Liebe, Leid und Selbstbestimmung

Latas ältere Schwester wurde soeben verheiratet, als ihre Mutter schon auf der Suche nach einer guten Partie für Lata selbst ist. Diese findet es zwar wunderschön, dass ihre Schwester so glücklich ist, obwohl sie ihren Mann nur einmal gesehen hat vor der Hochzeit. Sie selbst, eine 19jährige Studentin, ist aber entschlossen, ihr Schicksal und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das ist im Indien Anfang der 1950er Jahre nicht so einfach.

Sie versteht ihre Mutter, die selbst schon lange Witwe ist, dass diese für ihre Kinder nur das Beste will. So ist sie hin- und hergerissen zwischen familiären Pflichten und den Möglichkeiten einer selbstbestimmten Liebe. Da ist nämlich einerseits Kabir Durrani, der süße und gutaussehende Student und der Star-Cricket-Spieler der Universität. Mit ihm beginnt Lata eine Romanze. Leider gibt es hier religiöse Barrieren, aufgrund derer die beiden nie glücklich miteinander werden würden, weil sich ihre Familien einfach dagegenstellen würden. Dann ist da Amit Chatterjee, auch ein sehr gutaussehender junger Kerl, der seine juristische Karriere aufgegeben hat, um Schriftsteller zu werden. Sie schätzt ihn immer mehr als Gesprächspartner und fühlt sich zu ihm hingezogen. Leider hat er so etwas Leichtes und Unverbindliches an sich, dass sie sich schlussendlich für den Schuhhersteller Haresh Khanna entscheidet. Sein unbeirrbares Werben um sie, seine Zuverlässigkeit und Güte, und nicht zuletzt, weil es Frau Mamas erste Wahl ist, machen ihn zur besten Partie.

Was jetzt nach Bollywood, Kitsch und viel oberflächlicher bunter Kleiderschau klingt, ist nur oberflächlich so. Im Lauf der sechs Episoden gibt es viel zu lernen. Politische und religiöse Konstellationen, berufliche und familiäre Zusammenhänge, Kastensysteme, Stellung von Mann und Frau, abhängig von der gesellschaftlichen Situation. Wie überall, unabhängig von Stand, Religion, Land oder Dekade, in der man lebt, ist immer das Wichtigste Familie, Freundschaft, Vertrauen und Liebe. Dies lernen im Lauf der Zeit alle Beteiligten. Ihnen dabei zuzusehen, ist ein absolutes Abtauchen in eine ganz andere Welt. Das hat wirklich Spaß gemacht, und ich gebe zu, am Ende musste ich vor Glück weinen, obwohl die überglückliche Mutter schon wieder am Pläne schmieden war. Diesmal ist das Opfer ihr jüngerer Sohn, für den „a suitable girl“ gefunden werden muss. Ob er will oder nicht.

Das Drehbuch ist nach A suitable boy, einem Roman des bekannten indischen Schriftstellers Vikram Seth. Seit 1993 warten die Fans auf die Fortsetzung A suitable girl.

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Eine gute Partie
Originaltitel: A suitable boy
Produktionsland: UK
Drehort: Indien
Regie: Mira Nair (Monsoon Wedding)
Cast: Tanya Maniktala, Ishaan Khatter, Tabu, Mahira Kakkar, Danesh Razvi, Mikhail Sen, Namit Das und Ram Kapoor
Miniserie mit 6 Folgen à 40 Minuten, Erstausstrahlung Sommer 2020, derzeit auf Netflix

 

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