Beiträge

Hard Rock Erinnerungen

1984 begannen D-A-D ihren Weg in Kopenhagen. Ursprünglich nannten sie sich „Disneyland After Dark“. Das Quartett verschriebad_daddx-c_1500x1500 sich einer Mischung aus Rock und Hard Rock und wurde 1989 international bekannt, als die LP No Fuel Left For The Pilgrims veröffentlicht wurde. Doch dadurch wurde die Walt Disney Company auf die Gruppe aufmerksam und drohte mit einer Klagewelle, wenn nicht der Name „Disneyland“ abgelegt werden sollte. So entstand die Abkürzung D-A-D. Ihr größtes Konzert fand erst 2005 statt, als sie Vorgruppe für die mittlerweile aufgelöste deutsche Band Böhse Onkelz waren. Die beiden Bands sind Freunde geworden, denn das nächste D-A-D-Album Monster Philosophy wurde vom Label 3R-Entertainment vertrieben, das der ehemalige Bassist und Sänger der deutschen Rock-Formation, Stephan Weidner, gegründet hatte. Dieser nahm die Dänen auch mit auf Support-Tour seines Solo-Projekts durch die Bundesrepublik 2009.
2011 erschien das bisher elfte Studioalbum der Kopenhagener: Dic.Nii.Lan.Daft.Erd.Ark. Weiterlesen

Nerds und anderes Gelichter

In Newry (Irland) gründet sich 2002 die Thrash-Metal-Formation Gama Bomb, die sich zu Beginn vor allem durch Sänger Phillygb_ttt-c_1500x1500 Byrne einen Namen macht, der bei Konzerten immer in verschiedenen Verkleidungen auftritt. 2005 wird in Eigenregie das erste Album Survival Of The Fatest einspielt und schließlich beim Label Witches Brew ein Vertrag unterzeichnet. Nach einem weiteren Album und einigen EPs unterschreiben Gama Bomb bei Earache Records. Doch ein wenig problematisch ist der Vorsatz, Fans zu gewinnen und allen die Musik durch kostenlose Downloads zugänglich zu machen. Die Labels, bei denen Gama Bomb unter Vertrag stehen, können dieses Vorgehen nicht befürworten. Erst beim dritten Album wird diese Praxis geändert und es stehen keine kostenlosen Digipacks mehr im Netz. Nun erscheint der vierte Longplayer The Terror Tapes. Weiterlesen

Die Piraten sind zurück

2005 beginnen die Abenteuer der Freibeuter namens Vroudenspil. Die Band aus München verschreibt sich sofort der vroudenspilmittelalterlichen Musik und mischt dieser den frischen Atem der Piraterie bei. Durch verschiedene Einflüsse und viel Kreativität prägen sie ihren eigenen Stil und ein ganz eigenes Genre: den Freibeuter-Folk. 2007 wird die erste Demo-CD Flibustier veröffentlicht, zahlreiche Auftritte und noch einige Tonträger folgen.
Nun haben die glorreichen Sieben wieder zugeschlagen und präsentieren ihr brandneues Album Pulverdampf. Weiterlesen

Molllust needs Metal

Zuerst hört man irgendwie – nichts. Nur leise schwingt sich ein Klavier auf, um eine liebevolle Melodie zu klimpern, die schließlich vonmolllust-schuld Streichern unterstützt zu einem bassgeladenen Sound anwächst, bei dem man sich fragt: Hab ich den Soundtrack von Tanz der Vampire eingelegt? „Ouvertüre“ führt ganz gut in das ein, was einen erwartet.
„Sternennacht“ könnte der perfekte Musical-Song sein, weiblicher Gesang, der erzählt, was oben genanntes Musical wohl ausdrücken möchte. Für den Anfang ganz gut, da ist Potential drin, das sich steigern kann und mit mehr Wumms ein definitiv gutes Album darstellen könnte. Weiterlesen

