Vom drogensüchtigen Cop und der zeitreisenden Wikingerkriegerin

Heute muss ich euch einen absolut kurzfristigen Tipp dalassen. Ich habe mal wieder was in der ARD Mediathek gefunden. Die sechsteilige Miniserie heißt Beforeigners. Ein nettes kleines Wortspiel, das eigentlich das ganze Thema umschreibt: Es handelt sich hier um Menschen, die schon zuvor da waren und gleichzeitig um Fremde.
Der Polizist Lars Haaland steht mit seiner Frau und einer Maklerin in Oslo in einer Traumwohnung, mit Blick aufs Meer, sie entscheiden sich glücklich für die Wohnung mit Traumlage. Einige Jahre später sieht das ganz anders aus: Lars ist alleine und ziemlich abgehalftert. Seine Frau ist mit einem ruhigen, feinen Mann aus dem 19. Jahrhundert verheiratet, und die Gegend wird mittlerweile eher gemieden, denn es kommt dort zu seltsamen, unheimlichen Vorkommnissen.

Überall in der Welt gibt es ein Phänomen: Verbunden mit starken Lichtblitzen über den Gewässern der Erde tauchen Menschen aus drei Zeitperioden der Vergangenheit wie aus dem Nichts auf, aus der Steinzeit, der Wikingerzeit und dem späten 19. Jahrhundert. Hier in Oslo findet das Ganze eben direkt vor Lars Augen statt. Niemand versteht, wie das möglich sein kann. Die Menschen aus der Vergangenheit, die man irgendwann „Beforeigners“ nennt, haben keine Erinnerung daran, wie sie in die Gegenwart gekommen sind. Also muss man sich mit den Fremden mehr oder minder arrangieren. Sie werden aufgenommen, beruhigt, geschult und gelehrt, und einige werden tatsächlich integriert, andere leben einfach hier ihr Leben von damals weiter. Was dazu führt, dass man dann und wann eine Ziege in einem Fahrstuhl sieht, offene Feuer auf einer Eisenbahnbrücke, nackte Männer mit Tätowierungen im Wald Hasen jagen und sie daraufhin roh verzehren. Man sieht Steinzeitmenschen in Bäumen sitzen, fein gekleidete Menschen in Trachten des 19. Jahrhunderts in vermeintlicher Harmonie neben den Menschen aus der Jetztzeit leben. Irgendwann kommt Alfhildr, die aus der Wikingerzeit stammt, im Rahmen des Integrationsprogramms der Polizei mit Lars zusammen. Denn es wird eine tote Frau aufgefunden, die steinzeitliche Tätowierungen aufweist. Und was liegt näher, als zum Ermittlerteam eine Beforeigner, eine Wikinger-Schildmaid, hinzuzuziehen. Es bleibt nicht bei der einen Toten, der Fall wird noch ganz abenteuerlich, und er involviert Lars und Alfhildrs persönliches Umfeld. Letztendlich wird der Fall aufgelöst, doch was noch alles zu Tage kommt, ist abenteuerlich, außergewöhnlich, macht nachdenklich, ist super spannend und toll gemacht!
Man muss sich auf die Serie einlassen, darf weder eine typisch nordische Ermittler-Serie erwarten, noch ein Vikings-Remake. Es sind aber dermaßen witzige Einfälle eingebaut, die das Leben der Beforeigners inmitten der modernen Osloer aufzeigen, das ist schon sehenswert. Einige Sprüche oder Szenen wird man nie wieder vergessen. Spätestens im Drogeriemarkt beim Blick auf die Damenbinden wird man wieder losschmunzeln müssen.

In dieser Serie geht es wie in der Realität auch um Migranten, um Neuankömmlinge, die vielleicht gar nicht so gern aufgenommen werden. Diese Migranten kommen aber nicht aus Afrika und auch nicht aus dem Nahen Osten. Sie wurden nicht verjagt und sind auch nicht freiwillig gekommen. Sie sind einfach da, und alle müssen sehen, wie sie damit klarkommen. Das ist herrliches Zeitreisen-Fantasy, ein bisschen Culture-Clash, aber auch eine ordentliche Portion Gesellschaftssatire und natürlich auch ein Krimi. Es wird eine 2. Staffel geben, ich werde das feiern! Darauf ein ordentliches Glas Met!

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Beforeigners
Produktionsland: Norwegen
Drama, Sci-Fi, Thriller
Von: Anne Bjornstad, Eilif Skodvin
Mit: Nicolai Cleve Broch, Krista Kosonen, Ágústa Eva Erlendsdóttir
6 Teile à 60 Min. in der ARD Mediathek (Achtung: nur bis 12.4.2021)

 

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