutzt wird. Und mitten auf Alexander Farm liegt ein kleines Stück von Mittelerde.
Als Peter Jackson vor mittlerweile 15 Jahren auf der Suche nach einem Drehort für Hobbingen war, staunte er sicher nicht schlecht, als er vom Heli aus die Landschaft entdeckte, die Tolkien beschrieben hat: Ein großer, alter Baum neben einem See, der zwischen sanften, sattgrünen Hügeln liegt: Hobbingen.
Nachdem die liebevoll gestalteten Kulissen nach Drehschluss des Herrn der Ringe allesamt wieder abgebaut wurden, dürfen sie nun, nachdem auch Der Hobbit abgedreht ist, dort bleiben und werden für Touristen instand gehalten. 44 Hobbithöhlen hat das Filmteam gebaut, die man jetzt auf geführten Touren durch Hobbingen besichtigen kann.
Die Reise beginnt auf einem Parkplatz, wo eine alte Wollhütte zum Touristenzentrum umfunktioniert wurde. Hier locken ein Café und ein überteuerter Souvenirshop die wartenden Gäste, bevor man in ziemlich maroden Bussen zum eigentlichen Ziel geschaukelt wird – gut versteckt hinter Hügeln und Baumgruppen schmiegt sich die Filmkulisse an den Hang. Man erreicht Hobbingen durch eine Hecke und den gleichen Weg, den auch Gandalf dereinst in Die Gefährten nahm. In der Obhut eines Führers, der neben interessanten technischen Details vom Dreh auch die eine oder andere lustige Anekdote zu erzählen weiß, streift man in Gruppen zu etwa 30 Leuten durch die Hügel.

Besonders die Fülle an Details und die liebevolle Gestaltung des Orts rauben dem Besucher den Atem. Da hängt eine Hose auf der Leine (natürlich in Hobbit-Größe), hier liegt eine Pfeife auf der Bank, dort steht ein Karren mit Gemüse. Alles wirkt geradezu so, als wären die Bewohner nur eben auf ein Feierabendbier im Grünen Drachen – dem örtlichen Pub. So idyllisch ist dieses Fleckchen Erde, so liebevoll geschaffen, dass man sich glatt wünscht, die Welt wäre ein kleines bisschen wie Mittelerde – man könnte ganz wie ein Hobbit leben und nach getanem Tagwerk im Grünen Drachen die Füße hochlegen. Der ist übrigens auch das einzige tatsächlich begehbare Gebäude – sämtliche Hobbithöhlen bestehen nur aus einem kleinen, leeren Eingangsbereich. Und wozu ist der Grüne Drache wohl begehbar…?
Nach einer etwa zweistündigen Führung erreicht man den Pub über eine kleine steinerne Brücke und bekommt dort sein ersehntes Bierchen (oder auch Gingerbeer oder Limonade, die richtige, die nach Zitronen schmeckt!), bevor man Hobbingen verlassen muss und mit dem alten Bus wieder zurück in die Realität geschaukelt wird.

Wenn man schon mal in Neuseeland ist, sollte man das Hobbiton Movie Set definitiv mitnehmen, auch wenn man Tolkien nicht fanatisch liebt. Zur Hauptreisezeit gibt es alle zehn Minuten eine Tour à 30 Besucher, voll ist es also schon und ein Foto ohne Touristen im Bild ist schwierig. Für den Preis von 75NZD (knapp 50€) bekommt man in zwei Stunden Führung aber trotzdem eine Menge landschaftlicher Idylle und Hintergrundinformation geboten. Neben interessanten Einblicken in Tricktechnik und Dreh hat man die einmalige Gelegenheit, in Mittelerde zu flanieren und für einen Moment den Stress des Alltags zu vergessen. Man kann sich förmlich vorstellen, wie Tolkien selbst bei Bier und Pfeife auf der kleinen Bank vor Beutelsend sitzt und den Blick über die grünen Hügel des Auenlandes schweifen lässt.

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