Düstere Balladen zum Träumen

nick-cave

14 Alben, vier zusätzliche Live-Alben und 29 Jahre als Band auf dem Buckel: Nick Cave And The Bad Seeds haben wieder zugeschlagen und CD Nummer 15 auf den Markt gebracht. Push The Sky Away heißt sie und beinhaltet neun Songs, die einige Überraschungen bergen. Oder ist es vielleicht doch ein ganz normales Nick-Cave-Album?
Es beginnt sanft und ruhig, getragen schleicht die Melodie dahin, und man denkt eher an Beerdigungen oder auch ganz ruhige, romantische Tänze mit dem Liebsten. „We No Who U R“ ist eine schöne Nummer, die einmal mehr ohne Brachialgewalt auskommt und einen Chor für den Refrain hat, der ein bisschen Unschuld mimt.
Genauso geht es dann auch weiter. „Wide Lovely Eyes“ lässt ebenfalls harte Klänge vermissen, und man beginnt zu erkennen, dass dieser Silberling sehr ruhig werden wird. Wie immer arbeitet Cave mit der Unterstützung eines vollen Backgroundgesangs, der hin und wieder an einen unschuldigen Kinderchor erinnert. Manchmal ertönt auch ein zartes Stimmchen, das an ein junges Mädchen erinnert und nicht an die ausgewachsene Frau, die dahintersteckt. Weiterlesen

Schuster, bleib bei deinen Leisten

coppelius_extrablattEs ist das vierte Album, das die Berliner veröffentlichen, aber ob sie damit an das Vergangene anknüpfen können, soll später beantwortet werden.
Wer die etwas seltsam anmutende Gruppe Coppelius verfolgt hat, der weiß, dass die Herren eher zurückhaltend sind und sich auch im Umgang mit den Fans außerhalb der Tour schwer tun. Zwar gibt es hin und wieder beliebte Plauderstunden, also Chats mit einem oder mehreren der Musiker, aber es bleiben Ausnahmen. Seit einiger Zeit kann man jedoch eine Wendung beobachten. Bereits 2011 begann die Formation durch Wettbewerbe das Publikum bei Laune zu halten und anzuziehen. Mittlerweile werden vor dem Release mehrere Songs veröffentlicht, ein Videowettbewerb zum neuen Stück „Reichtum“ war ausgerufen und es werden auf Facebook plötzlich Artikel und Fotos geteilt. Eine positive Wendung, sagen die einen; sehr verwunderlich finden es jedoch andere, die eher irritiert sind, woher die plötzliche Fanatikernähe rührt.
Der neue Silberling markiert nur weiter den Wandel der Band. Haben Coppelius einen neuen Weg beschritten, um … ja, um was zu erreichen? Mehr Weltruhm? Möglich wäre es, ob es gut ist, ist eine andere Frage. Weiterlesen

Gewohnte Glamrock-Qualität aus Schweden

88765440292Booklet.indd

Crashdiet haben in ihrer Karriere (gegründet 2000 in Stockholm, erstes Album Rest in sleaze 2005) schon einiges durchgemacht: 2006 bringt sich Originalsänger Dave Lepard mit 26 Jahren um, was die Band in eine schwere Krise stürzt. Kaum hat man sich zum Weitermachen aufgerafft und mit einem neuen Sänger ein zweites Album eingespielt (The unattractive revolution, 2007), verlässt dieser die Band. Album Nummer drei – das hochgelobte Generation wild (2010) – war die Bewährungsprobe für Sänger Nummer drei, Simon Cruz, der seine Sache richtig gut gemacht hat. Und offensichtlich scheint die Bandchemie jetzt auch zu stimmen, denn mit The savage playground liegt seit diesem Jahr der vierte Kracher der schwedischen Glam- und Sleaze-Rock-Formation vor, der nach den ersten Durchläufen schon sehr hartnäckig in den Gehörgängen festhängt.

