Blood, Sweat and Vampires

Annie Rice hat in den 1970er und 80er Jahren eine Reihe von Vampirromanen geschrieben, sie waren richtig Kult. Hier gab es Sex und Crime und Blut, und davon richtig viel und richtig lang, für die Ewigkeit eben. Dann wurde 1994 ein Roman von 1976 mit Brad Pitt und Tom Cruise verfilmt: Interview mit einem Vampir. Großartig! Doch nun gibt es eine Serien-Adaption. Sie spielt zwar auch in derselben Zeit, wirkt aber ganz anders. Hier wird nicht geglitzert und geschmachtet, hier sind nicht alle Teenager, hier gibt es Erwachsene, die ein echtes Leben haben. Hier werden auch Queerness und Rassismus zum Thema gemacht.

Eines Tages erhält der Journalist Daniel Molloy einen Brief, der ihn schaudern lässt. Die Handschrift kennt er doch! Sie gehört Louis de Pointe du Lac, einem Vampir, mit dem er in den Siebzigerjahren ein Interview geführt hat.

Damals gab es Unstimmigkeiten, doch nun bittet ihn Louis noch einmal zum Gespräch. Da Molloy mittlerweile alt ist, von Parkinson geplagt, und die Aufträge eher dünn gesät sind, nimmt er den Auftrag an. Er fliegt nach Dubai, um erneut an Louis‘ Biografie zu feilen. Die Veröffentlichung einer solchen wäre bedeutungsschwer. Welcher Vampir hätte gerne, dass die Allgemeinheit erfährt, dass es Vampire wirklich gibt? Würden diese sich rächen? Oder braucht Louis in Wirklichkeit eine Therapie? Denn so scheint es fast, denn Louis verarbeitet sein ganzes Leben. Er ist 1878 geboren und stammt aus gutem Hause. Anders als im Roman oder dem Film ist er kein weißer Baumwollplantagenbesitzer, sondern ein schwarzer geschäftstüchtiger Bordellbetreiber. Hierdurch kann er seine Mutter, seine Schwester und seinen kranken Bruder ernähren. Hierdurch kann er auch seine Liebe zu Männern vertuschen, indem er regelmäßig eine Prostituierte bucht, in Wirklichkeit aber nur mit ihr plaudert. Bis eines Tages der aus Frankreich stammende Lestat de Lioncourt in den Ort kommt. Ein wunderschöner, charismatischer junger Mann, der ihn von Anfang an fesselt und fasziniert, der Gedanken lesen kann und genau weiß, was er will. Louis du Lac verfällt Lestat de Lioncourt mit Haut und Haaren und mit seinem Leben.

Diese Serie ist mutiger als der Film davor. Nicht so viel Südstaaten-Gothic-Romantik, mehr Blick auf Rassismus, die Auswirkungen der Sklaverei, die gleichgeschlechtliche Liebe der beiden. Vieles ist schon schauerlich, aber man muss auch schmunzeln, wenn am Fußende des Sarges von Louis, wenn der sich darin schlafen legt, die Hausschuhe sauber aufgestellt sind. Ich giere nach jedem Freitag!

:popcorn: :popcorn: :popcorn: :popcorn: :popcorn:

Interview mit einem Vampir (Originaltitel: Interview with the vampire)
Produktionsland: USA
Cast: Jacob Anderson („Grauer Wurm“ aus Game of Thrones), Sam Reid, Eric Bogosian, Bailey Bass u.v.a.
7 Folgen seit dem 6. Januar 2023 auf Sky, jeden Freitag um 2015 Uhr gibt es zwei neue Folgen, auf Wow und Sky Q auf Abruf.

 

(566)