Ein Wurmloch aus Spucke

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Supercop Dierk Gewesen rettet die Welt. Nicht nur seine Heimatstadt Hamburg, die gerade von Alien, Terminator und Predator gleichzeitig angegriffen wird, nein, er muss die ganze Welt retten. Im Multiversum. Denn nachdem ihm eine Blondine den Kopf verdreht hat, wacht er in einer anderen Welt auf, in der er zwar bereits existiert, aber nicht zwingend der Supercop ist, für den er gehalten wird. Und dann unternimmt Gewesen eine weitere Wurmlochreise, um seinen Widersacher Al Dente dingfest zu machen – überall!

Es klingt wirr, was Gailus dem Leser auftischt. Ein Mix aus Fantasy und Drogenrausch, eine wahnwitzige Geschichte, in der Wurmlöcher mit Speichel und Korn erzeugt werden können – irgendwoher müssen ja auch die Kornkreise – in diesem Fall Dreiecke – kommen.
Die ersten 50 Seiten sind ein einziger humoristischer Geniestreich, den man entweder lachend hinnimmt oder der einen so sehr abschreckt und verwirrt, dass man leider nicht weiterliest. Das wäre jedoch schade, denn langsam nimmt die Geschichte Vernunft an – nun, vielleicht auch nicht, aber sie verläuft in geregelteren Bahnen, sodass man dem Geschehen besser folgen kann. In sich ist sie logisch, wenngleich der Fokus definitiv auf einem amüsanten Werk liegt, das Hunter S. Thompson im Vollrausch hätte geschrieben haben können. Die Story ist schnell und stellenweise sehr konfus, man weiß, dass Gewesen nicht im Hier und Jetzt ist, aber wo er da so genau gelandet ist, wird auch nicht unbedingt deutlich. Die Vorstellung eines Multiversums aber klingt plausibel, und es wird auch ganz logisch erklärt, dass Gewesen nicht in jeder Zeitspanne einfach eingreifen und Al Dente einsperren kann. Schließlich würde er damit die Vergangenheit ändern, und durch dieses Paradox würden zig neue Zeitstränge entstehen, die alle Eventualitäten durchspielen.

Gailus liefert mit dem zweiten Band der Dierk-Gewesen-Reihe einen guten Nachfolger, der die Lachmuskeln ziemlich strapaziert. Man muss Humor haben und sich auf eine etwas abgedrehte Story einlassen können und vor allem auch wollen. Den Anfang versteht man vermutlich besser, wenn man Band Eins gelesen hat. Außerdem beginnt das Buch anscheinend mit einem Filmdreh, darauf wird nur leider gar nicht mehr eingegangen, und diese Szene steht etwas verloren in der Storyline. Hier bedürfte es einer Erklärung oder vielleicht einem Rückgriff auf diese Szene zu einem späteren Zeitpunkt im Buch. Dennoch ist es eine kurzweilige Geschichte, die sich schnell lesen lässt und viel Spaß bereitet.

Christian Gailus, Jahrgang 1967, arbeitet in einer Werbeagentur und schreibt nebenbei Hörspiele, Kurzgeschichten und Drehbücher.

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Christian Gailus – Dierk Gewesen und das Geheimnis von Glamour City
Heyne Verlag, 2013
336 Seiten, Taschenbuch
8,99 €
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Heyne Verlag

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