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Sie haben es wieder getan: Corvus Corax veröffentlichen am 25.11.11 ihr neues Album „Sverker“.
Schon im Vorfeld hatten sie täglich einen Song in Auszügen veröffentlicht, um auf die neue Scheibe aufmerksam zu machen. Dabei können sich die Könige der Spielleute, die eben noch in Mexiko gastierten und in den nächsten Tagen ihre Tour durch Deutschland beginnen, bereits großer Beliebtheit erfreuen, stehen sie doch seit 22 Jahren auf der Bühne und begeistern.
Ob Dudelsack, Schalmei, Trumscheit oder Percussion, die Spielleute wissen, wie man in alte Zeiten entführt.
Auch ihr neues Album ist schöne, gediegene Musik. Ruhige Töne schlagen sie dieses Mal an und begeben sich mit „Sverker“ auf die musikalischen Spuren des mittelalterlichen Nordeuropas. Zehn Länder wurden bereist, auf der Suche nach Inspiration, Legenden und Bräuchen. Dass Corvus Corax fündig geworden sind, beweisen sie eindrucksvoll.

Das Intro ist ruhig, dunkel, stimmt gut ein auf das, was kommt, als wolle es sagen: Setzt euch hin, entspannt euch, schließt die Augen und lasst euch in den Norden entführen.
„Gjallarhorn“ klingt nach Ankunft. Langsam und majestätisch beschreitet man den Bifröst, der in der Mythologie Midgard und Walhalla verbindet. Heimdal ist der Wächter der Götter und besitzt das Gjallarhorn. Wie ein langsamer Marsch auf dieser Brücke, auf dem Weg ins Walhalla schreitet die Musik voran.
Der dänische König „Sverker“ scheint in dem gleichen, schreitenden Stil aufzutreten, zumindest ähnelt das Thema des gleichnamigen Songs dem Vorangehenden.
Geradezu tanzen möchte man, wenn „Fiach Dubh“ erklingt. Eine kleine irische Kneipe vor Augen, Guinness trinkend und sich die roten Bärte zwirbelnd. Das kann ich mir sogar als Frau vorstellen, wenn ich der leichten Musik zuhöre und diese mich entführt aus dem kalten Deutschland.
„Trinkt vom Met, vom Bier und vom Wein. Alles, ja, alles, das muss hinein, und wenn dann die Nacht beginnt, füllet die Gläser hoch bis zum Rand!“ Kann man stilechter zum Trinken aufgefordert werden als durch dieses Lied?
Da passt es dann auch, dass der nächste Song uns noch einmal zum Trinken bewegen möchte, aber das Tanzen bitte nicht vergessen und die Liebe auch nicht! „The Drinking Loving Dancers“ hat Elemente eines ruhigen, hymnenartigen Gesangteils und die spielerische Leichtigkeit der Dudelsäcke, die man von Corvus Corax gewohnt ist. Selbst im Sitzen wippe ich mit, weil es bei diesem Lied gar nicht anders geht.
Flötenspiel beschreibt den Tag im Mai, der als nächstes mit sanfter Stimme besungen wird. Eine schöne Ballade, die nachdenklich stimmt. Da macht es auch nichts, dass man den Text nicht versteht.
„Havfru“ könnte die Jagd durch’s Wasser beschreiben, auf der Suche nach einem unglücklichen Seemann, der sich in die Meerjungfrau verliebt und ihrem tödlichen Gesang folgt. Der Trommelrhythmus zieht mit und wird sehr schön vom Dudelsack untermalt.
Militärisch hingegen klingt der Beginn von „Baldr“. Ein Aufmarsch zur Schlacht, die jungen Krieger noch alle angespannt und siegesgewiss. Das instrumentale Stück erinnert an die Kampfvorbereitungsszenen aus „Herr der Ringe“, „Die Chroniken von Narnia“ oder ähnlichen Filmen. Gegen Ende hin wird es schneller und ich habe das Gefühl, die Spannung steigt – worauf auch immer – bis es abrupt abbricht.
Ein Wikingerschiff, das langsam durch Wasser gleitet, oder doch ein Bach, der durch einen Wald rauscht, vielleicht auch der Klang der Räder einer Kutsche, die langsam auf unsicherem Weg gezogen wird. Ich kann mich nicht entscheiden, welche Assoziation am ehesten zum Beginn von „Ragnarök“ passt. Vielleicht doch das Schiff, das sich anschleicht, die Feinde ins schlafende Dorf bringt, die sogleich die Bewohner ermorden oder gefangen nehmen und die Besitztümer plündern, musikalisch sehr schön durch schnellen Trommelrhythmus, Schalmei und weitere Instrumente dargestellt. Fast anklagend erscheint dann eine helle, weibliche Stimme, als beweinte sie das in Flammen aufgegangene Dorf. „Ragnarök“ bezeichnet in der nordischen Mythologie das Schicksal der Götter, die in der letzten großen Schlacht gegen die Riesen kämpfen. Drei lange Jahre dauert der Kampf, der viele – und schließlich auch Odin – das Leben kostet. Im Weltbrand wird die ganze Welt zerstört. Doch am Ende entsteht ein neues Gleichgewicht zwischen Ordnung und Chaos, und Fimbultyr (Odin) kann eine neue Welt erschaffen. Es fehlen Blitz und Donner, es fehlt der richtige musikalische Weltuntergang, aber Corvus Corax setzen ihn in dunklem, ruhigem Ton um, mit sich wiederholendem „Ragnarök“. Ein würdiger Weltuntergang.
„Tjúgundi biðil“ ist kurz und rein instrumental, wie mir scheint eine Schalmei. Mich erinnert das Stück an Jagdsignale wie „Sau tot“ und vermutlich ist es so ähnlich auch gedacht.
Den Abschluss bildet das düstere “Na lamá-sa“. Nun ist es also vorbei mit der CD, scheint es zu sagen. Das gälische Stück geht auf das 10. Jahrhundert vor Christus zurück und es kommt bekannt vor. Ein passender Abschluss, der einen langsam wieder aufwachen lässt.