Eröffnet wird The savage playground nach einem düster-aufpeitschenden Sprechintro mit „Change the world“, einem melodiös-treibenden Rocker, der mit schönen Aahaa-ahaaaa-Chören sofort ins Ohr geht und gute Laune verbreitet. „Cocaine Cowboys“ gönnt einem glücklicherweise auch keine Verschnaufpause, sondern rockt genauso gut weiter nach einem sehr schönen Sleaze-Gitarreneinstieg, aggressiv, aber immer melodiös.
Mit „Anarchy“ wird das Tempo ein wenig herausgenommen, Simon Cruz singt angenehm tief und shoutet weniger grell und aggressiv, der Track lebt von eingängiger Melodie und Refrain und setzt sich sofort im Ohr fest.
Bei „California“ wird es mir persönlich etwas zu pop-rockig und cheasy, aber zumindest nicht soft, gerockt wird hier immer noch, und auch das Stück wird seine Anhänger finden.
„Lickin’ dog“ zeigt dann die rock’n’rollige Seite der Band, allerdings ist das Stück sonst nicht weiter auffallend und will trotz an sich gutem Rhythmus und guter Melodie nicht so recht ins Ohr.
„Circus“ bietet dagegen wieder ein echtes Highlight, inhaltlich knüpft es an den CD-Titel The savage playground. Simon Cruz singt in einer sehr angenehmen Stimmlage, ungewöhnliche Melodieführung, die in einen mitreißenden Refrain mündet, den man den halben Tag danach noch vor sich hinträllert.
„Sin City“ thematisiert das Glücksspiel und setzt damit das Thema des vorherigen Tracks indirekt fort. Schöner Rocker mit Spielautomatensamples im Hintergrund.
„Got a reason“ überrascht nach einem etwas arg eingängigen Beginn mit ungewöhnlichen Momenten und gefällt nach mehreren Durchläufen doch sehr gut, nicht zuletzt durch den wieder angenehm tiefen Gesang.
„Drinking without you“ ist dagegen mein persönlicher Weglasstitel des Albums, mir schlicht zu poppig und seicht und irgendwie auch langweilig. Tut nicht weh, aber mehr auch nicht.
Zum Glück plätschert das Album danach nicht wie so viele andere auf den letzten Metern dröge dahin, nein, The savage playground dreht noch mal richtig auf.
„Snakes in paradise“ ist eine klasse Hommage an Skid Row zu ihren besten Zeiten, schön rockig und nach vorn gehend, catchy Refrain. Passt.
„Damaged kid“ gehört dann wieder zur Kategorie „tut nicht weh, aber sticht auch nicht so wirklich heraus“. Nach mehreren Durchläufen wächst das Lied allerdings noch etwas und bleibt doch im Ohr hängen.
Mit „Excited“ haben Crashdiet meinen persönlichen Favoriten auf diesem Album geschaffen, ein eher melancholischer Midtempo-Track, der mich sofort berührt hat. Unbedingter Anspieltipp!
Die große Überraschung von The savage playground wartet am Ende auf den Hörer, und was für ein schöner Abschluss dieses ansonsten (im sehr positiven Sinne) Genre-Albums: „Garden of Babylon“, ein Midtempo-Rocker in Überlänge, der verschiedene Stile vereint und vor allem durch orientalische Gitarrenläufe und schön psychedelische Soli auf sich aufmerksam macht. Hossa, hätte ich so nicht erwartet!

Fazit: Für alle Glam- und Sleaze-Rock-Fans absolut empfehlenswertes Album ohne wirklichen Ausfall – und generell an gutem Rock mit schönen Melodien interessierte Hörer dürfen hier auch mindestens ein Ohr riskieren. Das Album klingt angenehm authentisch, nicht überproduziert, die etwas schrille Shout-Stimme des Sängers ist ein bisschen Geschmackssache, aber ich fand es sehr erfreulich, dass er variabel singen kann und es auch oft tut. Insgesamt gefällt das Album durch Abwechslungsreichtum und überraschende Momente in vielen Tracks, wobei es sich doch immer eindeutig in den Genregrenzen bewegt. Eine große Stärke der Band war und ist das Gespür für wirklich tolle Melodien, und wenn an der Sängerfront jetzt endlich etwas Ruhe eingekehrt ist, dürfen wir uns hoffentlich auf noch diverse weitere Ohrwürmer aus Schweden freuen.

