Mehr schwarzer Dampf – Steam Noir 3 und noch mehr

 

Willkommen zurück auf Landsberg, der wunderlichen, düsteren und phantastischen Welt von Steam Noir. Bereits vor einer Weile habe ich euch diese Welt vorgestellt und einen Einblick in die verschlungenen Abenteuer des Bizarromanten Heinrich Lerchenwald gegeben. Vor kurzem ist der dritte Band der Reihe erschienen und versorgt die reale Welt erneut mit einem Schub aus Felix Mertikats Steampunk-Universum.

 

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Natürlich dreht sich auch in Steam Noir 3 alles um das Objekt, das dem Comic seinen Untertitel gegeben hat: das Kupferherz. Ganz zu Anfang gingen Lerchenwald und seine Mitstreiter Frau D und der beseelte Maschinenmensch Herr Hirschmann nur einem Einbruch nach. Doch jener wurde nicht von einem Menschen verübt, sondern von einer Seele, einem Wiederkehrer von der Toteninsel Vineta. Er stahl die Leiche eines Mädchens, das in einen Kamin eingemauert war. Als das Ermittlertrio ihre Untersuchungen über das Mädchen anstellt, stoßen sie auf etwas, das mit ihr in Verbindung steht: eben das Kupferherz. Es führt sie auch zum Konstrukteur des Herzens, der mehr weiß als er sagt, und einer Seele, die womöglich der Dieb ist. Wenn der Leser und die Ermittler um Lerchenwald gerade zu wissen glauben, was vor sich geht, wendet sich das Blatt erneut. Auch durch Band 3 hindurch, in dem zum ersten Mal durchscheint, warum sich Lerchenwald für Seelen aus Vineta interessiert. Man kommt besagter Seele etwas näher, es wird viel erzählt, ohne alle Geheimnisse zu lüften. Letzten Endes sitzt man am Ende wieder da, senkt das Comicbuch und würde am liebsten in die Luft gehen, weil so viele Fragen offen sind. Aber eines ist deutlich spürbar: Die Reihe steuert mit Steam Noir 4, und damit dem letzten Band, auf einen dramatischen Klimax zu, in dem vielleicht alles offenbart wird – oder auch nicht. Vor allem mit dem Cliffhanger am Ende von Band 3 zeigt das Duo Mertikat/Klinke, dass sie es verstehen, mit ihren Geheimnissen hinterm Berg zu halten.

 

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Illustration, Coloring & künstlerische Leitung: Felix Mertikat
Story & Text: Verena Klinke
Grafische Unterstützung: Kim Liersch
Verlag: Cross Cult
ca. 66 Seiten
16,80 €
Comic-Fachhandel und Amazon

Bilder: Cross Cult & Hammer Bilder (selbst)
Text: Hammer Artikel (selbst)

 

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Wo wir gerade von Felix Mertikat und Verena Klinke sprechen: Ich hatte die Ehre und das Vergnügen die beiden Macher hinter Steam Noir bei den Comic Tagen München (von 29.5. bis 2.6.2013) zu treffen und ein wenig mit ihnen zu plaudern. Die zwei sind wirklich sehr nette Leute, witzig, spritzig und eigentlich vollkommen normal, nicht so wie manchmal Comiczeichner oder -texter parodiert werden, keine Nerds, einfach klasse Leute. Leider kamen wir nicht dazu sehr viel zu reden, da die beiden ziemlich im Stress waren. Viele Fans hatten sich die frisch erschienene Ausgabe von Steam Noir gekauft und waren heiß auf eine Zeichnung von Felix und eine Signatur von Verena. Ich gebe zu, ich habe auch eine bekommen und bin stolz wie Oskar.
Ein wenig Zeit hatten sie dann doch noch für mich übrig, und so konnte ich unter anderem meine wichtigste Frage anbringen: Wie war meine Theorie über die Inspiration zur Toteninsel Vineta? Hatte es tatsächlich etwas mit Venedig und den Friedhofsinseln dort zu tun?
Nein, hatte es nicht. Tatsächlich gibt es wirklich eine Sage über ein Vineta. Dieses war der Sage nach eine Stadt an der südlichen Ostseeküste und ist dort bei einem Sturmhochwasser untergegangen, als Strafe für den moralischen Verfall, den Hochmut und die Verschwendung der Bewohner. Noch immer soll man den Glockenklang der Stadt hören, und sie soll immer noch von einem wunderlichen Leben erfüllt sein: Vinetas Bewohner wandeln immer noch in ihren Straßen.

 

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Ist es noch nicht genug? Falls ich dem einen oder anderen etwas Lust auf die Steampunk-Abenteuer aus dem Hause Mertikat gemacht habe, so gibt es bald noch mehr: Steam Noir soll zwei Ableger bekommen, genauer gesagt zwei Spiele.
Das eine ist Steam Noir: Revolution, ein Kartenspiel, von Daniel Danzer auf Basis der Comic-Serie entwickelt. Dabei ist es das Ziel, als Unterstützer einer von fünf revolutionären Fraktionen den Kaiser von Januskoogen zu stürzen. Hierzu gibt es auch einen Entwicklerblog mit allen Infos (zu finden über steamnoir.de). Die Finanzierung per Crowdfunding ist abgeschlossen und das Spiel ist produziert; die Unterstützer dürften ihr Exemplar sogar bereits in Händen halten.
Das andere wird Steam Noir: Kalendarium werden. In diesem Brettspiel ist es das Ziel, als Anführer von einer der sechs bizarromantischen Organisationen das Kalendarium zu errichten. Dieses sagt die Blinden Tage voraus, in denen Vineta Januskoogen heimsucht. Dabei muss man allerdings auch noch auf seinen Staat acht geben, gegen Seelen vorgehen und die Menschen auf die Blinden Tage vorbereiten. Hier sind bisher nur wenige Informationen bisher vorhanden, es ist auch als einziger Termin das Crowdfunding für Ende des Jahres angekündigt.
Beide Projekte werden von Felix Mertikat illustriert und sollen uns tiefer in die Welt von Steam Noir einführen.

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Aber wenn das immer noch nicht reicht, habe ich da noch ein allerletztes Schmankerl: Ein Rollenspiel, im pen-and-paper-Format, wie Das Schwarze Auge, das in einer Welt spielt, die fast identisch mit der von Steam Noir ist. Etwas andere Namen, ein wenig anderes Setting, aber es spielt ebenfalls in einer Welt von Schollen, die in einem Äther treiben, mit Bizarromanten, intelligenten Maschinen und allem Drum und Dran. Das Spiel ist ebenfalls von Mertikat illustriert und entwickelt, bereits im Jahr 2008 entstanden und leider ziemlich in Vergessenheit geraten. Man übernimmt hier einen Charakter, der seine Seele verloren hat und sich auf der Mission befindet, die Splitter davon zurück zu holen. Das Material gibt es kostenlos unter opusanima.de, Spieler dürften allerdings Seltenheitswert haben.

Die neuen Spiele lassen durchaus die positive Vermutung zu, dass das Steam Noir-Universum nach dem kommenden Band 4 der Comics nicht enden wird, auch wenn wohl dieses Abenteuer um Heinrich Lerchenwald definitiv enden wird. Aber bleiben wir optimistisch und sehen wir, was in der Zukunft noch kommen wird.

 

 

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