Richelbräu und Richelstraße 26

(Bericht: modermichl)

Der Richelbräu ist eine lupenreine Haus-und Hobbybrauerei mit der Besonderheit, dass sie im Keller eines denkmalgeschützten Mietshauses von 1909 ansässig ist. Haus-und Hobbybrauerei deswegen, weil das sehr gute Bier, das hier gebraut wird – immerhin 50 hl pro Jahr -, nicht verkauft, sondern nur probiert oder verkostet werden darf, wie es in in richtigem Brauerdeutsch heißt. Daher trägt der im Hinterhof ansässige Biergarten auch den Namen „Probiergarten“.
Das Haus stellt ein typisches Beispiel der Neuhauser Arbeitersiedlungen dar, wie sie in der Spätgründerzeit entstanden sind, und sticht mit seinem heimeligen Siedlungsgelb, der Efeufassade und dem für diese Zeit typischen Toreingang angenehm von der übrigen grauen Einheitsfassade der Neubauten ab.

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Zu der Zeit um die Jahrhundertwende 1900 arbeiteten ca. 2500 Arbeiter in den damaligen Eisenbahnwerkstätten, die das Gelände westlich des damaligen Arbeiterstegs, der heutigen Donnersbergerbrücke, bewohnten. Dieses Haus, so hat einer der heutigen Besitzer, Herr Baumann, erzählt, kam aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg in den Teilbesitz der Bahn, weil der damalige Inhaber Holz für den Wiederaufbau des Dachstuhls benötigte und die Mittel dazu fehlten. So zogen dann nach dem Zweiten Weltkrieg Eisenbahner bzw. deren Witwen in das Haus und haben da, wie Her Baumann berichtete, den größten Teil ihres Lebens bis auf die letzten Jahre verbracht.

 

Geht man durch den Torbogen in den lauschigen Innenhof, erwartet einen ein mit Liebe eingerichteter kleiner Biergarten, der so gar nichts mit den typischen Großbiergärten in Reih und Glied zu tun hat.

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Auch einen kleinen Bienenstock, mit dessen Honig Bier verfeinert wird, kann man in dem Garten bestaunen. Die Brauerei ist übrigens komplett im urig ausgebauten Keller untergebracht, der gleichzeitig Räume für Verkostungen und momentan sogar eine Fotoausstellung zum Thema Nachbarschaft in Neuhausen beherbergt.
Natürlich müssen die zehn Mieter, die das Haus bewohnen, und die Brauer aus aller Welt, die sich hier treffen, miteinander auskommen und so ist in diesem alten Haus eine ganz besondere Form der Nachbarschaft gewachsen, die es in dieser Form wohl nicht so oft geben wird.
http://www.richelbraeu.de/popup_film.php?url=Auszug- > Quelle br alpha

 

 

Ein Zeichen dafür ist auch das hübsche dekorierte Treppenhaus, in dem Fotos von Tieren und Natur aus dem Garten des Richelbräus hängen. d51

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So ist dann dieses Haus ein lebendiges Denkmal, eins, das einen nicht nur in eine andere Zeit entführt, sondern auch an eine andere Form des Miteinander in unserer hektischen und verfremdeten Welt erinnern möchte, ganz nach dem Motto der Brauerei, „Bier statt Krieg, Schwerter zu Zapfhähnen.“

 

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