Anspieltipp insgesamt: „Circus“
Anspieltipp persönlich: „Excited“

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

Tracklist:
1.Change the world
2.Cocaine cowboys
3.Anarchy
4.California
5.Lickin’ dog
6.Circus
7.Sin city
8.Got a reason
9.Drinkin without you
10.Snakes in paradise
11.Damaged kid
12.Excited
13.Garden of Babylon

Plattenfirma: Frontiers Records
VÖ-Datum: 25. Januar 2013
17,99 €
erhältlich z.B. bei: amazon

Es ist nicht alles schlecht, was Schlager ist

cover-heino-mit-freundlichen-gruessenVolksmusik, Schlager, Punk, Metal? Was treibt einen bekannten und ehemals erfolgreichen Musiker dazu, ein anderes Pferd zu satteln und durch die deutsche Musiklandschaft zu galoppieren? Es mag ein bisschen Rache sein, süße Rache, die denjenigen ans Bein pinkelt, die ihn gerne mal auf’s Korn genommen haben. Vielleicht hat Heino aber auch einen ganz anderen Beweggrund, sein neues Album Mit freundlichen Grüßen auf den Markt zu schmeißen, über das sich die Mäuler zerrissen werden. Es ist ein gewagtes Projekt, aber eines, das Mut beweist und Aufmerksamkeit verdient. Man kann zu dem Musiker stehen, wie man möchte – und sicherlich gibt es eine Generation, die bei Heino genauso ausgerastet ist, wie eine jüngere, die es bei Rammstein oder Peter Fox tut.
Was hat Heino denn gemacht? Nun, er hat bekannte deutsche Bands gecovert und aus harten Reindreschversionen zärtliche Kuschelschlagermusik gemacht. Das ist an sich nichts Schlimmes, denn nicht nur Die Ärzte haben den einstigen Star oft genug auf’s Korn genommen, da musste irgendwann die Quittung kommen. Ob sich die Formationen allerdings wirklich derart alteriert haben, ist umstritten und bleibt wohl auf ewig eine pure Einbildung der BILD-Zeitung. Dass die Kunde dieses Projekts erst eine Woche vor Release in die Lande getragen wurde, war eine perfekt durchdachte Marketingstrategie, die voll aufgegangen ist. Natürlich möchte man hören, was Heino aus den bekannten Songs gemacht hat, und so ist es nicht verwunderlich, dass die Vorverkaufszahlen in die Höhe geschossen sind und die Platte schnell auf Platz 1 in den Amazon-Verkaufscharts stieg. Aber wie klingt er denn nun, was hat sich der Musiker ausgedacht und wie berechtigt ist denn eigentlich die ganze Aufregung?

