Geschichten in einer Geschichte

Copyright Bild: Netflix

Drehbuchautor und Regisseur Mike Flanagan hat wieder zugeschlagen. Nach „The Haunting of Hill House“, „Midnight Mass“ oder der Stephen-King-Verfilmung „Doctor Sleeps Erwachen“ gibt es seit kurzem etwas Neues vom Horrorfürsten, nämlich „Gänsehaut um Mitternacht“.

Die USA Mitte der 90er Jahre. Die junge Ilonka ist eine Eliteschülerin, mit großen Plänen fürs College. Doch bevor sie richtig durchstarten kann, erkrankt sie an Schilddrüsenkrebs. Wie immer überlässt sie nichts dem Zufall, und nach einigen Recherchen im Internet möchte sie ins Jugendhospiz Brightcliffe, das sich auf Fälle wie ihren spezialisiert hat. Dort lernt sie gleich ihre Mitbewohner*innen kennen, den an Leukämie erkrankten Kevin, Spencer, der AIDS hat, oder Anya, eine ehemalige Ballerina mit nur einem Bein. Nach Mitternacht, das lernt sie gleich am ersten Abend, treffen sich alle heimlich in der Bibliothek des alten Gemäuers und erzählen sich Horrorgeschichten. Doch es sind keine fiktiven Gruselstories, es sind die persönlichen Horrorgeschichten der Protagonist*innen, sie könnten echt sein, oder ausgedacht, aber alle haben einen echten Background. Letztendlich gibt es einen Pakt: Jemand, der aus dem Leben scheidet, wird irgendwie den anderen aus dem Jenseits eine Botschaft zukommen lassen.

Ilonka, das erfährt man sehr schnell, hat sich nicht aus romantischen oder ästhetischen Gründen für besagtes Hospiz entschieden. Sie hat eruiert, dass es einer Insassin unter gewissen Bedingungen gelungen ist, vollständig zu genesen. Das möchte sie mit allen Mitteln auch erreichen. Dass dann jemand tatsächlich aus dem Hospiz entlassen wird, liegt das an ihr? Und ist sie es, die gesund wird?

Die Geschichte ist sehr eindringlich erzählt. Man nimmt großen Anteil an Ilonkas Krankheitsgeschichte und auch an den Leben der anderen jungen Leute. Die erzählten Geschichten sind teilweise sehr packend und auch sehr emotional. Leider bremsen sie den Erzählfluss des Hauptstranges. Und doch sind sie teilweise so spannend und rührend, dass man sich wünscht, diese Coming-of-Age-Geschichten könnten weitererzählt werden – wenn nicht der Tod sie ausbremsen würde. Eine verschwurbelte Geschichte außen herum könnte zu einer zweiten Staffel führen, die ich mir aber durchaus auch ansehen würde.

„Gänsehaut um Mitternacht“, 10 Teile, gibt es seit dem 7. Oktober auf Netflix zu sehen.

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