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Unzucht setzen mit Debüt-EP die Welt
in Flammen


Quelle: Unzucht

Wie lange haben die eingefleischten Unzucht-Fans warten müssen, bis sie endlich eine CD der Band aus Hameln in Händen halten können. Nun ist es so weit und die vier Musiker präsentieren nicht ohne Stolz die EP „Deine Zeit Läuft Ab“. Durch ihre Live-Auftritte sind sie bereits einem nicht gerade kleinen Publikum bekannt und bei diesem auch beliebt. So waren sie schon mit Coppelius, Stahlmann, Lord of the Lost und anderen auf der Bühne und begeisterten die Zuhörer.
Was erwartet uns nun? Eine EP mit sechs Songs, davon zwei Remixes, die eine gute Mischung aus Industrial, Gothic und Rock darstellen, die mitzieht.

Der Titelsong beginnt auch sofort mit elektronischen Klängen. Dazu die unverkennbare Stimme, die gleich mal bekannt gibt, dass „wir uns nie wiedersehen“ werden. Bereits hier ist großes Ohrwurm-Potential vorhanden. Die Musik ist eingängig und auch der Refrain ist nur schwer aus dem Kopf zu bekommen.
„Schlag den Nagel in das Fleisch“ ist das erste, was man vom zweiten Lied zu hören bekommt. Ein krasser, blutiger Text, dazu harter Gitarrensound, der den Gesang schön untermalt. Doch Unzucht überraschen mit einem ruhigen Refrain, der im Kontrast zu den Strophen steht. Eine gute Mischung, die zeigt, dass es nicht nur 08/15-Melodien sind.
„Laio“ erinnert ein bisschen an die Kollegen von Mono Inc., ohne dass ich ein konkretes Lied benennen könnte. Doch das schadet nicht, sind die Hamburger doch erfolgreich mit ihrem Stil. Aber auch Unzucht sind hier rauszuhören, denn immer wieder treten elektronische Elemente auf, die wie schöne Unterbrechungen wirken.
Beim folgenden Lied kann ich die Füße nicht stillhalten. Die wippen fleißig mit und auch der Kopf nickt im Takt hin und her. Es bedarf eigentlich keiner weiteren Worte: „Unzucht“ ist Programm. Ein guter Rhythmus, schnell, hart, laut und mitreißend, zwischendurch ertönt ein Schrei und es geht etwas gemäßigter zu.
Der erste Remix von Lord of the Lost ist getragen, ruhig, wundervolle Pianoklänge untermalen den Gesang, der einen verzweifelten Touch bekommt. Vor dem inneren Auge erscheinen automatisch Feuerzeuge, die hin und her geschwungen werden. Der Refrain bekommt instrumentelle Unterstützung. Auch hier wieder eine Zäsur. Das scheint bei den Unzucht-Songs ein immer wiederkehrendes Mittel zu sein, das seine Wirkung nicht verfehlt. Hier könnte das Piano-Solo einer Jane Austen-Verfilmung entsprungen sein, bis der Gesang erneut einsetzt und eine Geige ertönt. Danach jedoch entfaltet sich eine Instrumentenvielfalt, die einen ganz deutlichen LotL-Charme versprüht.
Abgerundet wird die EP von einem sehr gelungenen EBM-Mix des Songs „Fleisch“. Kein geringerer als Funker Vogt hatte hier seine Hände im Spiel und hat das Material grandios umgesetzt. Spätestens hier möchte wohl jeder tanzen.

Die Unzucht meldet sich mit einer tollen EP, die bereits im Vorverkauf bei Amazon auf Platz Eins in den Kategorien Gothic Rock und Industrial geklettert ist. Das Quartett bietet nicht nur zugespitzt auf Genre gute Musik, sondern präsentiert eine Vielfalt, die ganz viel Lust auf mehr macht!

Anspieltipp: Unzucht


Unzucht – Deine Zeit läuft ab (EP)
VÖ: 20.04.12
Label: No Cut
01 – Deine Zeit Läuft Ab
02 – Fleisch
03 – Laio
04 – Unzucht
05 – Deine Zeit Läuft Ab (St. Pauli Sinfoniker Remix by Lord of the Lost)
06 – Fleisch (Körper-Mix by Funker Vogt)

