Ein Mann spielt Gott

Hui, in der Familie krachts! Die Fetzen fliegen, die Vase zerschellt. Es ist nicht das erste Mal, und die Kinder schreiben einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann: Mehr Zeit mit der Familie, die Eltern sollen wieder glücklicher sein und, ach ja, eine neue Vase! Man lässt den Wunschzettel mit einem Luftballon aufsteigen, gefunden wird er von einem einsamen, alten Milliardär. Der findet das recht interessant und amüsant, er sucht und findet den Absender.

Auf einem Spielplatz trifft er auf die Kinder und die dazugehörigen Erziehungsberechtigten. Da wäre der Pianist, der aber derzeit Hausmann ist und Ehemann der erfolgreichen Anwältin Ines. Dann gibt es da die Frau des Mathematikers Jasper und die Frau des Reinigungsunternehmers. Klingt ja ganz nett, drei Erwachsene auf einem Spielplatz, viel Zeit und so, wären da nicht doch allerhand Probleme. Ines arbeitet sich halb zu Tode und sieht ihre Kinder nicht sehr oft. Der Pianist würde eigentlich auch recht gerne anspruchsvolle Musik machen und nicht nur in einem Altersheim ab und zu ein wenig herumklimpern. Jasper gibt sich zwar große Mühe in seinem Beruf, wird aber gnadenlos gemobbt, und zusätzlich spricht der Sohn nicht. Nur in der Familie des Saubermachers sieht es auf den ersten Blick ganz harmonisch aus, auf den zweiten Blick ist der Papa doch ein rechter Aufschneider, Insolvenz und Verlust von Firma und Haus drohen. Der Milliardär bestellt die drei arbeitenden Elternteile zu einem Notar. Dort wird ihnen ein Deal vorgeschlagen: Wenn sie sich ein Jahr lang einmal in der Woche dort treffen, ein wenig miteinander reden – aber mit niemandem sonst über das „Projekt“ sprechen – und die Bereitschaft aufbringen, am Ende glücklicher zu sein, dann bekommen sie am Ende des Jahres je eine Million Euro. Wow, das klingt absurd, das kann kaum eine*r glauben, der veräppelt sie doch sicher! Nach ein wenig Nachdenken kommen sie zu dem Schluss, probieren geht über studieren, es wird amtlich beurkundet und danach sich wöchentlich getroffen. Was danach geschieht, könnte leicht lächerlich oder kitschig wirken. Ist es aber nicht. Der Deal verändert aller Leben. Die Drei versuchen zunächst eine kleine Gemeinschaft zu werden, viele Gemeinsamkeiten sind ja nicht da. Der knochentrockene Nerd Jasper, die strenge Karrierefrau Ines und der Luftikus Firat, der eigentlich alles nicht so ernst nimmt. „Das kann ja lustig werden mit euch Spaßvögeln“, meint dieser gleich beim ersten Treffen, als keiner außer ihm auf der Couch den Mund aufmacht. Dabei ist das das Wichtigste. Der seltsame alte reiche Mann will unterhalten werden! Doch das Spiel, die Spekulation mit dem Geld, lockt alle ein wenig aus der Reserve, Träume werden geschmiedet, Pläne werden gemacht. Am Ende wird es noch einmal höchst spannend und ganz anders, als ich es von so einer leichten ARD-Miniserie erwartet hätte. Und die wahllos hergeschenkte Ming-Vase aus dem ersten Teil spielt zum Schluss die absolute Hauptrolle. Köstlich! Wieder einmal ein Kleinod in einer öffentlich-rechtlichen Mediathek! „Die Glücksspieler“ haben mich regelrecht glücklich gemacht!

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Autoren: Michael Hofmann und Bert Koß
Cast: Eko Fresh, Katharina Schüttler, Manuel Rubey, Karolina Lodyga, Lena Dörrie, Sergej Moya u.v.m.
Alle sechs Folgen von „Die Glücksspieler“ wurden ab 27. April 2022 in Doppelfolge ausgestrahlt. Sie stehen in der ARD-Mediathek bereit.

c) Foto: ARD

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