Das Ableben des Patriarchen

Ein Dorf in Mecklenburg. Die Beerdigung von Wolf-Dieter Meurer bringt endlich wieder alle zusammen: Familie, Angehörige, Freunde. Im erfüllten Leben des Patriarchen ist einiges passiert: die Flucht einer Tochter in den Westen, der Verlust seines besten Freundes, die Scheidung von seiner ersten Ehefrau und die zweite Familiengründung mit der deutlich jüngeren Gaby aus dem Westen.
Das Lebensmotto des Verstorbenen – Kurs halten trotz schwerer Stürme – gilt natürlich auch für den Familienbetrieb „Meurer Sanitär“, gegründet gleich nach der Wende 1990. Als sein Nachfolger sieht sich Sohn Mario, die treue Seele. Er möchte die ganze Familie ins Boot holen, sogar seinen Bruder Thorsten, der überraschend bei der Trauerfeier auftaucht. Die Weichen für den Neuanfang stellen jedoch nicht die Kinder und Enkel, sondern der Dahingeschiedene selbst durch seinen letzten Willen, der ein böses Erwachen bewirkt.

©ARD-Mediathek

Das Testament des Familienoberhaupts der Familie Meurer erschüttert seine Kinder und Frau aus der ersten Ehe, veröffentlicht wird es von der Witwe. Es werden mehrere Sichtweisen dieser Impro-Comedy-Serie von Jan Georg Schütte gezeigt, sei es aus der Sicht der Söhne Mario und Thorsten, der Ziehtochter Anna mit Anhang, der Enkelkinder und alten Freunde sowie letztendlich der Witwe. Der Sechsteiler birgt Überraschungen und Explosionsstoff in vielerlei Hinsicht, er zeigt Trauer und (unerfüllte) Vorfreude, persönliche Schicksale und langersehnte Rache.
Die erfahrenen Schauspieler glänzen mit spürbarer Spielfreude, sie holen aus den jeweiligen Parts alles raus und zeigen deren Facetten. Sehr berührend ist die Folge mit Jörg Gudzuhn als alten Freund von Wolf-Dieter. Anja Kling gibt hervorragend die naive Ziehtochter Anna, und ihr Ehemann Carsten (Martin Brambach) zeigt viele Gefühlszustände. Anfangs bin ich mir unsicher, ob ich mit der Witwe (Catrin Striebeck) mittrauern soll, umso sympathischer wird sie mir ab der Testamentseröffnung. Die junge Garde des deutschen Films bekommt auch einen Einsatz, besonders Sohn Kevin aus der zweiten Ehe (Enno Trebs) bringt das Künstlerische in die Familie, und Annas Tochter Jaqueline (Luise von Finckh) trägt als ostdeutsche Influencerin ihren Teil bei. Eine tolle Idee war es, Ivan Meierle (Aleksandar Jovanovic) mit seinem Allgäuer Dialekt auf Thorsten Meurer anzusetzen, der Mafia sei Dank.
Es ist nicht alles so einfach, wie es scheint. Man wird überrascht, und von Folge zu Folge entwickelt sich der Erzählstrang bis zum großen Finale. Die Idee, Umsetzung und Kameraführung sind perfekt, die Story mal was anderes und nicht unbedingt vorhersehbar. Die Folgen dauern zwischen ca. 36 und 50 Minuten, also kann man den Sechsteiler zwischendurch oder am Stück anschauen, allerdings nur bis 25.07.2022 in der ARD-Mediathek.

:popcorn: :popcorn: :popcorn: :popcorn: :popcorn: 

Das Begräbnis
Impro Comedy Serie
Regie: Jan Georg Schütte
Buch: Jan Georg Schütte, Sebastian Schultz
Kamera: Oliver Schwabe, Nikolas Jürgens
Musik: Alex Komlew, Dominik Giesriegl
Darsteller: Charly Hübner, Devid Striesow, Claudia Michelsen, Martin Brambach, Anja Kling, Catrin Striebeck, Thomas Thieme, Christine Schorn, Jörg Gudzuhn, Enno Trebs, Adina Vetter, Luise von Finckh, Uwe Preuss, Gustav Schmidt, Dirk Martens, Dominic Boeer, Aleksandar Jovanovic
ARD-Mediathek bis 25. Juli 2022 oder unter https://www.daserste.de/unterhaltung/comedy-satire/comedy-satire/sendung/das-begraebnis-folge-1-100.html

(1260)