„Junge“ von der deutschen Punkrock-Legende Die Ärzte war das einzige Lied, das man im Vorfeld als komplette Coverversion anhören konnte und daher bietet es keine Überraschungen mehr. Es klingt gut. Ja, es ist eine andere Stimmlage, aber wenn man sich darüber aufregt, dann sucht man wirklich in Krümeln. Der Sound ist gleichgeblieben, nur geringfügig abgeschwächt. Die Version geht ins Ohr und Heino hat gut umgesetzt, was vor einigen Jahren vorgegeben worden war.
Es folgt eine ganz andere Musikrichtung und leicht hüpfend präsentiert sich „Haus am See“. Peter Fox hat unter anderem damit Erfolg und auch hier muss gesagt werden, dass die Umsetzung nicht schlecht ist.
Vielleicht sollte man das mal übergreifend erwähnen: Im Gegensatz zu manch anderer Coverversion, die das Original so verfremdet, dass man es nicht mehr erkennt, hat sich Heino nicht an den Songs vergriffen. Die Melodien sind geblieben, nur andere Instrumente wurden verwendet und es ist langsamer geworden. Die Härten, der Bass, die Drums, das fehlt alles. Stattdessen hört man ruhige – und immer sehr ähnliche – Töne, viele Blechbläser, die natürlich an Volksmusik und Schlager erinnern, die an die Abende vor dem Fernseher entführen, als man mit den Großeltern Musikantenstadl geschaut hat. Ist das schlimm? Nein, ist es nicht! Es ist eine andere Interpretation, es ist eine interessante Herangehensweise, aber es ist nicht vernichtend schlecht, so dass man Heino den Mund zukleben möchte.
Womit wir beim Gesang wären. Natürlich kennt man Heino und weiß, wie er die Haselnuss und den Enzian besungen hat. Waren das langweilige, triste, langsame Kuschelsongs? Nein, eben nicht. Da steckte Schwung drin, auch wenn die Musikrichtung nicht jedermanns Geschmack war.
Zurück zum Album. Sportfreunde Stiller müssen auch dran glauben, denn „Ein Kompliment“ wird gesungen. Während der Band immer wieder vorgeworfen wurde, gesanglich hätte sie es mal so gar nicht drauf, konnte sie dennoch Erfolge verbuchen – nicht zuletzt wegen des WM-Songs „’54, ‘74, ’90, 2006 (2010)“. Das Cover ist gut, das muss man Heino nun wirklich zugestehen. Gesanglich hat er einen Tick mehr drauf – auch wenn Sportfreunde Stiller gerade durch die kleinen Unstimmigkeiten so sympathisch rübergekommen sind.
Ein wirklicher Griff in den Misthaufen ist das Oomph!-Cover. „Augen auf“ hat doch erheblich mehr Power und gerade dieser lauernde Aspekt, der das Original während der Strophen beherrscht, bis der Refrain reinbrüllt, fehlt leider komplett. Es ist eine Interpretationsweise, die ihre Berechtigung hat, aber nicht unbedingt gefallen muss.
An dieser Stelle sollte man sich einmal nach der Zielgruppe fragen. Möchte Heino am Ende die ältere Generation ansprechen und sie auf das Liedgut der Jungen aufmerksam machen? Möchte er den Freunden von Karl Moik und Florian Silbereisen beweisen, dass die Texte der Charts und die Hits der Jugend hörbar sind und die Texte eine Überlegung wert? Dass da vieles drinsteckt, was uns die Alten auch gerne raten?
Dem folgenden Lied fehlt Power. Zwar ist das Original kein reinrammender Knallersong, aber er ist düster und tief und … es ist Rammstein! Hier kann Heino leider gar nicht punkten, auch wenn „Sonne“ schon immer etwas getragener war. Das Cover plätschert dahin und man möchte einfach losbrüllen, mitzählen und … man kann es nicht. Schnell vorspulen!
Clueso hat es ebenfalls getroffen und ihr „Gewinner“ könnte ohnehin aus der HEINO-Ecke stammen. Möglicherweise ist das auch der Grund, weshalb diese Interpretation so absolut stimmig ist – und mir besser gefällt als das Original. Für mich kommt hier mehr Gefühl rüber.
Dadurch, dass der Sound zwar abgespeckt ist, aber nicht verändert, erkennt man die Songs sofort. Stellenweise kann man von einem liebevollen Umgang sprechen und auch beim Hit „Liebeslied“ von Absolute Beginner kommt die Seele des Stücks raus. Ich würde es nicht gerade den besten Rap der Welt nennen, aber Heino macht es gut! Welch versteckte Talente kramt dieser Mann denn noch aus?
Gut, Nena ist jetzt nicht das nächste Talent des Musikers. Es fehlt einfach die weibliche Stimme, die lasziv und sehnsüchtig den Text ins Mikro seufzt. Nena ist einfach sie selbst und sie zu covern ist schwierig und nein, dieser Mann schafft es nicht. Vielleicht ist hier auch zum ersten Mal störend, dass alles gleich geblieben ist und keine neuen Töne zu hören sind. Ohne Kenntnis des Originals ist es gut und „Leuchtturm“ zieht mit – dazu lässt sich beim nächsten Seniorentanztee das Tanzbein schwingen!
Stefan Remmler – wie bitte, wer? Nein, der passt so gar nicht in diese Liste. Zu RammsteinDie Ärzte und Co. passen Schlager so gar nicht – und beweisen gleichzeitig, dass Heino genau das drauf hat. Schlager, ein bisschen tragisch, langsam, schunkelig. Es wird denen weniger gefallen, die sowieso nichts mit Schlagern anfangen können, alle anderen müssen dem Altmeister zugestehen, dass diese Interpretation verdammt gut ist und eine kleine Hommage an Remmler und seinen „Vogel der Nacht“.
Der Titelsong „MFG“ hat der Welt vor vielen Jahren gezeigt, dass Abkürzungen so verdammt nervig sein können. Lalala lalala, ein bisschen einschläfernd ist es ja schon, das Original wie auch der Abklatsch. Und nein, Fanta4 hat mich damit nicht vom Hocker gerissen und Heino schafft das auch nicht, wobei ihm auch noch der Pepp fehlt, der das Original wenigstens hörbar gemacht hatte.
Leider ist Keimzeit auch nicht gerade der Brüller und „Kling Klang“ fasziniert mich in keiner Version. Aber das ist Musik, die unsere Eltern hörten und die auch heute noch auf Bayern1 zieht. Es ist okay, tanzbar und vielleicht der Versuch, der jungen Generation nun die ältere etwas näherzubringen. Misslungen, leider.
Zuletzt schallt „Willenlos“ von Marius Müller-Westernhagen aus den Boxen. Nein, man covert den Meister nicht so unschuldig. Entweder lässt man sich was richtig Geiles einfallen oder man lässt die Finger davon. Westernhagen ist einfach Westernhagen und da hat Heino auch danebengegriffen.

