Blutrünstiger und dennoch lustiger Horror

DraculaEs gibt was Neues an der Dracula-Front! Drei spielfilmlange Teile erzählen über den Herrn der Finsternis. Es beginnt ziemlich stilecht wie damals bei Bram Stoker in der Romanvorlage. Im tiefsten, unheimlichen Hinterland Rumäniens macht sich ein junger Mann in einer Kutsche auf zum Grafen. Es ist der junge Anwalt Jonathan Harker, der Unterschriften einholen muss und somit auf dem Weg ins Unglück ist, sprich unterwegs zur Villa Draculas. Er wird aber deutlich davor schon im Schnee ausgesetzt, der Herr Graf würde ihn schon aufsammeln, der Kutscher will ihn nicht bis vor die Tür bringen. In der Burg herrscht tatsächlich eine düstere Stimmung wie in den vielen alten Filmen, die es seit den 1920er Jahren gibt, oder wie in Tanz der Vampire, dem berühmten Film von Roman Polanski. Der steinalte, seltsame Graf und der blutjunge Mann treffen aufeinander. Der Aufenthalt, so macht es Graf Dracula gleich zu Anfang deutlich, wird erheblich länger dauern, als der junge Herr es geplant hat. Den ganzen Tag ist dieser nun auf sich alleine gestellt, da keinerlei Menschen im Schloss sind und auch der Graf erst abends zum Essen erscheint. Bald schon hört er Stimmen, Hilferufe, er irrt in den Katakomben des Schlosses umher.

Zusätzlich dazu, dass er sich jeden Tag schlechter fühlt, macht er schließlich eine schreckliche Entdeckung, die eigentlich weit über seine Vorstellungskraft hinausgeht. Er muss es aber wohl schaffen, aus den Klauen des Grafen zu entkommen, denn rückblickend erzählt ein gealterter und irgendwie schon nicht mehr menschlich aussehender Harker einer Nonne namens Agatha van Helsing (!) seine Erlebnisse im Schloss.

Das klingt ja nun doch schon irgendwie nach der altbekannten Geschichte von Graf Dracula und seinem Widersacher Herrn van Helsing. Aber obwohl die Szenerien auf alt gemacht sind, so erfrischend ironisch und spritzig klingen die Dialoge, so süffisant und unerschrocken modern spricht die Nonne in ihrem Kloster. Auch beim zweiten Teil, der auf dem Schiff auf der Überfahrt nach England spielt, muss man an alte Filme denken, an die Schiffsszenen in Nosferatu von Werner Herzog mit dem gruseligen Klaus Kinski. Hier gibt es Splatter-Momente! Die Mannschaft wie auch die Mitreisenden werden auf blutrünstigste Art und Weise dezimiert, dabei ist der Herr Graf aber immer charmant, lächelnd, zu einem kleinen Späßchen aufgelegt und irgendwie sogar ein ganz klein wenig sexy! Über den dritten Teil spötteln manche und meinen, was haben sich die Macher dabei gedacht? Ich sage: sehr viel! Ich möchte den potentiellen neuen Zuschauern nichts vorwegnehmen, ich sage nur, es ist ein ganz anderes Setting, völlig ungewohnt, alle Fragen werden geklärt.

Dass diese stofflich altbekannte Miniserie mitunter unglaublich witzig ist, mit lustigen und modernen Details, liegt an den Machern: Steven Moffat und Mark Gattis, die mit der Serie Sherlock schon einmal bewiesen haben, dass alte Stoffe witzig und modern aufbereitet sein können. Ich hätte ewig weiterschauen können. Wer die Romanvorlage kennt und das Ende des dritten Filmes gesehen hat, weiß natürlich, dass es keine Fortsetzung geben kann. Doch Hoffnung macht einer der Erfinder selbst! Mark Gattis meinte in einem Interview: „Es ist wirklich schwer, einen Vampir zu töten“.

Die Serie ist seit Anfang Januar auf Netflix abrufbar.

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Dracula
Drama, Horror
Produktionsland: Großbritannien
Von: Steven Moffat, Mark Gatiss
Mit: Claes Bang, Dolly Wells, Anthony Flanagan

 

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