Gelungene EP auf leisen Sohlen

Dystrance ist das Soloprojekt von Dennis K., dem Sänger von FragileChild. Als reines Studioprojekt probiert der leidenschaftliche Musiker hierbei eine vollkommen andere Richtung aus und spielt gerne mit den breitgefächerten Möglichkeiten des elektronischen Sounds.
„Mindcontrol“ ist die erste EP, die in diesen Tagen erscheinen wird. Neun Tracks beweisen die Vielseitigkeit und Kreativität von Dennis. Die Hörer erwartet ein gelungenes Werk auf dem Future-Trance-Pop-Bereich.
Leise beginnt es, als würden nur zwei Saiten einer Gitarre gezupft. Der erste Song verwundert, hat man doch etwas ganz anderes erwartet, mehr Härte, mehr Sound, mehr von allem. Doch bald schon stellt sich ein entspanntes Gefühl ein. Es ist ein Stück zum Abschalten, zum Runterkommen, um sich ganz auf das Folgende einzulassen.
Für „Deep And Beyond“ konnte Dennis seinen Freund und FragileChild-Kollegen Mex gewinnen, der ruhige Gitarrenklänge beisteuert. Auch hier steht wieder der meditative Aspekt im Vordergrund, was gar nicht schadet.
„Le Coeur De La Mar“ kennt man bereits. Der Song wurde im vergangenen Herbst veröffentlicht und bot damals einen ersten Einblick auf die Vorbereitungen für die EP und das im Sommer erscheinende Album „Euphoria“.
Es geht ebenso ruhig weiter mit dem vierten Titel „Akathisia“. Die anfängliche Verwunderung darüber weicht Gefallen. Für Liebhaber des elektronischen Sounds, aber ohne Einschläge von Techno, was dieser Musikrichtung oftmals – und teilweise zu Unrecht – vorgeworfen wird.
Schneller ist nur „Mindcontrol“. Fast schon schrill wirkt die Melodie hier, aber sie zieht mit und rundet die EP gekonnt ab.
Alles in allem eine ruhige Platte, zum Entspannen, zum Verschnaufen, bevor es dann mit härteren Klängen weitergehen kann. Deutlich sind die Vielfalt zu spüren und der Spaß, den Dennis K. an der musikalischen Arbeit hat. Er probiert sich aus, versucht, immer Neues zu produzieren und vermittelt das gekonnt.

Anspieltipp: Mindcontrol


Dystrance – Mindcontrol Vol. 1 (EP)
VÖ: 28.04.12
Label: Schönklang
Tracklist:
01 – The Realms Of Luna
02 – Deep And Beyond (Jazz House Dub)
03 – Le Coeur De La Mar
04 – Akathisia
05 – Night Of Broken Glas
06 – Beneath You
07 – Mindcontrol
08 – The Realms Of Luna (Short Eclipsed)
09 – Mindcontrol (Timeline Mixshow Edition)

„I hate to love you, but I do…“

Die Fans haben sehnsüchtig gewartet, dass der 17.02.12 kommen möge. Nicht, weil die Faschingsferien in Bayern beginnen, sondern weil an diesem Tag eine neue Scheibe der St. Pauli Band Lord of the Lost in die Läden kommt. Die Hamburger, die sich selbst nicht in ein Genre zwingen lassen wollen, sich mal als „Pussy-Wetting-Goth-Rock“ vorstellen oder von Amazon jüngst als „Glam-Goth-Rock“ bezeichnet wurden, machen ihr eigenes Ding und bieten dabei eine breite Palette an musikalischen Stilrichtungen. Auch die neue EP „Beside & Beyond“ scheint so gar nicht zu dem bisherigen zu passen – und schließt genau deswegen nahtlos an die beiden letzten Alben an.
Der Vorverkauf begann am 15.01. und war gigantisch. Die eigentlich auf 1000 Exemplare limitierte EP ging weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln, landete auf Anhieb auf Rang 6 der Amazon Bestseller in der Sparte Musik und war Aufsteiger des Tages. Mit einem derartigen Erfolg hatte niemand gerechnet und nicht ohne Stolz teilte Bandleader Chris „The Lord“ Harms mit, dass es nicht bei den 1000 Exemplaren bliebe.

