Gut gegen Böse

 

Flüsternde SeelenMeridian ist eine sechzehnjährige Fenestra, die sich auf der Suche nach einem gleichgearteten Mädchen befindet. Fenestrae sind eine Mischung aus Mensch und Engel, die dem Tode Geweihten helfen, mittels eines Fensters in die Ewigkeit überzugehen. Begleitet wird Meridian von Tens, der ihr Leibwächter ist. In Juliett, die als Heimkind in einem Altersheim lebt, unter Misshandlungen zu leiden hat und als unbezahlte Pflegerin arbeitet, finden sie die Gesuchte. Allerdings ist es nicht einfach mit ihr in Kontakt zu treten, da diese anfangs alle Bemühungen abwehrt. Sie finden aber auch Verbündete in Rumy, dem Glaskünstler, und Anthony, einem ehemaligen Priester und Freund von Tens Großvater, die ihnen auch weiteres zu ihren Lebensgeschichten erzählen können. Die ganze Handlung wird noch gewürzt durch die ersten erotischen Erfahrungen zwischen Meridian und Tens.

Die fünfzehnjährige Juliett erzählt aus ihrer Sicht ihr Leben im Heim und ihre Sehnsüchte bezüglich ihrer eigenen Vita. Sie wird in ihrem kärglichen Leben als Altenpflegerin und Versorgerin von zwei kleineren Kindern unterstützt von Nicole, die ihr immer wieder hilfreich zur Seite steht. Die täglichen Arbeitsbelastungen und Erniedrigungen durch die Heimleiterin zeigen Erschöpfungszustände bei dem Mädchen. Hinzu kommt der Druck der Erfahrung aus Vorjahren, dass alle Kinder mit 16 Jahren das Heim verlassen müssen und von Ms. Asura, der Jugendamtsmitarbeiterin, abgeholt werden.
Diese zwei Geschichten verbinden sich, als die beiden Mädchen und ihre Freunde gegen ihre Widersacher, die Aternocti, antreten müssen, um Juliett und auch die restlichen Heimkinder aus ihrer misslichen Situation befreien zu können.

Dieses Buch ist die Fortsetzung von Meridian – Dunkle Umarmung. Der Autorin gelingt es aber sehr gut den nötigen Rückblick, der für das Lesen dieses Buches nötig ist, zwischen den Kapiteln zu erzählen.
Ein Großteil der Geschichte handelt von der Findung der Hauptdarstellerin als auf sich gestellte Fenestra und das Entwickeln ihrer erotischen Annäherung zu ihrem Wächter. Tens erfährt sich auch neu in seiner Rolle als Beschützer von Meridian. Selbst zum Schluss haben sie sicherlich noch nicht alles Wissenswerte über ihre Rollen erfahren. Die Erzählung um Juliett ist sehr gut aufgebaut. Selbst ältere Leser können sich leicht in die Lage des armen, geschundenen Mädchens einfühlen, vor allem auch mit dem Wissen um ihre Bestimmung. Überraschend treten dann immer wieder neue Personen in die Geschichte ein, die aber zugleich sehr gut hineinpassen.
Ich kann mir vorstellen, dass die Gegenspieler von Meridian und Juliett im vorangegangenen Buch eine größere Rolle gespielt haben. Die Aternocti werden erst im letzten Drittel der 426 Seiten als wirklich große Bedrohung herausgearbeitet. Der Nervenkitzel wird aber immer wieder durch die bösartige Heimleiterin, die eigenartige Jugendamtsmitarbeiterin und weitere Vorkommnisse erzeugt, so dass der Geschichte die Spannung nicht abhanden kommt.
Ich konnte dieses Buch beizeiten nicht aus der Hand legen und kann es den jugendlichen wie auch den erwachsenen Lesern empfehlen – sofern man sich der Geschichte, in der es auch um Tod und Sterben geht, stellen möchte.

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Amber Kizer: Meridian – Flüsternde Seelen
ursprünglich PAN Verlag / Droemer Knaur Verl., 2011
ISBN 978-3-426-28365-3
€ 14,99
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