Heino. Ein Mann, eine Musik, eine Idee – und ganz viel Mut! Das Album Mit freundlichen Grüßen ist definitiv hörbar. Für alle. Die Jungen, die Alten, die Schlagerfans, die Hardrocker. Er kann was, und das hat er bewiesen. Dieser Silberling hat seine Berechtigung und man muss ihn nicht mal gut finden, aber die Idee und das Werk doch anerkennen. Wie nahezu jede Scheibe ist auch diese hier gemischt mit guten und schlechten Sachen, was immer eine persönliche Meinung ist und nur ganz selten wirklich objektiv gesagt werden kann. Heino hat sich in die Schlagzeilen gebracht – und die ein oder andere Band auch wieder. Hört rein, amüsiert Euch, aber seid ehrlich: Es ist nicht alles schlecht, was Schlager ist!

Anspieltipp: Ein Kompliment, Junge

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch2: :mosch2:


Heino – Mit freundlichen Grüßen
Starwatch Entertainment, 2013
14,99 € Amazon

Tracklist:
Junge
Haus Am See
Ein Kompliment
Augen Auf
Sonne
Gewinner
Liebeslied
Leuchtturm
Vogel Der Nacht
MFG
Kling Klang
Willenlos

„Sie wird dich bezwingen – drum wehr dich nicht“

Mit Debüt-Alben ist das ja manchmal so eine Sache: Da muss man sich gut präsentieren, da hofft man, viele neue Fans zu erreichen und mit der Leistung zu überzeugen.
Elandorhaben ihr erstes Album veröffentlicht. „Dark Asylum“ heißt die Scheibe.
Das Cover ist düster, der Titel steht blutig eingeritzt auf der Schulter einer jungen Frau in Korsage. Passend zu einer Alternative-Gothic-Rock-Band.