Nun ist sie also da, sehnsüchtig erwartet und die Zeit bis zum Album, das Mitte September erscheinen soll, überbrückend.
Sieben Titel, von denen keiner neu ist. Lediglich „Beyond Beautiful“ ist relativ unbekannt und stammt vom vergriffenen The Pleasures-Album „Oh Yeah“ von 2008. Ein sehr gefühlvoller Song, weiche Klänge, die ruhige Stimme des Sängers, der mal wieder Herzschmerz ins Mikro haucht, ohne dabei kitschig zu werden. Mit einer Melodie, die dahinplätschert, wird einmal mehr beschrieben, dass es mit der Liebe nicht so einfach ist und man jemanden hassen und gleichzeitig so sehr lieben kann. Unter der Regie von Moritz Krebs haben die Hamburger dazu einen Clip gedreht, der heute pünktlich um 12 Uhr auf youTube online gestellt wurde. Mit viel Gefühl und Ästhetik ist ein nicht jugendfreies Video entstanden. Von der anfänglichen Liebe zwischen den beiden Darstellern wird man eingefangen und sicherlich schlagen Frauenherzen höher, wenn der Chris Harms sich unbekleidet zeigt und dem wunderschönen und elfengleichen weiblichen Geschöpf widmet. Fast fühlt man sich als Voyeur, der da absolut nichts zu suchen hat. Im Vergleich zum Clip zu „Sex On Legs“, der das Sexuelle in der härteren BDSM-Gangart dargestellt hatte, lässt „Beyond beautiful“ kaum einen Wunsch von Romantikern unerfüllt. Bis Harms der Frau unter ihm ins Gesicht schlägt, sie würgt und fassungslos auf die zitternden Hände blickt, die so sanft und doch so brutal sein können. Detailaufnahmen der hübschen Darstellerin zeigen wundervolle lange Wimpern, die noch einmal unschuldige Schönheit repräsentieren. Der Song, um den es eigentlich geht, ist nur musikalische Untermalung, achtet man aber auf Text und Bild wird deutlich, wie fein beides aufeinander abgestimmt wurde.

Doch nun zurück zur EP, die mit dem zweiten Song Fans und Band einen Wunsch erfüllte. Letztere bekam nämlich endlich das Okay für die Coverversion von Lady Gagas „Bad Romance“, eine kleine Hommage an die vom Bandleader verehrte Sängerin. Live performen Lord of the Lost schon seit langer Zeit dieses Lied – und das auf beindruckende Weise. Wenn es dunkel ist und man eine „Gothic-Rock-Band“ vor sich hat, erwartet man kaum etwas aus den aktuellen Charts, das Chris Harms mit nicht weniger Sexappeal dem Publikum entgegenschleudert, als es Lady Gaga tut. Immerhin war es derart beeindruckend, dass ich auf die Band aufmerksam wurde, obwohl der Rest des damaligen Auftritts ein Rückkoppler-Desaster war. Trotzdem ist „Bad Romance“ etwas ruhiger als das Original und die musikalische Umsetzung mit Gitarrenklängen und wenig aufdringlichen Drums gefällt mir persönlich erheblich besser.

Auch „Dry The Rain“ ist dabei. Der Song vom Debütalbum „Fears“, eine rockige Nummer, die sich den Schmerz von der Seele schreit, ist für die EP in einer Akustikversion aufgenommen worden. Leise Pianoklänge und ein bisschen Gitarre, mehr braucht Harms nicht als Untermalung für seinen Gesang. Etwas befremdlich ist es schon, die Nummer plötzlich in derart milder Form zu hören, aber das passt zum Setting der EP, wie man an anderer Stelle noch feststellen wird.

Wem The Pleasures kein Begriff sind, hier eine kurze Einführung: Die ehemalige Band von Chris Harms ist ein Hamburger Glam-Rock-Quintett – dessen Drummer Christian „Disco“ Schellhorn seit Januar auch für Lord of the Lost die Sticks schwingt. Auf ihrem Album „Oh yeah“ von 2008 findet sich neben „Beyond Beautiful“ die schöne Ballade „October 29“, die nun auch ihren Weg auf die EP gefunden hat. Unterschiede? Ja, die gibt es, aber die sind recht marginal und würden sich in musiktheoretischen Details verlieren. Mal wieder ist von Liebe, von Angst und von allem die Rede, was weniger wert ist, was so nebenbei läuft, bis man die Eine im Leben trifft. Wunderschön für Verliebte eben.

Eine Pianoversion von „Love Is Not Enough“ vom „Antagony“-Album, stellt einmal mehr die Stimme des Bandleaders ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Das Piano ist nur Beiwerk, spielt die bekannte Melodie. Es fehlen die härteren Passagen vom Original, es fehlt das Verzweifelte, Aggressive, das man gewohnt ist.
Dafür wird das traurige „Sooner or later“, das allzu gerne als Zugabe bei Live-Auftritten gegeben wird, etwas melodiöser. Da ist plötzlich viel mehr Gitarre und Schlagzeug dabei, als auf dem „Fears“-Album, auch wird mehr ins Mikro geschrieen. Die dargebotene Live-Version versetzt diejenige noch einmal zurück zu dem Zeitpunkt, als Harms auf der Bühne kniete und dieses Lied als Abschluss eines Konzertes gegeben hat. Da hilft nur noch eins: Augen schließen und etwas mehr als vier Minuten träumen!

