Jede Menge Blut und Drachenpower

Ein halbes Jahr lang habe ich gezögert und gezaudert. Würde mich House of the Dragon, die Prequelserie des gigantischen Game of Thrones, packen, oder wäre ich enttäuscht? Gleich vorweg: Es ist ebenso fesselnd wie grausam. Es beginnt 172 Jahre vor der Geburt von Daenerys Targaryen.

Es beginnt mit einem König, einem guten und gütigen Mann, der ein Manko hat: Er hat bislang noch keinen Erben gezeugt, denn auch hier ist es wie fast überall: Ein Mädchen ist nichts, allenfalls darf es schön sein und bedienen. König Viserys I. (Paddy Considine) hegt nun aber große Hoffnungen. Seine Frau liegt in den Wehen, und vielleicht kann man genau während eines großen Ritterturniers verkünden, dass es einen Prinzen gibt? Es kommt viel grausamer. Das Kind liegt falsch, der König muss sich entscheiden, ob er Mutter und Kind sterben lässt, oder ob er dem Kind eine Chance gibt, indem man es aus dem Mutterleib schneidet und dabei die Mutter opfert, die er sehr liebt. Sie muss dann elendiglich verbluten, und der König hat für ein paar Minuten einen Sohn auf dem Arm. Leider stirbt er alsbald. Nun kommt es zu Streitereien um die Erbfolge, falls der König sterben sollte. Eigentlich will er den Thron seinem Bruder geben, doch Daemon ist impulsiv, stur und gefährlich, eigentlich ist er lange die einzige unbeliebte Person. Einzig und allein Rhaenyra, des Königs 14-jährige Tochter, die schon beim Großen Rat dabei sein darf – wenn auch nur als Mundschenkin – mag ihn. Leider übertreibt es Daemon einmal mehr mit seinem Bruder, dem eigentlich friedfertigen König, und so entscheidet dieser, dass er, sollte er einmal nicht mehr sein, seine Tochter auf dem Eisernen Thron sehen möchte. Und so beginnt das ganze Schlamassel. Es ist eine lange Tradition, dass auf dem Eisernen Thron ein König, statt einer Königin, sitzt. Der Rat murrt, das Volk murrt, Verwandte, die man auch schon mal übergangen hatte, murren. Und ganz ehrlich, eigentlich möchte Rhaenyra, die einen eigenen Drachen besitzt, lieber auf diesem reiten oder kämpfen. Meines Erachtens ist sie eine würdige Vorfahrin von Daenerys Targaryen. Lange geht es um diese junge Prinzessin (genial gespielt von einer mir bislang gänzlich unbekannten Milly Alcock). Sie hat eine Freundin am Hof, die ebenso junge Alicent. Diese wird von ihrem Vater ermutigt, Zeit mit dem alten König und Witwer zu verbringen. Und so kommt es, wie es kommen muss: König Viserys bekommt Vorschläge, welche Mädchen und Frauen sinnvoll wären zu ehelichen, um die Targaryens zu stärken. Er wählt aber ganz impulsiv dieses junge Mädchen. Rhaenyra wird eine Freundin genommen und eine Königin vorgesetzt, die im gleichen Alter ist. Nun muss sie vernünftig sein und auch auf sich schauen. Es kommt zu Zeitsprüngen, nach denen alle älter geworden sind, einige Hauptdarsteller*innen ausgetauscht wurden und plötzlich jede*r viele Kinder hat. Hier werden schon Ränke geschmiedet, und es kommt zu Verlobungen zwischen Erwachsenen und Kindern oder zwischen Kindern. Doch obwohl andere Namen ins Spiel kommen, ein Tully hier, ein Stark dort und dann und wann ein Lannister, geht es doch die ganze Zeit um die Targaryen-Dynastie. Und weil man zu dieser Zeit anscheinend noch nichts von Inzucht gehört hat, heiratet Rhaenyra irgendwann auch ihren Onkel Daemon (toll gespielt von Matt Smith. Ich erkannte erst spät, wo ich dieses Gesicht schon gesehen hatte: in Dr. Who und als Prinz Philip in The Crown), und endlich gibt es blonde Kinder, die wirklich wie Targaryens aussehen!

In House of the Dragon gibt es Liebe und Leid, Kämpfe, Blut und Zukunftspläne. Alles hat politische Auswirkungen, die Targaryens sind bestrebt, die Stärksten zu bleiben. Mich interessiert wirklich sehr, wie sich im Laufe der Zeit die Machtverhältnisse so verändern konnten. Und was ist nur mit den Drachen passiert?

House of the Dragon basiert auf George R. R. Martins Buchvorlage Feuer und Blut, der Vorgeschichte von Game of Thrones und erzählt die Vorgeschichte des Hauses Targaryen. Die Filmmusik ist wieder von dem Komponisten Ramin Djawadi, und sie steigert sich von Folge zu Folge zu dem phänomenalen GoT-Theme. Hach, ist das schön!

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House of the Dragon
USA, 2022
1. Staffel / 10 Folgen, auf Sky/WOW
Cast: Paddy Considine, Milly Alcock, Olivia Cooke, Emma D’Arcy, Matt Smith u.v.a.

 

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