Das instrumentale Intro klingt ein wenig nach Gewitter, Regen, Weinen und Verzweiflung. Keinesfalls unangenehm und ein guter Einstieg in das, was danach kommt.
Überrascht bin ich beim zweiten Stück „Orphan“ von der tiefen Stimme des Sängers Markus Kühnel. Sie erinnert an eine Mischung aus Brad Roberts von den Crash Test Dummies und ASP. Ein so starkes Organ hätte man wohl kaum erwartet.
Etwas weniger getragen ist das folgende „Where Are You“. Doch schneller wird erst Lied Nummer fünf „Madness Returns“.
Traurig, wirklich wie Abschied hört sich „Goodbye“ an. Die Gitarre klingt nach Schmerz und man kommt gar nicht dran vorbei, auf den Text zu achten. Das lyrische Ich leidet ganz schön, weint, schreibt ein Abschiedslied und fleht um Rückkehr. „I miss you, and you’re gone. A thousand miles between us. My heart is thirsty for your love”. Der Song hat das Potential, zur Hymne aller zu werden, die Liebeskummer haben.
Aber es bleibt nicht bei der miesen Stimmung. Etwas elektronischer geht es weiter mit dem Titelsong „Dark Asylum“. Hier wurde anscheinend viel mit Synthesizern gearbeitet, die dominieren.
Überhaupt beginnen die meisten der 13 Stücke mit Elektro-Sound. Dieser verschwindet teilweise und macht Gitarre, Bass und Drums Platz. Teilweise bleibt er aber auch und bildet den Hauptbestandteil der Musik.
„Butterfly“ ist das beste Beispiel für Letzteres. Hier erinnern manche Passagen ein bisschen an Blutengels „Die With You“: Sehr gelungen, wie ich finde.
Wie eine kleine Mogelpackung erscheint „Heart Of Darkness“, wenn Kühnel zu singen beginnt. Denn dieses Mal ist der Text auf Deutsch. Es gibt Songs oder gar Bands, die klingen auf Deutsch einfach nicht, Eleandor kann man das nicht vorwerfen. Die machen das sehr gut und zünden damit ein tolles Feuerwerk an Erinnerungen und fantasievollen Bildern. Der Sänger könnte auch auf der Bühne stehen und in einem Musical mitwirken: Man würde es ihm abkaufen. „Schönheit“ schlägt in die gleiche Kerbe.
Der nächste Song „The Torment“ ist der erste, bei dem ich sofort mit dem Kopf im Takt wippe. Ohne sonderlich schnell zu sein, zieht er doch mit und ist auf jeden Fall tanz- und feierbar.
Zu „Violet“ gibt es sogar einen offiziellen Musikclip. Der ist natürlich zur Hälfte in Violett gehalten und sehenswert, wenn die besungene „Queen of death“ durchs Bild schwebt.
Ich persönlich finde den Beginn von „Buried Alive“ wundervoll! Schöne Klavierklänge geben einen guten Einstieg zu einem nachdenklichen, traurigen Lied.
„Last Escape“ ist zugleich auch der letzte Song und wieder etwas schneller. Mehr Drums, mehr Rhythmus. Ein guter Abschluss für ein Album, das Abwechslung bietet.
Selbst bei mehrmaligem Hören tritt die Musik stark in den Hintergrund. Nur die Auftakte bleiben im Ohr, oder kurze instrumentale Sequenzen. Ansonsten wird alles überdeckt vom Gesang. Dunkel, äußerst kraftvoll werden die Textzeilen ins Mikro geschmettert. Das braucht Raum, so kommt es mir zumindest vor. Fraglich ist, ob man Elandor wirklich als gleichberechtigtes Trio sehen kann, oder nicht doch eher von Markus Kühnel und Band sprechen sollte.

Das Debüt ist gelungen. Die Platte hört man gerne. Entweder ganz bewusst oder als Hintergrundmusik. Es wird lange dauern, bis man ihrer überdrüssig geworden ist.


Elandor – Dark Asylum
VÖ: 04.05.2012
Label: Echozone
13,99 € bei Amazon.de

Tracklist:
01 – Intro
02 – Orphan
03 – Where Are You
04 – Madness Returns
05 – Goodbye
06 – Dark Asylum
07 – Butterfly
08 – Heart Of Darkness
09 – Schönheit
10 – The Torment
11 – Violet
12 – Buried Alive
13 – Last Escape

Horns up – breakdown

Da flattert das Album einer bisher viel zu wenig beachteten Band aus Hamburg in meinen CD-Player. Mal hören, ob da Einheitsbrei rauskommt, lahme Musik, ob da ein wenig der Mut fehlt, um wirklich in die Saiten zu hauen.
Burst My Marrow, kurz BMM, bieten mit ihrem Album „Oblivion“ aber alles andere, als eine Enttäuschung. Eben noch skeptisch auf Play gedrückt, lasse ich mal ganz schnell alles andere links liegen und höre nur auf die Musik.