Mit Mono Inc. waren die Hamburger Glam-Goth-Rocker auf Tour. Dadurch sind sie einem breiteren Publikum überhaupt erst bekannt geworden. Nun haben sich die Bands zusammengetan und das oben bereits erwähnte „Dry The Rain“ gemeinsam als Orchester-Version eingespielt. Wer sich in Musik fallen lassen kann, der möge es tun und hier die Augen schließen. In meinem Kopf laufen dabei Bilder ab, nein, sogar ganze Filme: „Braveheart“, „Der Herr der Ringe“ oder auch ganz schnulzig „Vom Winde verweht“, denn das Stück würde so gut passen, wenn Scarlett ihrem Rhett in die Arme fliegt, die Gefährten gen Mordor ziehen oder Wallace für die Freiheit stirbt. Viel zu schnell aber ist es vorbei, leider. Diese Version hätte gerne doppelt so lang sein können.


Dank an Drummerin Any Wayst und Gitarrist Sebsta Lindström, die Ende 2011 die Band verlassen haben.

Fazit: Lohnt sich diese EP? Auf jeden Fall! Sie ist nachdenklich, zurückhaltend und traurig, wenn man sich denn so weit auf Musik einlassen möchte. Im Vordergrund steht die ruhige und dunkle Stimme von Chris Harms, der einmal mehr sein gesangliches Können unter Beweis stellt und damit absolut überzeugt. Die Instrumente treten meist in den Hintergrund und sind schmückendes, aber gelungenes Beiwerk. Ein richtiger Ohrwurm ist nicht dabei, dafür ist die EP auch nicht gemacht. Sie vermittelt viele Emotionen, Liebe, Freude, Hass, Trauer und einen großen Freiheitsdrang.

Lord of the Lost stehen derzeit mit Eisbrecher auf der Bühne, im Frühling / Sommer sind sie auf Festivals zu erleben und im Oktober 2012 als Support der Letzten Instanz.

Anspieltipp: Bad Romance

Lord of the Lost – Beside & Beyond
Label: Out of Line
17.02.2012
Preis: 9,99 € (Digipack: 4,73 €)

Beyond beautiful
Bad Romance
Dry The Rain (Acoustic Version)
October 29
Love Is Not Enough (Piano Version)
Sooner or Later (Stage Version)
Dry The Rain (Orchestra Version fest. Mono Inc.)

„Never again I see your face“

FragileChild können auf ein gutes Jahr zurückblicken. 2011 startete mit der Unterzeichnung des Plattenvertrags beim Label Schönklang, es folgten die „Selfhate-EP“ und die Auskopplung von „Ways of Redemption“ im Sommer. Neben zahlreichen Auftritten in Deutschland und den Niederlanden stand im September ein besonderes Highlight an: FragileChild waren als Support beim Gig der Hamburger Goth-Rock-BandLord of the Lost in Nürnberg dabei.
Bereits im Dezember wurde das aktuelle Album „Pulse of Life“ veröffentlicht. Mittlerweile haben die beiden Franken Dennis und Mex einen Musikclip zu „Deep Inside“ auf youTube gestellt. Der Song wird zudem im März 2012 als Remix auf einer DigitalSingle erscheinen. Keine Geringeren als Lord of the Lost haben sich dessen angenommen.
Zuvor veröffentlichen FragileChild aber am 27.01.12 die gleichnamige Single.

Eine ruhige Melodie durchsetzt mit etwas E-Gitarre und Elektro, so beginnt die Scheibe „Fragile Child“. Der Song „Foreve(r)“ lässt Raum für Träume und Erinnerungen: an die Liebste, an einen nahestehenden Menschen, an die, die uns verlassen haben. Beruhigend und fast tröstend klingt die Musik. Sicherlich ist es kein Titel, den man in Discotheken hören wird, aber für zu Hause, für besinnliche Minuten ist er genau richtig.
„Fragile Child“ hingegen wartet mit mehr elektronischen Klängen auf. Schnellere Beats und die unverkennbare Stimme von Sänger Dennis K. stehen hier im Vordergrund. Für alle Tänzer und Liebhaber des Darkwave à la Blutengel ist das Stück bestens geeignet. Der Text hingegen ist eher deprimierend. Vom Hineingeboren-werden in eine Welt voller Hass ist die Rede, von Leid und Schmerz; eben von allem, was ein Kind fragil, also zerbrechlich macht. Der Song ist eingänglich und hat Passagen, die aus reinen Synth-Flächen bestehen. Diese nehmen kurzzeitig das Tempo und die Härte aus dem Lied.
Mit einem schnellen Elektrobeat wird das letzte Stück eingeleitet. Ebenfalls sehr gut tanzbar und durchaus für den Mainstream geeignet. Vom Text sollte man sich dann allerdings nicht beeinflussen lassen. Der ist wieder melancholisch und stimmt sehr nachdenklich. „Wherever you are“ spricht vom Verlust, von einem leeren Platz im Leben und Blumen auf einem Grab. Fast erscheint es, als würden die Franken hier all ihren Schmerz rausbrüllen. Wer das aber ausblenden kann oder sich davon nicht beinträchtigen läßt, der hat hiermit einen wirklich guten, tanzbaren Song für die nächste Industrialparty vorliegen.

