„Die Monster sind erwacht“

Polizistin Lina ahnt nicht, was es für Folgen haben wird als sie Carolin die Tür öffnet. Völlig paranoid warnt diese vor Monstern, die kommen werden. Beide Frauen kennen sich aus einer Gruppentherapie, doch da Lina mit der Vergangenheit abschließen will, schickt sie Carolin davon. Es vergehen nur ein paar Stunden und Lina steht vor der Leiche der jungen Frau, die bestialisch ermordet wurde. Als eine weitere Teilnehmerin ebenfalls einen grausamen Tod findet, bleibt Lina nichts anderes übrig: Sie muss zurück in die Vergangenheit und das dunkle Geheimnis lösen.

Ein blaues Auge voller Angst sah mich vom Cover des Buches an, ich las den Klappentext und meine Neugier war geweckt. Bereits andere Rezensionen lobten das Buch in hohen Tönen. Ich wollte mir nun selber einen Blick verschaffen.
In den ersten Seiten gewinnt der Leser einen kleinen Einblick in das Leben und die Psyche der Polizistin Lina. Sie wird im Laufe des Buches als sehr intelligente Frau beschrieben, die aber nie auffallen will, sich deswegen unter Wert verkauft und sich immer im Hintergrund hält. Ihre Psyche ist sehr labil, sie leidet unter Panikattacken. Hier gibt es bereits die ersten Anzeichen einer schwierigen Kindheit. Hin und wieder werden die Kapitel unterbrochen mit Rückblicke in die Vergangenheit. Diese muss man sehr genau verfolgen und aufmerksam lesen. Dem Leser wird durch diese Einblicke schnell bewusst, warum Lina versucht ihre Kindheit zu verdrängen. Aber auch der Rest des Buches fordert sämtliche Konzentration. Teilweise war es mir zu chaotisch, zu verstrickt, denn Polizistin Lina ist immer unterwegs und hin und wieder passieren zu viele Ereignisse hintereinander. Es kann schon mal passieren, dass sie in zwei Seiten an drei oder vier verschiedenen Orten zu finden ist.
Aber wie sie selber sagt: „ Bewegung ist alles.“
Ein schönes Zitat: „Nach dem Leben wird’s immer unterirdisch. Dabei stellt Lina sich die Fahrt im Leichenwagen noch am schönsten vor. Bewegung ist immer gut.“ (S. 118)
Ein schwarzer Humor, der nicht ganz zu dem unsicheren Charakter passt.

Die Geschichte ist sehr gut, der Autor schaffte es mich bis zum Schluss im Unklaren zu lassen. Gerade auch mit den vielen verschiedenen Protagonisten spielt Herr Koglin perfekt, alle sehr gut beschrieben, mit Lebensgeschichte und Gefühlen. Und das ohne groß auszuschweifen. Ich hatte keine Vermutung, wer der Täter sein könnte, es war absolut nicht vorhersehbar. Das hat mir sehr gut gefallen.

Für mich einer der besten Psychothriller, den ich gelesen habe. Ausgefeilte Geschichte, starke Charaktere, ein fließender Text und viel Spannung. Alles was ein Buch haben muss, damit man tief eintaucht und erst dann wieder in die Realität zurückkehrt, wenn man damit fertig ist. Und es gab einen Mord, den ich so auch noch nicht gelesen habe, der mich allerdings ziemlich schockierte und ekelte. Und wenn das jemand schafft, heißt das einiges.

Michael Koglin, geboren 1955 in Büdelsdorf / Schleswig-Holstein, studierte Politische Wissenschaften. Vor, während und nach dem Studium betätigte er sich unter anderem als Lagerarbeiter, Reißwolf-Bediener, Videofilm-Vorführer, Kraftfahrer, Bildungsarbeiter, Schauermann, Politologe, Friedensforscher, Kaffeeröster, Preisauszeichner und Privatsekretär (von Hans Eppendorfer).
Seit 1982 ist er freier Journalist und Schriftsteller mit einem literarischen Gemischtwarenladen. Neben Kriminalromanen verfasste er Kurzgeschichten, Kinder- und Sachbücher. Daneben entstanden Rundfunkbeiträge, Reportagen sowie Drehbücher für das ZDF und den Kinderkanal.
Michael Koglin lebt in Hamburg. (Quelle: krimi-couch.de)

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Autor: Michael Koglin – Seelensplitter
Goldmann (19. November 2012)
320 Seiten
8,99 Euro

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