Sex, Saufen, Schädelweh

Karneval, Opas Geburtstag, der 30., die Einweihungsparty, der Mädelsabend … Es gibt viele verschiedene Gelegenheiten,uschmann_oueberleben_auf_partys_132868 um zu feiern – und wenn man gerade keinen Grund hat, dann feiert man eben das. Jede Party läuft in etwa gleich ab. Man könnte daraus Genres machen und diese mit Merkmalen belegen, es würde immer passen.
Oliver Uschmann und Sylvia Witt haben genau das getan. Sie haben sich verschiedene Partys und Festivitäten vorgenommen und den scheinbar ganz normalen Ablauf beschrieben. Da geht es um den üblichen Streit zwischen Mädels, wortkarge Männer, den unzüchtigen Junggesellenabschied … Das Autorenpaar und einige Gastautoren haben kaum eine Gelegenheit ausgelassen.
Dabei knüpfen sie an Überleben auf Festivals an, den ultimativen Guide für alle Festivalbesucher, der im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde.
Überleben auf Partys ist etwas anders aufgebaut, beschreibt anhand von fiktiven Personen eine Partynacht, manchmal auch die Vorbereitung für die Party und lässt diese eskalieren. Zwischendurch gibt es Merksätze, die dringend für den Ablauf des Partygenres zu beachten sind, und natürlich die Hinweise und Studien fiktiver Professoren für alles Mögliche, die pseudointellektuell die Situation und das Verhalten der Gäste erklären. 
Am Ende eines jeden Kapitels wird dann mittels Sternchen bewertet, wie viel Drama, Sex und Spaß zu erwarten sind, was man generell beachten muss, was tatsächlich entgegen aller Hoffnungen passiert.
Leider steht in den meisten der 33 Partymöglichkeiten, dass man Sex erwartet – und nur ganz selten welchen bekommt. Es wirkt auf dieser Dauer recht langweilig, aber immerhin kann man das einhellige Fazit ziehen, dass man auf welcher Party auch immer auf Geschlechtsverkehr hofft.
Hin und wieder wird es eklig, wenn das große Erbrechen beim Komasaufen oder die Schweißfüße im Schwimmbad bei der Schaumparty haargenau beschrieben werden.

Im Gegensatz zum Vorgänger fand ich dieses Buch zwar gut, aber doch langweiliger. Es finden sich amüsante Beschreibungen und auch ein paar wirkliche Lacher auf den rund 400 Seiten, aber vieles liest man und hakt es auch sofort wieder ab. Für mich fehlt der Wiedererkennungswert in den meisten Kapiteln, es sind spärliche Punkte, bei denen ich zustimmen konnte, der Rest ist eine nette Beschreibung, aber ohne diese Allgemeingültigkeit, die ich erwartet hätte und aus Überleben auf Festivals kenne. Der erste Band erschien erheblich lebensnaher zu sein, man stürzte mitten rein in das Festivalleben und ging in Gedanken die Reihen der Freunde oder auch fremden Besucher durch, die man erlebt hatte. Dadurch, dass nicht das Erlebnis einer bestimmten Person geschildert wurde, hatte das Buch einen lexikalen Charakter, der mir sehr gefallen hat. Überleben auf Partys beschreibt hingegen das Erleben einer Person, die beim Namen genannt wird und zwar einiges erlebt, das für einen Junggesellenabschied typisch sein mag, oder für den Mädelsabend, aber es sind nur Kleinigkeiten, die einen Wiedererkennungseffekt haben. Es fehlt leider an Aha-Erlebnissen, an Feststellungen, die Erinnerungen an die vom Leser selbst erlebten Partys wachrufen.
Dennoch ist den beiden Autoren ein gutes Nachschlagewerk gelungen, das man mit einem Augenzwinkern im Freundeskreis verschenken kann: An die Partyqueen, den Junggesellen und all die Barhopper da draußen.

:buch: :buch: :buch: :buch2: :buch2:

Oliver Uschmann und Sylvia Witt – Überleben auf Partys. Expedition ins Feierland
Heyne Hardcore, 2013
398 Seiten, broschiert
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Heyne Verlag

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