Fazit: Die Single ist gelungen und macht Lust auf mehr. Ein guter Start in ein neues Jahr ist hiermit gemacht und trotz der Melancholie, die in allen drei Titeln mitschwingt, deprimiert die CD nicht. Im Gegenteil: Es fällt schwer sitzenzubleiben und nicht das Tanzbein zu schwingen und sich passend zur Musik zu bewegen.


FragileChild – Fragile Child
Label: Schönklang
VÖ: 27.01.12

Foreve(r)
Fragile Child
Wherever you are

„Krieger in Gottes letztem Reich“

 

„Hart, eingängig, tanz- bar!“ Stahlmann haben hohe Ansprüche an ihr neues Album „Quecksilber“. Ob sie ihnen aber auch gerecht werden können?
Die CD enthält neun Tracks, die Limited Edition zusätzliche vier. Mit „Engel der Dunkelheit“ beginnt das Werk. Langsame Klänge und die tiefe Stimme von Martin Soer, der auch gleich verlangt, dass die Engel leiden. Es ist ein guter, eher ruhiger Auftakt der Scheibe.
Ganz anders sieht es da schon mit „Spring nicht“ aus. Auch wenn der Titel an Tokio Hotel erinnert, der Text tut es nur bedingt. Hier schreit der Sänger: „Spring, spring, spring!“ bis gegen Ende des Refrains endlich das „Nicht“ kommt. Sehr schön: Während der Strophen bekommt man das Gefühl, man würde laufen, wie der besungene Junge, der genug hat vom Leben. Hier gehen die Melodien mit Geschichte mit.
Passend zum Titel „Tanzmaschine“ bietet der Sound eine gute Grundlage, um sich zur Musik zu bewegen, die mit einfachen Drums, E-Gitarre-Klängen und Keyboard auskommt. Inhaltlich wird man stets zum Tanzen im Einheitstakt aufgefordert.
Ein bisschen muss ich an Rammsteins „Engel“ denken. „Asche“ kommt mit ähnlichen Passagen aus und würde Soer nicht einen anderen Text ins Mikro hauchen, würde man kaum einen Unterschied erkennen.
Ihrem Anspruch, hart zu sein, werden die Stahlmänner beim nächsten Song gerecht. Was man im Industrial-Metal-Gothik-Bereich als hart bezeichnen kann, wird bei „Mein Leib“ aufgeboten, auch wenn sicherlich noch mehr möglich wäre. Das beweisen die beiden dann mit „Am Grunde“. Kraftvoll beginnt die E-Gitarre das Thema zu spielen – das leider schon wieder an die Kollegen von Rammstein erinnert. Dafür hat das Lied aber Hymnencharakter und der getragene Refrain ist leicht eingängig.
„Goetter“ und auch „Schmerz“ sind schöne Stücke, die mit viel E-Gitarre auskommen und durchaus Möglichkeiten zum Tanzen bieten. Auch die Köpfe können hierzu geschüttelt werden. Da achtet man ausnahmsweise weniger auf die Texte, die bei anderen Stücken im Vordergrund stehen.
Eher bedrohlich wirkt der Gesang bei „Diener“. Da bleiben die instrumentalen Passagen im Hintergrund.
Der erste Bonustrack „Herzschlag“ holt aus, um dem Album den letzten Schliff zu geben. Ruhige Strophen und etwas härtere Tonarten im Refrain, der leider ebenfalls an andere Bands erinnert, etwa an Tanzwuts „Ihr wolltet Spaß“ oder ähnliches. Vor allem der Gesang lässt einen an Teufel denken. Darauf folgen zwei Versionen von „Tanzmaschine“ und der Club Remix von „Mein Leib“.
Das Booklet ist in Schwarz, Silber und Rot gehalten. Wenig aufdringlich passen die Bilder zu den Themen mancher Songtexte, die ebenfalls abgedruckt sind. So sieht man ein menschliches Herz oder wohl Herakles, der Cerberus fest im Griff hat, um ihn lebendig vor Eurystheus zu bringen.

