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„… diese Ungeheuerlichkeit, die hier stattfindet“

Aktualisierungen. Texte von Ingeborg Bachmann – kennt man, wenn, dann wahrscheinlich aus der Schule. Das heißt meistens, man kennt sie eigentlich nicht, nicht wirklich oder nicht mehr, diese auf ihre Art radikale Autorin, die sich durch den bräsigen, durch und durch männerdominierten Literaturbetrieb der 50er und 60er Jahre erfolgreich hindurchschrieb und diese Zeit trotzdem nicht lange überleben sollte. Jetzt sind Plätze, Straßen, Literaturpreise und -veranstaltungen nach ihr benannt. Ich selber kenne nur wenige ihrer Texte, und als ich mich dazu mal unter literaturbegeisterten Freund*innen umhörte, bekam ich mehrfach die Antwort: Habe ich früher viel gelesen, fand ich toll, aber ist mir inzwischen zu …
Inzwischen zu. Nicht einfach, sich dem sprachlichen und emotionalen Ausdruck einer anderen Zeit so zu nähern, dass er wieder zugänglich wird, oder hörbar zu machen, wie relevant und lebendig ein kanonisierter Text von „damals“ immer noch und wieder sein kann. Genau dieser Aufgabe haben sich Laut Fragen verschrieben: Hörenswerte, drängende Texte, die unter der Last von Zeit, alten Lesegewohnheiten und Deutungsschichten zu verschwinden drohen, ins Hier und Jetzt zu bringen, dem Inhalt und der Intention verpflichtet, aber völlig frei in der Form – und gerne auch tanzbar.

Auf ihrem äußerst bemerkenswerten Album Facetten des Widerstandes (2020, hier entlang zum Review) hat das Wiener Elektro(post)punk-Duo Texte aus dem antifaschistischen Widerstand musikalisch neu hörbar gemacht. Und nun also Ingeborg Bachmann: Ursprünglich für eine Performance bei der „Langen Ingeborg-Bachmann-Nacht“ im Theaterhaus Jena im Januar 2019 vertonten Maren Rahmann und Didi Disko vier Texte der österreichischen Schriftstellerin, und das Ergebnis ist Mitte Juni unter dem Titel Meine Schreie als EP erschienen. Weiterlesen

Stadt Leipzig.de

Bildquelle: Leipzig.de

prager.student: Der Freitag ist der traditionelle Aufbrezeltag mit dem viktorianischen Picknick.  Dieses Jahr sind wir dort prompt mit Rum, Whisky und Zigarren versumpft. Deswegen verpasse ich auch einige Favoritenbands. Wir kommen gerade zu den letzten Takten von Hørd im Stadtbad an.
Die darauffolgenden Sixth June spielen ganz annehmbaren Synth/Wave Pop, ein nettes Konzert.
Da danach nicht mehr viel geboten ist, machen wir uns allmählich zur agra zum Mitternachtsspecial auf und schauen noch im heidnischen Dorf vorbei. Dort spielt Tanzwut auf, die Walküren walken, die Wikinger grölen, und auch dem sonstigen anwesenden Publikum gefällt es wohl, ich finde sie eher furchtbar. Wir schlendern noch kurz über die Stände, um uns dann in der agra mit dem Rest zu Amanda Palmer und Edward Ka Spel zu treffen. Leider ist das Klavier der Dame kaputt, die Reparaturversuche fruchten nicht, und es geht erst los, als nach einer halben Stunde ein Ersatzklavier gefunden ist.  Das Konzert verläuft weiterhin zäh und eher langweilig, erst gegen Ende wird es besser, als die Musik nach den Legendary Pink Dots klingt.
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Irgendwo zwischen bezaubernd und bedrückend

AmandaPalmer_ICanSpinARainbow-SOFTPACK_COVERZunächst muss ich gestehen: ich bin nicht der größte Dresden Dolls Fan, aber Amanda Palmers Soloalben Who Killed Amanda Palmer und Theatre is Evil sind beide absolut meine Kragenweite. Ich liebe Palmers strikte Weigerung, sich Genregrenzen unterzuordnen, dabei aber trotzdem wunderbare, handgemachte Musik zu produzieren, die angenehm fürs Ohr ist. An die Zusammenarbeit mit Edward Ka-Spel von den Legendary Pink Dots bin ich dennoch erstmal ohne Erwartungen herangegangen, insbesondere da ich mit Psychedelic generell nicht viel anfangen kann. Aber ich wollte mich einmal mutig über meine eigenen Genregrenzen hinauswagen und wurde mit einer sehr interessanten Erfahrung belohnt.

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Amanda Palmer_Ka-Spel

Amanda Palmer (Dresden Dolls) und Edward Ka-Spel (Legendary Pink Dots) am 01.06.17 in der Münchener Muffathalle
Einlass 19.30 Uhr / Beginn 20.30 Uhr / Eintritt: 25 EUR zzgl. VVK Geb.
Präsentiert von Sonic Seducer Weiterlesen

We can be us, just for one Day

amanda palmer_bowie

Amanda Palmer erhielt die Nachricht über David Bowies Tod morgens um 3.00 Uhr. Die Tochter ihres Mannes Neil Gaiman hatte sie ihr geschickt. Amanda war mit ihrem neugeborenen Baby auf Familienbesuch. Sie telefonierte sofort mit Jherek Bischoff, einem guten Freund, der die Liebe zu David Bowie mit ihr teilt. Gleich war klar, dass sie irgend etwas Musikalisches auf die Beine stellen würden. Sie gaben sich hierfür eine Deadline von zwei Wochen. Jherek war für die Instrumentierung zuständig, Amanda für den Gesang. Sie luden Gastmusiker ein: die Indie Gitarristin und Sängerin Anna Calvi für „Blackstar“, John Cameron Mitchel (der seine Vocals per iPhone aufgenommen hat) von Hedwig and the Angry Inch für „Heroes“ und „Helden“ und schließlich Neil Gaiman, der den Countdown von „Space Oddity“ übernahm.

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