Verdammt viele Fragen

Seit der Kindheit gehen Alan, Rick, Donald und Bernhard durch dick und dünn. Doch dann begeht Bernhard Selbstmord, wählt den Freitod in einer einsamen Kellerwohnung. Geschockt begeben sich die drei verbliebenen Freunde in die Wohnung des Toten, um in den Habseligkeiten nach Erinnerungsstücken zu suchen. Sie denken, dass er sich aus Schwermut das Leben genommen hat, doch dann erhalten sie Post von dem toten Bernhard, eine bespielte Kassette. Diese führt sie zu einem dunklen Geheimnis und in ein „blutiges Frühjahr“.

Nachdem ich bereits einige Bücher anderer Festa-Autoren gelesen hatte, fehlte mir jetzt noch einer: Greg F. Gifune
So schnappte ich mir eines der angebotenen Werke und machte es mir voller Erwartung auf der Couch bequem.
Im Gegensatz zu vielen anderen Rezensenten, die gleich von der ersten Seite an begeistert und gefesselt waren, hat es bei mir ziemlich lang gedauert, ehe ich mich in die Geschichte eingelesen habe. Zu Beginn werden die Charaktere vorgestellt. Drei Männer, die sich seit der Kindheit nie getrennt haben, jetzt so langsam auf die 40 zugehen und mit alltäglichen Problemen zu kämpfen haben. Ohne Besonderheiten, es könnte auch der Nachbar von nebenan sein.
Die besprochene Kassette bringt dann endlich Leben in das Buch. Alan kämpft die ganze Zeit schon mit Visionen und Albträumen, die schwer an seiner Psyche kratzen und auch an seinem Leben und seiner Beziehung. Doch er steigert sich immer weiter rein, er möchte einfach die Wahrheit erfahren. Ab da hat mich das Buch dann nicht mehr losgelassen, natürlich will der Leser selber herausfinden, was Bernhard so getrieben hat. Ich fühlte mich zeitweise selbst wie Alan. Die drei Freunde dringen immer weiter in die Vergangenheit ein und kommen bald hinter das Geheimnis von Bernhard, der anscheinend, ohne ihr Wissen, völlig besessen und wahnsinnig war.

Der Schreibstil ist klasse, Greg F. Gifune beschreibt wichtige Details sehr genau, und unwichtige Sachen werden kurz und schmerzlos in zwei Sätzen zusammengefasst. Er konzentriert sich auf das Wesentliche. Viel Blut darf man nicht erwarten, der Autor arbeitet mit der Psyche des Lesers und versteckt das Grauen hinter ausführlichen Sätzen. Das Bild im Kopf baut sich auf. Und auch wenn man es regelrecht wegschütteln möchte, man kann es nicht, denn es kommen immer wieder neue hinzu, die einen regelrechten Film abspielen. Er hebt sich mit seinem Schreibstil etwas von den anderen Horrorautoren ab und gibt der Geschichte eine ganz besondere Note.

Dieses Buch ist nervenaufreibend und dramatisch, spannend bis zum Schluss, ein reines Lesevergnügen mit abenteuerlichen und grauenhaften Elementen. Ein Autor, der sein Talent sehr gut ein- und umsetzen kann. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte das Buch sämtliche Erwartungen erfüllen und bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung.

Zum Autor:
Greg F. Gifune wurde am 12. November 1963 in Framingham, Massachusetts geboren. Er gilt als einer der besten Thrillerautoren seiner Generation. Er hat bereits zahlreiche Romane veröffentlicht. Ihr dunkel-melancholischer Ton hat ihm unter Kritikern und Lesern fanatische Fans gesichert. Er lebt mit seiner Frau Carol und einer ganzen Schar Katzen in Marion, Massachusetts.

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Greg F. Gifune
Verlag: Festa Verlag (20.03.2011)
416 Seiten
Originaltitel: The Bleeding Session
€ 13,95
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