„Quecksilber“ soll hart, eingängig und tanzbar sein? Musikalisch wird durchaus immer wieder auf die Instrumente eingedroschen. Eingängig sind die Texte, die man bereits nach dem ersten Hören mitsingen kann und auf die anscheinend – und völlig zurecht – besonderer Wert gelegt wurde. Sie stehen deutlich im Vordergrund des Albums. Tanzbar? Nun, man kann auf fast alles tanzen und wer sich gerne auf Industrialklänge bewegt, der kommt bei diesem Album auf seine Kosten.
Leider muss ich aber sagen, dass mir das Album zu sehr nach anderen Bands klingt. Es gibt viele Parallelen zu Rammstein, Oomph!, oder gesanglichen Parts von Tanzwut und anderen. Das minimiert ein bisschen die Euphorie über das neue Werk von Stahlmann, die ab 20.01.12 mit Project Pitchfork und dem neuen Album im Gepäck auf Tour sind.
Die Anschaffung würde ich dennoch empfehlen, denn für sich betrachtet ist es ein gutes Album geworden, das hält, was es verspricht.

Anspieltipp: „Schmerz“


Stahlmann – Quecksilber
AFM Records
VÖ: 20.01.12
9,99 Euro (Ltd. Edition: 15,99 Euro)
Amazon

Tracklist:
Engel der Dunkelheit
Spring nicht
Tanzmaschine
Asche
Mein Leib
Am Grunde
Goetter
Schmerz
Diener

Limited Edition Bonus
Herzschlag
Tanzmaschine (Single Version)
Tanzmaschine (Club Remix)
Mein Leib (Club Remix)

„Dystrance ist ein Zustand relativer Hilflosigkeit, der durch stark automatisiertes Denken und Handeln charakterisiert ist. Hierzu zählen auch Gefühle wie Sinnleere, Entfremdung und das
Abgeschnitten Sein vom eigenen Wesen. Auch starke Ängste zählen dazu.“
Wenn man das liest, erwartet man vielleicht eine Band, die brutale Musik macht, mit harten Texten und mitreißenden Drums. Aber weit gefehlt. Dystrance ist das Soloprojekt des Gründers und Sängers der Gothic-Rock-Band FragileChild aus Franken. Dennis K. hat das reine Studioprojekt im Februar dieses Jahres ins Leben gerufen und bereits zwei Singles und eine EP veröffentlicht.
Er selbst beschreibt den Stil als Commercial-Future-Trance-Pop. Hört man sich die EP „Tanz“ an, die am 30. September erschienen ist, könnte man aber auch an Gothic denken. So wird beim Refrain des Titelsongs auch ein bisschen geshoutet, wenn Dennis K. sagt: „Du bist frei, gib nicht auf“.
Dystrance ist reine Elektro-Musik, wie es für das Trance-Genre typisch ist. Die EP ist mit schnellen und tanzbaren Rhythmen versehen. Vor meinem inneren Auge tauchen sofort dunkle Locations mit entsprechenden Strobo-Effekten auf, die gute alte Zeit. Das trifft dann doch meinen sonst eher andersartigen Musikgeschmack.
Ein wenig anders sieht das mit „Le Coeur de la Mer“ aus. Die Single ist am 14.11. als kostenloser mp3-Download erschienen. Eine Doppelsingle mit drei verschiedenen Versionen des Songs, die längste über sieben Minuten dauernd. Das Stück ist langsam, ohne Text und läuft schon den halben Tag auf meinem Laptop. Warum? Eben weil es ohne Gesang und allzu schnelle Beats auskommt, die meiner Konzentration wenig zuträglich sind. „Das Herz des Meeres“ fließt dahin und übertönt störende Nebengeräusche. Aber auch das genauere Hinhören lohnt sich, sind doch viele verschiedene Facetten der Electro-Richtung zu erkennen. Mal schneller, mal langsamer, mal schöne Synthesizer-Effekte, die ein bisschen an einen Chor erinnern.

Fazit: Um das Projekt kennenzulernen lohnt es sich auf jeden Fall, die Single runterzuladen. Aber um das gesamte Spektrum von Dystrance erfassen zu können, sollte man sich doch die „Tanz“-EP besorgen. Der eifrige Musiker hat noch weitere Singles angekündigt.

Wer selbst musikalisch ist, kann Teil dieses Projekts werden. Dennis K. sucht Gastsänger und begnadete Gitarristen, die am ersten Dystrance-Album mitwirken wollen. Melden kann man sich hier!

