Geschehnisse am Wasser

Bild: ARD Degeto/SVT 2021/Johan Paulin

Es ist Mittsommer 1973. Annie, eine junge Stockholmerin, macht mit ihrer kleinen Tochter eine Busfahrt über Land. In Blackwater, einem kleinen Ort in Nordschweden, soll sie von ihrem Freund Dan abgeholt werden. Er lebt in einer Kommune, und sie will dort die Kinder unterrichten. Blackwater ist ein Ort, in dem es im Sommer kaum dunkel wird, viel landschaftliche Idylle, doch die Menschen erscheinen eher mürrisch. Keiner holt die beiden ab, und sie müssen improvisieren. Ein nicht sehr freundlicher Ladenbesitzer bringt sie gegen Entgelt bis zu einer Stelle, wo sie sich selbst zurechtfinden müssen, mit dem Auto geht es nicht mehr weiter.

Während die einen den längsten Tag des Jahres feiern, kämpfen sich Annie und ihre Tochter Mia durch, hungrig, durstig, von Mücken zerstochen, und dabei stoßen sie auch noch auf ein Zelt im Wald, in dem zwei grausam zugerichtete Leichen liegen. Annie hat sogar noch jemanden in diesem düsteren Wald laufen sehen! Dieses Erlebnis hat für alle im Ort und um den Ort herum eine lebenslange Bedeutung. Es gibt zwar viele Verdächtige, hingegen wird der Fall tatsächlich nicht aufgeklärt. Die Zuschauer sehen in Rückblicken immer wieder Ereignisse von 1973 und dann die Gegenwart: 1991. Dan hat Mutter und Tochter dann noch gefunden, sie kamen in der Kommune an, aber es war alles ganz anders, als Annie sich das vorgestellt hat. Sie macht das Beste draus und versucht mit diesen ärmlichen Verhältnissen und dem strengen Regiment von Petrus zurechtzukommen und ihrer Tochter ein Heim zu schaffen. Ein Arzt wird zur Kommune gerufen, hier sieht Annie das erste Mal Birger. Mit ihm lebt sie 1991 glücklich im Ort zusammen, bis zu dem Tag, an dem Annies Tochter von ihrem neuen Freund bis vor die Tür gebracht wird. Annie meint, den Mörder an dem Paar von 1973 in ihm zu erkennen. Sie nimmt ihr Gewehr, das immer neben ihrem Bett liegt, geht aus dem Haus und kommt niemals wieder. Birger ist verzweifelt und will Licht in diesen Fall von vor fast 20 Jahren bringen. Wer hat die jungen Leute im Zelt umgebracht, was ist damals in der Kommune alles vorgefallen, wer ist dieser neue Freund von Annies Tochter, der damals schon ein Ausgestoßener und höchst suspekt war? Was ist mit seiner Annie passiert, die er so spät erst kennenlernen und lieben durfte? In fast jedem der sechs Teile wird wieder eine andere Perspektive durchleuchtet, man kann sich vieles vorstellen, es bleibt spannend bis zum Schluss. Auch erzählerisch ist es kompliziert. Wegen der Geschehnisse vor fast 20 Jahren werden die einzelnen Charaktere doppelt besetzt, weswegen man ein wenig mitkombinieren muss. Rolf Lassgård, den die Krimifans als „Kommissar Wallander“ kennen und die anderen als „Ein Mann namens Ove“ ist nur einer der Doppelbesetzungen als ältere Version von Birger. Er ist so ein großer Fan des Buches, dass er auch einen Zelthering gespielt hätte, gab er in einem Interview zu. Zwischendrin kommt man sich gar nicht wie in einem Krimi vor. Die Schicksale der Menschen, allesamt keine Frohnaturen, stehen im Vordergrund. Was ist alles in den 20 Jahren geschehen? Musik, Natur, Tiere, alles spielt eine große Rolle. Perfekt das Setting mit den Hippie-Klamotten, den alten Autos, den Interieurs. Ganz zum Schluss kommt noch völlig unverhofft die Auflösung des Falles, die fast schon nicht mehr von Nöten gewesen wäre. Ein Kleinod, versteckt im Nachtprogramm des Ersten, wiederzufinden in der ARD-Mediathek.

Die Geschichte basiert auf dem Roman „Geschehnisse am Wasser“ der schwedischen Schriftstellerin Kerstin Ekman. Das Buch ist 1993 erschienen, und es ist in Schweden Kult.:popcorn: :popcorn: :popcorn: :popcorn: :popcorn:

Blackwater
Im Schatten der Vergangenheit
S / DK / D 2023
Cast: Pernilla August, Asta Kamma August, Alba August, Rolf Lassgård u.v.m.

 

 

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