2014-04-01Letztes Jahr habe ich dem Ostfriedhof zweimal einen Besuch abgestattet, einmal aus eigenem Interesse im April und im August 2014 aufgrund meiner geweckten Neugier mit einer Führung. Das ca. 30 Hektar große Gelände wurde zwischen 1899 und 1907 auf Basis der Pläne des damaligen Stadtbaurats Hans Grässel errichtet. Von der St.-Martin-Straße aus kann man das Gelände durch die weißen Arkaden, vorbei an den griechisch-anmutenden rot gestrichenen Wänden, betreten. Dabei passiert man auch die Aussegnungshalle, die als Rundbau mit einer Kuppel (20 m Durchmesser, 24 m Höhe) angelegt wurde. Danach hat man einen großartigen Blick in die Prominentenzone der parkähnlichen Anlage.

Laut der Mitarbeiterin der Münchner Friedhofsverwaltung ist der Ostfriedhof der viertgrößte in der Landeshauptstadt, eigentlich war er anfangs als Zentralfriedhof geplant. Auf den Schnittpunkten der verzweigten Wege befinden sich die großzügigen Brunnen. Es gibt ca. 430.000 Grabplätze, die von dreierlei Ahornarten sowie viel unterschiedlicher Flora und Fauna umgeben sind. Im östlichen Teil der großen Ruhestätte ist das Krematorium der Stadt München (seit 1929) untergebracht. Urnenhallen sind auch auf dem Gelände zu finden. Eine davon befindet sich nördlich der Einäscherungsanlage: Die unterirdische Anlage wartet mit schönen farblichen Bebilderungen auf. Sehenswert, wenn man sich in diese Gänge und dunklen Bereiche hinein traut, ich hatte manchmal ein beklemmendes Gefühl beim Besichtigen.

2014-04-14

Beim Durchstreifen der weiten Wege kann man zwischen Eingang und Krematorium auf etwas Sehenswertes stoßen: die historische Kaskadenanlage. Leider wurden große Teile davon im Krieg zerstört, und die Becken sind seit 60 Jahren von Gras bewachsen, Eichhörnchen fühlen sich hier wohl (Nüsse werden vorsichtig angenommen). Das damals plätschernde Wasser sollte die Hinterbliebenen bei ihrer Trauerbewältigung unterstützen. Die Anlage ist zu erkennen, sie befindet sich allerdings in einem traurigen Zustand. Es gibt einen Stadtrats-Beschluss für die Renovierung – wenn nicht renoviert wird, muss diese herausstechende Anlage abgerissen werden.

Die Gruppe der Führung wendete sich nach Westen. Über schattige Wege, an beeindruckenden Grabsteinen und Figuren vorbei, geht es zum ursprünglichen Teil des Ostfriedhofs: dem Auer Friedhof (Gründung 1817). Hinter der Mauer verläuft heute die Tegernseer Landstraße, damals wurde diese „Ruhestraße“ genannt. Über diese haben viele Menschen ihren letzten Weg angetreten.

2014-04-16

1919 gab es einen Riesenaufruhr auf den Münchner Straßen, als Kurt Eisner zu seiner letzten Bettstatt geleitet wurde. Die Straßen waren schwarz von Menschen bei seinem vorletzten Weg (1933 wurde auf Veranlassung der Nationalsozialisten seine Grabstätte auf den jüdischen Friedhof verlegt). Nach dem ebenfalls gewaltsamen Ende des Münchner Modeschöpfers Rudolph Moshammer war sein Zug Richtung Ostfriedhof 2005 ähnlich aufsehenerregend.
Der Bruder von Kaiserin Elisabeth von Österreich, Ludwig Wilhelm Herzog in Bayern, und seine Tochter, Marie Louise von Larisch-Wallersee, die laut verschiedenen Quellen eine unrühmliche Rolle im Ableben des österreichischen Thronfolgers Rudolf spielte, sind ebenfalls am Ostfriedhof beigesetzt. Der Cousin der Kaiserin, König Ludwig II., wurde bei seinem letzten Spaziergang von Dr. Bernhard von Gudden begleitet, dieser wurde nach seinem Tod im Bereich des vormaligen Auer Friedhofs beigesetzt.

Am Ostfriedhof besuchen und ihrer gedenken kann man ferner den Kraftprotz Hans Steyrer, den ehemaligen viel gerühmten Oberbürgermeister der Stadt München Thomas Wimmer, den Architekten Hans Döllgast, den Komponisten Peter Kreuder, den Fußballer Rudi Brunnenmeier und die allseits beliebten Volksschauspieler Erni Singerl und Toni Berger.

Der Ostfriedhof, sonst ein stiller, Ruhe verströmender Ort, ist außen herum – typisch Großstadt – natürlich von Hektik und Verkehr umgeben. Auch war er schon öfter Schauplatz von bayerischen Serien wie München 7 und Kir Royal. Das fiktive Nobelrestaurant „Villa Medici“ etwa war in Wirklichkeit die Aussegnungshalle.

Ich war schon oft als Kind am Ostfriedhof, meist zu Allerheiligen. Im letzten Jahr hat mich die Neugierde hergezogen, und es war sicherlich nicht mein letzter Besuch.

Ostfriedhof München, Friedhofsverwaltung

 

(19639)