Provokant ist das schon: Vom Cover blicken blutrote Augen eines gekreuzigten Schafes mit Dornenkrone und Heiligenschein. Nur die Verletzung in der Seite fehlt, ansonsten wäre dieses Bild eine noch perfektere Blasphemie. Aber genau das scheinen Herzparasit mit ihrem Debüt-Album „Fromme Lämmer“ erreichen zu wollen. Provokation und Aufmerksamkeit.

Lange musste man auf diesen Silberling warten, war er doch schon vor einem Jahr angekündigt und wurde fleißig promotet durch YouTube-Videos. Wer Herzparasit aufmerksam verfolgt hat, kennt einige Songs bereits. Als Support von Stahlmann oder Megaherz haben sie sich bereits einen Namen gemacht.
Wer steckt dahinter? Zum einen natürlich Ric-Q Winther, Frontmann von redLine, Sänger, Texter, Schauspieler, Drehbuchautor und vieles mehr. Zuletzt konnte man ihn in München bei den Aufführungen des Theaterstücks „Der kleine Horrorladen“ sehen. Seine Bücher bestehen aus Kurzgeschichten, Beobachtungen und Gedichten, die er zum Teil selbst als „Hirnfick“ bezeichnet, und genauso schonungslos sind sie auch. Zum anderen ist da El Toro, bekannt durch Monztafarm und für Gitarre, Bass, Programming und ähnliches zuständig. Live kommen noch Mr. SM an den Drums und Ennio PG am Bass dazu.
Am 04.11.11 erscheint also endlich das langerwartete Debütalbum von Herzparasit – und beginnt mit ein paar Soundeffekten, die das Gedicht „Schwarzes Glas“ von Ric-Q untermalen. „Liebe ist die Beerdigung der Herzen und ein Gedicht der Grausamkeit“. Eine unromantische Ansicht, aber wer erwartet schon Romantik auf einem Industrialmetalalbum?
Mit „Angst für dich“ geht es weiter und hier hört man, dass auch der Rest der Band etwas auf dem Kasten hat. Mit Gitarrengeschrammel und Schlagzeug wird hier gearbeitet. Es sind nicht nur Elektro-Klänge, mit denen aufgewartet wird. Der dritte Song fetzt. Live klingt das „Alphatier“ sicherlich noch besser und ermuntert zum wilden Kopfschütteln.
Bei Liedern wie „Blut will fließen“, „Ein letzter Schnitt“ oder „Schmerz ist geil“ ist der Titel – zumindest textlich – Programm.
Abwechslung wird großgeschrieben. Es gibt immer wieder neue musikalische Elemente in den Songs, Soli, die überraschen, elektronische Einspielungen, die unerwartet kommen. Da fallen die Wiederholungen kaum auf, die man nur beim genaueren Hinhören bemerkt. Wer sich die Zeit nimmt, einmal auf die Texte zu achten, wird auch nicht enttäuscht werden. Ric-Q hat sich hier viel Mühe geben. Dabei will er einmal die Bibel umschreiben, singt über Schreie und Schmerz, Liebe und Hass, Sehnsucht und Amokläufe. Im Booklet kann man neben zahlreichen Fotos des Duos lediglich eine aussagekräftige Textzeile aus jedem Song lesen. Neben zum Teil harten und schonungslosen Worten, wird aber auch das bekannte Kinderlied „Schlaf, Kindlein, schlaf“ zitiert und umgedeutet, und Die beste Band der Welt, Die Ärzte, müssen mit einer Zeile aus „Schrei nach Liebe“ dienen. Manche mögen dies toll finden, mich hat vor allem die Textzeile aus „Schrei nach Liebe“ verwundert und ein wenig gestört. Die Ärzte sind halt doch etwas ganz anderes.
Alles in allem ein gelungenes Debüt, das vor allem demjenigen gefällt, der Ooomph!, Megaherz oder die zahmeren Rammstein-Songs mag. Lasst euch vergiften!