Fazit: Corvus Corax ist mit „Sverker“ wieder ein Glanzstück gelungen. Ruhiger zwar, aber nicht minder fesselnd wie die vorherigen Alben. Sie entführen, sie nehmen einen mit in die alte nordeuropäische Zeit und sorgen für ein Feuerwerk an Assoziationen. Ein sehr gelungenes Album.

Anspieltipp: The Drinking Loving Dancers


Corvus Corax – Sverker
VÖ: 25.11.11
Label: Soulfood

Tracklist:
1. Intro gjallarhorni
2. Gjallarhorni
3. Sverker
4. Fiach Dubh
5. Trinkt vom Met
6. The Drinking Loving Dancers
7. Lá í mbealtaine
8. Havfru
9. Baldr
10. Ragnarök
11. Tjúgundi biðil
12. Na láma sa

Mit Zylinder und Gehrock die galvanische Welt erobern! Das ist das Ziel des selbsternannten „Kammercores“ Coppelius. Nach drei Maxi-CDs und ebenso vielen Alben geht es für die sechs Musiker aus Berlin auf zu neuen Ufern. Das neue Lied „Ma Rue A Moi (Wer Großes Leistet…)“ ist ausschließlich als Download erhältlich und hat bereits im Vorfeld viel Zeit und Geduld gekostet. Wie Le Comte Caspar, Sänger und Klarinettist der Band, erzählt, gab es bereits bei der Aufnahme erste Kompromisse. So musste das Lied leider von ihm alleine gesungen werden, denn das Duett mit Max Coppella, ebenfalls Sänger und Klarinettist, klang grässlich. Auf ihrer Frühjahrskonzertreise stellen Coppelius das neue Stück mit sehr gut klingendem Duett der beiden Herren vor und begeisterten die Zuhörer. Doch die Fanatiker mussten sich lange gedulden, bis sie das Lied auch zu Hause anhören konnten. Bereits für Ende März war „Ma Rue A Moi (Wer Großes Leistet…)“ angekündigt worden, dann wurde Ostern als Erscheinungstermin angegeben und endlich veröffentlichten bekannte Downloadportale am Freitag, den 13.05.11, das langersehnte Stück. Thema sind Dankbarkeit und Anerkennung für große Künstler, denn Goethestraßen gibt es bereits genug, da erhebt das lyrische Ich Anspruch auf eine eigene Straße, Chaussee oder gar mehr.
Live zwar besser, hat das Lied durchaus Ohrwurmpotential und bringt Coppelius vielleicht mehr „Welthenruhm“ und auch die Aufmerksamkeit der Radiosender.

Auch die Fanatiker sind nicht untätig. Im Forum der Coppelianischen Gesellschaft, des Fanclubs des „Kammercores“, wurde ein Kreativwettbewerb zum neuen Ohrwurm ausgeschrieben. Etwa 30 Beiträge in den Kategorien Photographie, Malerei und Plastisches wird der jeweils beste Beitrag durch Abstimmung der Forenmitglieder und der Herren gekürt. Zu gewinnen soll es auch etwas geben, aber bisher war niemand bereit, darüber Auskunft zu geben. Außerdem findet ein Schachturnier statt, an dem sich auch Max Coppella und Le Comte Caspar beteiligen werden.
Es tut sich also einiges im Herrenhaus und zwischendrin bereitet man sich auf die kommenden Auftritte auf dem WGT, Schloßhof-Festival und Mera Luna vor. Die nächste Konzertante Reise ist auch schon angekündigt für Dezember/ Januar. Weitere Informationen und alles rund um Coppelius gibt es hier.