Ungewöhnliche Dinge geschehen

Stranger ThingsWie es halt so ist: In einem Moment ist man noch genervt, kabbelt sich, im nächsten Moment bereut man alles. Die alleinerziehende Mutter Joyce (Winona Ryder) ist manchmal mit ihren zwei Jungs völlig überfordert. Der Job, das Haus, der Hund, der Große soll auf den Kleinen aufpassen und tut es manchmal nicht, weil auch er zu viel um die Ohren hat. Und plötzlich ist man mittendrin in der Geschichte: Der Kleine, Will, ist nicht in seinem Zimmer, nicht in der Schule, auch nicht bei seinen Freunden. Er ist verschwunden. Joyce ruft den Chef der Polizei vor Ort, Hopper, zu Hilfe. Doch nicht nur er, sondern auch Wills beste Freunde und sein Bruder Jonathan suchen nach ihm. Die Kumpel haben ihn als letztes durch einen Wald nach Hause radeln sehen. Doch er kam nie an. Sie machen sich also dort auf die Suche nach ihm und finden dabei ein schwer verstörtes Mädchen mit einer tätowierten 11 auf dem Arm.

Sie nennen es Eleven (auf deutsch Elf bzw. Elfie) und nehmen es mit zu einem von ihnen nach Hause,verstecken es allerdings vor den Eltern. So verstört und stumm Elfie anfangs auch ist, völlig realitätsfremd, ausgehungert, verängstigt: Die Jungs helfen ihr und merken aber auch, dass sie wiederum ihnen helfen könnte. Und da ist auch der Zusammenhang zu dem verschwundenen Will. Nahe dem Ort befindet sich ein Forschungslabor, von dort konnte Elfie fliehen. Ist Will hingegen hier gefangen worden? Was hat es mit der geheimnisvollen Tätowierung auf Elfies Arm auf sich? Dreht Joyce, die Mutter, bald durch, oder sieht sie wirklich Gestalten, die aus der Wand kommen? Hat sie Halluzinationen vor Sorge, oder kann sie tatsächlich Will aus dem Telefonhörer und aus der Wand hören?

Stranger Things spielt in einem kleinen Kaff in Indiana, USA, Anfang der 80er Jahre. Es beginnt wie ein Familienfilm, Highschool-Romanze inklusive. Dann mutet es sehr schnell an wie Stand by me, dem 80er-Jahre-Film nach einer Geschichte von Stephen King. Die Instrumentierung passt perfekt dazu. Die sparsamen Synthesizerklänge könnten direkt aus der Feder John Carpenters kommen. Ein kleines bisschen Twin Peaks klingt noch mit an, und eine große Prise Akte X. Kein Wunder: Kinder, die verschwinden und plötzlich wieder auftauchen, geheimnisvolle Tätowierungen am Leib, Forscher in luftdichten Overalls, Regierungsexperimente und Monster?

Die kleine Serie ist auf acht Folgen angelegt, äußerst spannend gemacht und sehr liebevoll gestaltet. Die Settings sind perfekt, Häuser, Möbel,Teppiche, Telefone, Kleidung, Autos, Musik, Rauchen im Haus und Rituale wie „sturmfreie Bude nutzen, wenn die Eltern nicht da sind“, will heißen, „die Klassenbeste verliert ihre Unschuld an den Schul-Hallodri“.

Eine abgefahrene kleine Serie. Die angepassten Schüler mit den reichen Eltern und den schönen Häusern gegen die Outsider, die Nerds, die auf ihre kleinen Geschwister aufpassen müssen und ihnen dabei wirklich gute Musik auf die Ohren legen. Die einen hören Schmusepop à la Flashdance (Toto: Africa) und die anderen „Should I stay or should I go“ von The Clash.

Winona Ryder, Sauberfrau bis Anfang 2000, machte am Schluss von sich reden, weil sie unentgeltlich ein paar Klamotten mitgehen ließ – was einen Karriereknick hervorrief. Sie wurde mit dieser Rolle nicht nur von den Fans, sondern auch von den Kritikern absolut rehabilitiert. Sie spielt die Rolle der alleinerziehenden Mutter von zwei Söhnen aber auch wirklich mit Bravour.

Eine zweite Staffel ist geplant.

Am Rande:

Wegen des großen Erfolgs der Serie von Netflix wurde ein Spiel programmiert, das man kostenlos downloaden kann, das „Stranger Things-Adventure“, das den Grusel und die Retro-Stimmung angeblich perfekt wiedergibt.

Stranger Things
Produktionsland USA, 2016
Genre: Science Fiction, Mystery
Idee und Regie: Matt und Ross Duffer
Cast: Winona Ryder, David Harbour, Matthew Modine, Charlie Heaton

Erstausstrahlung USA und auch Deutschsprachige Erstausstrahlung : 15. Juli 2016Netflix

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1 Kommentar
  1. Brani
    Brani sagte:

    Die Serie hab ich schon durch. Ein echtes Schmankerl, auch die Musik =) Den Soundtrack hör ich immer, wenn ich Kunst mache in Dauerschleife. Sehr entspannend!

    Das Spiel werd ich noch testen. Davon wusste ich bis zu dem Webzine-Beitrag no garnix *.*

    Ich würd auch sofort 5 popcornfutternde Lachgesichter dafür vergeben. Sehr stimmungsvoll und vorallem in die 80er Jahre =)

    Frei mi scho auf de zwoate Staffe. Merci für den Beitrag und die Am-Rande-Info.

    Griaßerl, Brani

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