Koreanische Mittelalterzombies

kingdom 2019

Es beginnt wie irgendein Mittelalterschinken, noch dazu in einem uns fernen Land, Entfernung und Kultur betreffend. Es erinnert an alte Schwarzweißfilme von Akira Kurosawa, aber auch an Opulenz wie in Die rote Laterne, Filme aus China. Aber eine südkoreanische Netflix-Serie, das ist mal was Neues. Sie spielt zur Zeit der Joseon-Periode, auch Yi-Dynastie genannt (1392 bis 1897). Von Anfang an wird polarisiert. Arm gegen Reich, Völlerei gegen Hunger, glänzende Paläste gegen Bretterbuden. Dann gibt es einen altersschwachen König mit einer blutjungen Gemahlin, die ein Kind im Leib trägt. Der Palast hat eine sehr außergewöhnliche Methode gefunden, diesen alten, kranken König zumindest so lange „am Leben“ zu erhalten, bis das Kind zur Welt kommt. Dieses Kind wäre nämlich der neue König, obwohl es eigentlich schon einen erwachsenen Kronprinzen gibt. Leider ist seine Mutter aber keine Königin gewesen, sondern nur eine Konkubine. Dem Kronprinzen Li Chang kommt zu Ohren, dass mit seinem Vater ganz gehörig etwas nicht stimmt, und dass das Ganze mit dem Hofarzt zu tun hat. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als mit seinem Leibwächter nach diesem zu suchen, denn er hat sich mittlerweile wieder in sein Dorf irgendwo in der tiefsten Provinz zurückgezogen. Der Prinz und sein Gefährte finden auf ihrer Reise schreckliche Dinge vor, die sie anfangs nicht glauben wollen, dann nicht fassen können, sich dann aber damit auseinandersetzen müssen, um nicht selbst zu sterben, und das ganze Volk mit dazu.

Ihr seht also, in dieser leider nur sechsteiligen Miniserie aus Korea (eine zweite Staffel wurde in Auftrag gegeben) gibt es alles, was der gepflegte Serienjunkie und Zombiefan begehrt: eine völlig neue Art und Weise, wie das Untote erschaffen wurde, erschreckend schnelle Zombies und eine irre Verbreitung übers Land, Personen, die man einfach nicht mögen kann, und Protagonisten, die einem sehr schnell ans Herz wachsen: eine Art Bastard wie John Snow, ein eher einfach gestrickter Leibwächter wie Hodor, Frauen mit Ahnung und Know-How wie Daenerys Targaryen und Arya Stark. In dieser Serie wird nichts beschönigt, hier sieht man Köpfe rollen, Blut spritzen, Schaum aus Mündern quellen, Leiber sich abstrus verrenken, aufbäumen und zu obskuren Untoten werden, die innerhalb von fünf Minuten das eigene Kind auffressen möchten. Wahnsinnig schön die Settings, atemberaubende Landschaften, die Bilder, die Kamerafahrten. Gruslig die Untoten, fast schon apokalyptisch manche Szenerien wie zum Beispiel staubige, von Zombies überrannte Ortschaften, brennende Boote auf dem Wasser und darunter, ungesehen, das Grauen. Wahrlich jede Folge, die ich bislang gesehen habe, hat am Ende einen Cliffhanger, der einen wünschen lässt, es wäre Wochenende und man könnte bis 3 Uhr morgens durchschauen.

Bedauerlich ist hier nur eines: dass die Staffel nur sechs Teile hat und es wahrscheinlich mindestens ein Jahr dauert, bis das gepflegte Grauen weitergehen kann.

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Kingdom (2019)
Auf Netflix seit 25. Januar 2019
Autorin: Kim-Eun-hee
Regisseur: Kim Seong-hun
Cast: Ju Ji-hoon, Bae Doona, Ryu Seung-ryong
Nach der Webcomic-Reihe „The Kingdom of Gods“

 

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