„My chance, my life has broken“ wird ins Mikro gegrölt, dazu nur eine verhaltene E-Gitarre. Nach diesem Auftakt, der etwa eine Minute lang ist, geht es los: Klassisch mit Drums, Bass und Gitarre bewaffnet, unterstützen Torben Gerschau, Benjamin Lawrenz und Tim Rinka ihren Sänger Rico Meyer. Dieser hat es drauf und growlt gekonnt den Text zu einem schnellen, guten Sound.
Das zweite Lied „Aeon“ führt fort, was im ersten begonnen wurde: Schöne Riffs, gute Growls und Passagen, die man sehr gut in der Menge vor der Bühne mitsingen könnte. Da will der Kopf kaum stillhalten, sondern mitbangen!
Noch schneller wird dann der Rhythmus bei „Days Of Grace“. Hier unterstützte Leon Te Paa den Gesang. Überhaupt zieht sich guter Metalcore durch das gesamte Album, ohne dabei immer gleich zu klingen und langweilig zu werden. Hier wurden viel Können und musikalische Leidenschaft investiert. Sehr schön auch die Messages einiger Songs, beispielsweise: „Don’t stop to faith in you, don’t stop to faith in us, and light up this darkness“ aus dem Song “Light Up This Darkness”. Ein bisschen erinnert dieser an Filmmusik, etwa an den Soundtrack von „Transformers“ oder „Iron Man“: Dort haben immerhin keine Geringeren als Linkin Park, Green Day oder Nickelback mitgewirkt.
Ruhigere Töne werden im fünften Stück, „Grey Sunday“, angeschlagen. Ebenfalls rockig zwar, aber doch sanfter und vor allem weit langsamer präsentieren sich Burst My Marrow hier nachdenklich. Achtet man auf den Text, passt die Musik sehr gut zum beschriebenen tristen Sonntag.
Verschnaufen kann man jedoch nicht lange, denn mit voller Aggressivität beginnt „The Call“ und brettert wieder ordentlich rein. Unterbrochen an wenigen Stellen durch ruhigere Passagen, die dem Nacken mal eben Pause gönnen, bevor es mit Headbanging weitergeht..
In diesem Stil bewegt sich auch Nummer Sieben, „For those who…“. Wer genau hin hört, sollte mal auf die Gitarre achten, die teilweise sehr schön in den Mittelpunkt gestellt wird – und das nicht nur bei diesem Lied.
Mehr in die Metalcore-Richtung geht aber wieder „Support The Hopeless“, um in das grandiose Finale „ESC Reality“ überzugehen, das noch mal alles aus der Band rausholt. Dadurch schließt sich der Kreis: Mit aggressivem und schnellem Sound beginnt und endet das Album. Dazwischen finden sich ruhigere, aber keinesfalls langweilige Songs, die vor allem deutlich machen, dass BMM mehr können, als nur stur eine Musikrichtung zu präsentieren.

BMM schaffen es, mit den Großen mitzuhalten. Ihr Sound erinnert etwa an Exodus, Dimmu Borgir oder Sacred Reich, sieht man einmal von „Light Up This Darkness“ oder „Grey Sunday“ ab. Man kann Kopf, Arme und Beine kaum stillhalten und möchte moshen, bangen und das Quartett unbedingt live erleben – denn live ist vieles noch besser als auf CD.
Die vier Hamburger verdienen definitiv mehr Aufmerksamkeit und das gelungene Album „Oblivion“ wird hoffentlich nicht das letzte sein, was man von ihnen zu hören bekommt.
Noch ein paar Worte zum Booklett: In einem Grün-Grau-Schwarz gehalten, fliegen ein Haus und ein Mensch durch die Luft. Mit etwas Fantasie kann man auf die Idee kommen, dass beide durch den guten und harten Sound weggehauen werden. Ob beabsichtigt oder nicht, entsprechen die abgedruckten Songtexte nicht der Reihenfolge der Lieder. Auffällig ist aber, dass die Texte durchgängig geschrieben wurden und nicht in Versform, wie das häufig der Fall ist. Sehr schön mit leicht philosophischem Touch ist der in der Mitte abgedruckte Grabstein mit der Aufschrift „Buried in oblivion“. Zumindest das Projekt Burst My Marrow ist noch lange nicht in Vergessenheit begraben.

Anspieltipp: Days Of Grace

Hörprobe: Burst My Marrow – Light Up This Darkness


Burst My Marrow – Oblivion (2011)
01 – Aglossia
02 – Aeon
03 – Days Of Grace
04 – Light Up This Darkness
05 – Grey Sunday
06 – The Call
07 – For Those who…
08 – Support The Hopeless
09 – ESC Reality

Hier erhältlich.