Anspieltipp: Alphatier


Herzparasit – Fromme Lämmer
Label: Echozone
VÖ: 04.11.11

Trackliste
Schwarzes Glas
Angst fängt dich
Alphatier
Dein Herz verliert
Blut will fließen
1000°
Rattenloch
Flaschengeist
Ein letzter Schnitt
Scharfer Schlaf
Giftschlange feat. Nemesis
Salz in meiner Wunder
Schmerz ist geil
Milch

Es beginnt ganz leise, das neue Album von FragileChild. Nun werden sicherlich einige fragen: Wer ist das denn?
FragileChild ist eine Band aus Nürnberg, die 2005 von Dennis K. gegründet wurde. Zunächst bestand das Projekt nur aus ihm, einem leidenschaftlichen Musiker, der schon früh begann, seine eigenen Werke zu komponieren. Im Zeitalter des Internets findet man sogar gleichgesinnte Musiker und via Myspace lernte er Mex M. kennen, der seit 2008 festes Mitglied des Duos ist. Die beiden machen Electro / Gothic / Rock und konnten sogar schon einen Hit in den Top20 der deutschem mp3-Downloadcharts landen. Weiterlesen

Weiße Nächte

Quelle: www.tanzwut.com

Zum zweiten Mal in diesem Jahr steht ein CD-Release von Tanzwut an. Nur drei Monate nach ihrer Akustik-CD „Morus et Diabolus“ veröffentlicht das Septett einen neuen Tonträger mit zwölf Songs.
Wie ein „Phönix aus der Asche“ scheinen sie endlich wiederaufstanden zu sein, mussten die Fans doch fünf lange Jahre warten. Teufel und seine Mannen haben sich Zeit gelassen, aber auch sehr viel Mühe gegeben. Nicht nur das Akustik-Album ist mit rein mittelalterlicher Musik ein gelungener Hintergrund und macht sie einmal mehr zu gern gesehenen Gästen auf Mittelalterfestivals.
Auch „Weiße Nächte“, das am 16.09.11 erschienene Album zeigt die Freude an der Musik.
Die Band setzt sich mittlerweile aus altbekannten und neuen Musikern zusammen. Neben Frontmann Teufel und Gitarrist Martin Ukrasvan gehören seit 2010 auch Bassist Der Zwilling und Dudelsackspieler Ardor und Thrymr zur 1999 gegründeten Band. Seit 2011 komplettieren Schlagzeuger Shumon und der Keyboarder und E-Drummer Jagbird das Septett. Die erfahrenen Musiker hatten dann auch nichts Eiligeres zu tun, als im Studio eine neue CD einzuspielen. Das Ergebnis lässt sich hören.
Die markante Stimme von Teufel besingt „Weiße Nächte“, „Gift“ und „Pest und Teufel“. Die Texte sind nicht braver geworden, sondern behalten ihre düstere Stimmung bei. Musikalisch wechseln sich rockig-schnelle Nummern mit langsamen und sanften Klängen ab. So ist „Bei Dir“ ein schönes Liebeslied, das auf den kommenden Konzerten vermutlich für den Einsatz von Feuerzeugen sorgen wird.
„Ein wahrer Spielmann“ beschreibt das Spielmannsleben, das Tanzwut nur zu gerne selbst ausleben. Tanzen, spielen, fliegen, küssen „bis die Welt versinkt“ und „das Herz zerspringt“, das muss ein wahrer Spielmann, der dabei immer Kind bleibt. Sicherlich erinnert dies ein bisschen an die Kollegen von Subway to Sally oder In Extremo, die das Spielmannsleben nicht minder blumig beschreiben.
Musikalisch erinnert „Du bist kein Gott“ mit entsprechendem Einsatz von Gitarre und Bass an Rammstein, vor allem wenn man den Einsatz des Dudelsacks im Refrain ausblendet.
„Folge Deinem Herzen“ schlägt in die gleiche Kerbe und sorgt damit für eine gute Mischung auf dem Album.
Schließlich bleibt Teufel aber auch immer seinen Wurzeln treu und singt „La filha dau ladre“, ein Lied, das Corvus Corax bereits 1993 auf ihrem Album „Inter Deum Et Diabolum Semper Musica Est“ eingesungen haben. Das Original stammt wohl aus dem 13. Jahrhundert und wurde von Tanzwut, die ihren Namen aus ähnlich ferner Zeit ableiten, mit schnelleren Klängen und modernen Instrumenten unterlegt.

Alles in allem ein gelungenes Album, für das sich die lange Wartezeit gelohnt hat. Auf der anstehenden Konzertreise wird wohl kaum einer die Füße stillhalten können und von der Tanzwut gepackt werden.
Mein Anspieltipp: Ein wahrer Spielmann.


Tanzwut – Weiße Nächte
Label: Teufel Records (Soulfood)
Release: 16.09.2011
Tracklist:
01 Weiße Nächte
02 Wie Phönix Aus Der Asche
03 Gift
04 Bei Dir
05 Ein Wahrer Spielmann
06 Rückgratreißer
07 Du Bist Nicht Gott
08 Wenn Der Letzte Vorhang Fällt
09 Folge Deinem Herzen
10 La Filha Dau Ladre
11 Königin Der Nacht
12 Pest Und Teufel